Nach drei Streikrunden ist die Lösung da: Die Deutsche Bahn und die GDL legen ihren Tarifkonflikt bei. Nun meldet aber die EVG neue Ansprüche an.
Die Lokführergewerkschaft GDL und die Deutsche Bahn haben im monatelangen Tarifkonflikt eine Einigung erzielt. Weitere Streiks wird es demnach nicht geben.
Der monatelange Tarifkonflikt zwischen Deutscher Bahn und Lokführergewerkschaft GDL ist gelöst. GDL-Chef Claus Weselsky sprach am Donnerstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bahn-Personalvorstand Martin Seiler in Berlin von einem "guten Kompromiss". "Die Rente ist sicher", sagte er mit Blick auf eine Verständigung zu den Betriebsrenten.
Seiler sagte, er sei "froh, mitteilen zu können", dass die Verhandlungen nun hätten abgeschlossen werden können.
Beteiligt an der Einigung waren auch die Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein und Niedersachsen, Daniel Günther (CDU) und Stephan Weil (SPD).
Welche Einigung gibt es bei den Löhnen?
Beide Seiten einigten sich auf eine Lohnerhöhung von 3,3 Prozent in zwei Stufen bei einer Laufzeit von 32 Monaten und zwei Corona-Prämien.
Zum 1. Dezember 2021 steigen die Bezüge zunächst um 1,5 Prozent, dann am 1. März 2023 um weitere 1,8 Prozent. Am 1. Dezember erhalten die Beschäftigten außerdem je nach Lohngruppe eine Corona-Prämie von bis zu 600 Euro. Am 1. März 2022 soll eine weitere Corona-Prämie von einheitlich 400 Euro fließen.
Was wurde mit Blick auf Renten beschlossen?
Die GDL willigte demnach in die geplante Umstrukturierung der betrieblichen Altersvorsorge ein; das bisherige System der Zusatzrente werde ab 2022 nur für Bestands-Mitarbeiter fortgesetzt, hieß es.
Die Einigung sieht vor, dass der Zusatzversorgungstarifvertrag wieder in Kraft gesetzt wird. Das bedeutet eine garantierte, lebenslange Betriebsrente für alle Eisenbahnerinnen und Eisenbahner, die bis zum 31. Dezember 2021 eingestellt werden.
Wer im Jahr 2022 bei der Bahn anfängt, bezieht von Beginn an 3,3 Prozent in einem Pensionsfonds und kommt so auch in den Genuss einer Betriebsrente.
Was ist mit dem Konflikt beim Tarifeinheitsgesetz?
Erstmals schließt die GDL neben dem Zugpersonal auch Tarifverträge für Mitarbeitende in Werkstätten und in der Verwaltung, jedoch nicht für die Infrastruktur. Geeinigt haben sich beide Seiten demnach auch auf ein Verfahren, mit dem festgestellt wird, welche Gewerkschaft in den jeweiligen Bahn-Betrieben die Mehrheit hat. Davon hängt nach dem Tarifeinheitsgesetz ab, welcher Tarifvertrag angewandt wird. Die GDL hat in 16 der rund 300 Bahn-Betriebe die Mehrheit, in 71 Betrieben muss es noch festgestellt werden.
Was war der Einigung vorausgegangen?
Die Bahn war den Lokführern am Wochenende entgegengekommen und hatte eine zusätzliche Entgeltkomponente in Aussicht gestellt. Die GDL hatte ihren dritten und bisher längsten Streik in dieser Tarifrunde am Dienstag vergangener Woche beendet.
Vorige Woche hatte die Gewerkschaft aber damit gedroht, Anfang dieser Woche mit der Vorbereitung des nächsten Arbeitskampfes zu beginnen, sollte das Konzernmanagement bis dahin kein verbessertes Angebot vorlegen.
Können Bahnkunden aufatmen?
Nach drei Streiks drohen damit vorerst keine weiteren Arbeitskämpfe der Lokführer mehr. Allerdings kündigte die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) am Donnerstag an, dem Unternehmen nun ihrerseits einen Forderungskatalog vorzulegen.
- Worum es im Tarifkonflikt bei der Bahn geht
Zum Streik bei der Bahn gibt es eine lange Vorgeschichte - und mittlerweile sind die Fronten zwischen Bahn und GDL verhärtet. Worum es beim Tarifkonflikt geht: ein Überblick.