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Angst vor Chinas Angriff : Der Ukraine-Krieg - eine Warnung für Taiwan?

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Das russische Verhältnis zur Ukraine erinnert entfernt an die chinesischen Machtanprüche gegenüber der Provinz Taiwan. Die Angst in Taipeh vor einer Invasion Chinas wächst.

China, Taiwan, Xiamen: Taiwanesische Flagge über der Insel Shihyu vor der chinesichen Küste.
China beobachtet den Ukraine-Krieg genau und könnte einen möglichen Angriff auf Taiwan vom Verlauf des russischen Angriffskriegs abhängig machen.
Quelle: Reuters

Noch ist es nur eine Übung des taiwanesischen Militärs, die vor wenigen Tagen auf einer verlassenen Insel nahe der Küste Chinas stattfand. Dort wehrt sich aus allen Kanonenrohren das Land gegen eine mögliche Invasion Chinas. Die abgefeuerten Bomben versenken zielgenau rote Kreuze im Meer, die wohl chinesische Kriegsboote symbolisieren sollen.

Selbst der Nahkampf wird geprobt. Die chinesischen Soldaten, in der Übung an den roten Helmen erkennbar, verlieren den Zweikampf. Diese Bilder veröffentlichte das taiwanesische Militär zuletzt. Sie sollen die Entschlossenheit beweisen. Die Botschaft Taiwans an den großen Nachbarn. Wir werden uns verteidigen, wenn ihr uns angreift.

Taiwan, Dongyin: Ein Ziel für Artillerieübungen wird im Meer platziert. Archivbild
Ein Ziel für Taiwans Artillerieübungen wird im Meer platziert.
Quelle: Ann Wang/Reuters

Seit Putin die Ukraine bombardiert, gibt es eine neue Redensart in der Hauptstadt Taipeh. Die Ukraine von heute ist das Taiwan von morgen. Denn der chinesische Präsident Xi wird nicht müde, bei jeder Rede zu betonen, dass die Vereinigung Chinas mit Taiwan seine historische Mission ist. Notfalls warnt er, werde dies mit Gewalt geschehen. Seitdem Ukraine-Krieg wirken solche Worte noch bedrohlicher.

China rüstet auf

Denn der chinesische Präsident Xi und der russische Präsident Putin inszenieren auf der Weltbühne eine Art Seelenverwandtschaft. Zwei Diktatoren, die sich missverstanden und von den USA verfolgt fühlen. Sie eint die Feindschaft gegen den Westen und der tiefe Glaube, dass die internationale Ordnung ihre Interessen nicht akzeptiert. Was für den Russen die Osterweiterung der Nato ist, ist für den Chinesen die Militärpräsenz der USA im südchinesischen Meer. China betrachtet diese Region als ihren Hinterhof. Und Taiwan als einen Teil vom Reich der Mitte.

Pekings Führung bereitet sich systematisch auf den großen Konflikt mit Taiwan und Amerika vor. In den letzten zehn Jahren sind Chinas Rüstungsausgaben um 76 Prozent auf 252 Milliarden gestiegen. Xi ließ Mitte Oktober letzten Jahres schon mal die Invasion Taiwans trainieren. Nach US-Geheimdienst-Informationen wird China militärisch spätestens in sechs Jahren soweit aufgerüstet sein, dass es dem US-Militär in der Region die Stirn bieten kann.

Putin hat USA und Europa zusammengeschweißt - ein Dorn in Chinas Augen

Xi hielt die Vereinigten Staaten bis vor kurzem noch für angeschlagen. Innenpolitisch zerstritten, außenpolitisch nach dem chaotischen Afghanistan-Abzug blamiert. Doch diese Sichtweise hat sich nun ein wenig geändert. Der Westen reagiert auf Putins Invasion entschlossen und geeint.

Putin ist etwas gelungen, was China unbedingt verhindern wollte. Er hat die USA und Europa zusammengeschweißt, und er hat der Nato mit dem Angriffskrieg neues Leben eingehaucht. Im Moment werden wohl viele chinesische Offiziere Putins Fehler genau studieren. Für Peking dauert dieser Krieg jedenfalls viel zu lange.

Taiwan für USA wirtschaftlich relevant

Keiner weiß, was Präsident Xi am Ende macht. Aber viele Beobachter gehen davon aus, dass der Verlauf des Ukraine-Krieges eine abschreckende Wirkung hat. Denn die Reaktion der Amerikaner auf eine chinesische Invasion Taiwans wäre nicht weniger entschlossen als im Falle der Ukraine. Taiwan ist für die Vereinigten Staaten wegen seiner Halbleiter-Industrie geostrategisch von sehr großem, nationalem Interesse.

Wahrscheinlich wird Xi abwarten, weiter aufrüsten und schauen, wie lange die Geschlossenheit des Westens hält und ob die USA im nächsten Wahlkampf auseinanderfallen. Er wird Chinas Wirtschaftsmacht ausbauen, die Abhängigkeit von Taiwan erhöhen und versuchen, das Land zu destabilisieren.

Am Ende gilt eine Redewendung, die hier in Peking im Umlauf ist: Taiwan zu kaufen, ist billiger, als es umzubringen. Präsident Xi hat Zeit, sie wahr werden zu lassen. Er wird im Oktober auf Lebenszeit als Präsident gewählt.

Ulf Röller leitet das ZDF-Studio in Peking.

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