Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen ist für eine zweite Amtszeit wiedergewählt worden. In ihrer Siegesrede in Taipeh dankte die Amtsinhaberin den Wählern.
Die taiwanische Präsidentin Tsai Ing-wen ist wiedergewählt worden. Die resolut für die Selbstständigkeit Taiwans eintretende Amtsinhaberin erhielt bei der Präsidentenwahl am Samstag nach Auszählung von fast allen abgegebenen Stimmen 57,2 Prozent. Der für freundschaftliche Beziehungen zu Peking eintretende Kandidat der Nationalistischen Partei, Han Kuo-yu, kam auf 38,6 Prozent, ein dritter Kandidat, James Soong, landete weit abgeschlagen.
- Taiwaner trotzen Peking
Taiwan wählt - und die amtierende Präsidentin hat gute Chancen auf eine zweite Amtszeit. Wegen des wachsenden Drucks aus Peking scharen sich die Menschen um Tsai Ing-wen.
Ausgezählt waren nach Angaben der Wahlkommission 99,75 Prozent der Stimmen. Han räumte vor seinen Anhängern seine Niederlage ein. Er habe Tsai angerufen und ihr zum Sieg gratuliert, sagte er in der Stadt Kaohsiung, deren Bürgermeister er ist.Tsai richtete angesichts ihres Wahlsiegs eine selbstbewusste Botschaft an China, das Taiwan als abtrünnige Provinz betrachtet.
Hongkong-Proteste genutzt
"Heute möchte ich die Pekinger Behörden erneut daran erinnern, dass Frieden, Gleichheit, Demokratie und Dialog die Schlüssel zur Stabilität sind", erklärte sie. Das demokratische Taiwan und seine gewählte Regierung würden niemals Drohungen nachgeben. "Ich hoffe, Peking wird guten Willen zeigen", fügte sie hinzu.
Tsais Fortschrittspartei hatte die Kommunalwahlen im Herbst 2018 krachend verloren, doch die Präsidentin hatte im vergangenen Jahr in Umfragen aufgeholt und lag zuletzt deutlich vorn. Unter anderem nutzte sie die Proteste von Demokratieaktivisten in Hongkong als Argument für ihre Unabhängigkeitspolitik.
Drohungen aus China
Das von China für Hongkong und eine mögliche Wiedervereinigung mit Taiwan propagierte Prinzip "Ein Land, zwei Systeme" funktioniere nicht, sagte sie. Auch die Drohung Chinas, sich Taiwan notfalls mit Gewalt einzuverleiben, war Wasser auf die Mühlen der Präsidentin. Geholfen haben ihr auch die Rückverlagerung von Hightech-Produktionsstandorten aus China nach Taiwan und steigende Löhne.
Die Nationalistische Partei mit ihrem eher chinafreundlichen Kurs war in dieser politischen Lage in eine defensive Rolle geraten. Neu gewählt wurde am Samstag auch das Parlament mit 113 Abgeordneten. Dort hält die Fortschrittspartei derzeit 68 Sitze, die Kuomintang 35. Die übrigen Mandate verteilen sich auf kleinere Parteien und unabhängige Politiker.