Während in Russland viele gegen die Mobilisierung protestieren, beginnen in der Ukraine die Scheinreferenden. Die ukrainische Offensive kommt weiter voran - aber langsam.
Die von Kremlchef Wladimir Putin am 21. September angeordnete Teilmobilisierung ist bereits in vollem Gange. Nach Angaben von Verteidigungsminister Sergej Schoigu will Russland 300.000 Reservisten mobilisieren. Durchgesickerten Informationen zufolge ist jedoch geplant, insgesamt eine Million Reservisten in mehreren Phasen zu mobilisieren.
Teilmobilisierung weiträumig angelaufen
Die Mobilisierung hat in mehr als 40 russischen Städten zu Protesten geführt. Die Polizei unterdrückt diese mit harter Hand. Es wurden bereits mehr als tausend Demonstranten verhaftet. Einige der Festgenommenen wurden direkt im Rahmen der Mobilisierung eingezogen.
Reservistensystem lässt Mobilisierung stocken
Dies ist erst das dritte Mal in der Geschichte Russlands, dass eine Mobilisierung angekündigt wurde, und das postsowjetische Russland verfügte nie über die notwendigen Ressourcen für ein gut funktionierendes Reservistensystem. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die staatliche Verwaltung mit der ordnungsgemäßen Durchführung der Mobilisierung Schwierigkeiten hat.
Trotz des Versprechens von Schoigu, dass nur Männer mit militärischer Erfahrung mobilisiert werden und Studenten von der Mobilisierung ausgenommen sind, gibt es bereits Fälle, in denen völlig unausgebildete Männer einberufen wurden, ebenso wie einige Studenten.
Nach den vorliegenden Informationen trifft die Mobilisierung vielerorts überproportional häufig ethnische Minderheiten, insbesondere in den ärmeren Regionen wie Burjatien, Jakutien und Dagestan.
In der Region Cherson hat die Ukraine einige weitere Gebiete zurückerobert, kommt aber nur sehr langsam voran. In der Stadt Kyseliwka, einem Vorort von Cherson im Westen, wird noch immer gekämpft.
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Ukrainische Offensive kommt langsam voran - Russland fokussiert sich auf Donbass
Den ukrainischen Streitkräften in der Region Charkiw ist es gelungen, Brückenköpfe auf der Ostseite des Flusses Oskil zu befestigen. Dies dürfte die Versuche Russlands vereiteln, den Oskil als dauerhafte, stabile Verteidigungslinie zu nutzen.
Die russischen Bodentruppen konzentrieren ihre Bemühungen weiterhin auf den Donbass. Dort gelang es den russischen Streitkräften, nach wochenlangen schweren Kämpfen die östlichen Teile von Bakhmut einzunehmen.
Die Ukraine werde nicht stillstehen, sagte Präsident Wolodomyr Selenskyj am Wochenende.
Die von den russischen Streitkräften in der Region Charkiw zurückgelassenen Landminen verwunden immer wieder Zivilisten. Viele Minen wurden offenbar nicht hinterlassen, um die ukrainische Gegenoffensive zu verlangsamen, sondern um zurückkehrende Zivilisten zu schädigen.
Zwangsabstimmungen zum Anschluss an Russland
Am 20. September kündigten die separatistischen Verwaltungen der besetzten Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson an, dass sie zwischen dem 23. und 27. September Volksabstimmungen über den Beitritt zur Russischen Föderation abhalten werden. Die Abstimmungen haben bereits begonnen.
Der Prozess ist reine Augenwischerei; er erfüllt nicht einmal die grundlegenden rechtlichen Anforderungen an ein Referendum. Das Ergebnis des Referendums - das in keiner Weise legitim ist - steht bereits im Vorhinein fest. Im Anschluss wird der Kreml sehr wahrscheinlich die Annexion der vier Regionen ankündigen.
Sowohl die Ukraine als auch wichtige westliche Länder haben bereits angekündigt, dass sie weder das "Referendum" noch die Annexion anerkennen werden. Gleichzeitig erklärte Russland, die "befreiten" Gebiete notfalls auch mit Atomwaffen zu schützen.
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Liveblog- Aktuelles zum Krieg in der Ukraine
Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.