US-Präsident Biden hat Kremlchef Putin getroffen. Es gibt viele Themen zu besprechen, aber nur spärliche gemeinsame Ergebnisse. Vor der US-Presse gerät Biden in Erklärungsnot.
Am Ende des Gipfels kommt das dicke Ende nach – für Joe Biden. Es ist die Szene nach seiner Pressekonferenz, als CNN-Korrespondentin Kaitlan Collins noch mal nachhakt, wie das Genfer Treffen denn nun Putins Verhalten ändern soll.
Der US-Präsident verliert die Fassung. Mit erhobenem Zeigefinger kommt er auf die Journalisten zu: "Ich sagte, ich sagte, ich sagte…", und dann wiederholt er, was er zuvor schon mehrfach vom Podium angeführt hatte. Das Verhalten Russlands ändere sich, wenn es durch seine Taten den Respekt der Welt verliere.
Putin zeichnet eigenes Bild
Für die US-Presse klingt das wenig überzeugend. Denn Wladimir Putin hat zuvor sein ganz eigenes Bild gezeichnet von diesem Gipfel. Es habe keine Feindseligkeiten gegeben, bestenfalls Meinungsverschiedenheiten. Putin sagt lächelnd:
Der russische Präsident darf die Ergebnisse als erster vortragen. Verhandeln will man jetzt zu Abrüstung, Klimawandel, Cyberangriffen. Aber genüsslich fügt er hinzu, dass Russland mit Hacker-Attacken ja gar nichts zu tun habe. Die meisten Angriffe kämen doch aus den USA.
Biden spricht Menschenrechte an
Präsident Biden habe auch die Menschenrechte angesprochen, aber Putin verteidigt wortreich das Vorgehen gegen Oppositionelle wie Alexej Nawalny, der habe schließlich das Gesetz gebrochen. Und dann verweist er auch noch darauf, wie man in den USA mit den Menschen umgehe, die am 6. Januar das Capitol gestürmt hätten. Das seien doch auch nur Andersdenkende.
Ob Joe Biden seinem russischen Amtskollegen zu viel Bühne geboten hat? Ob er in den Gesprächen wirklich mit der Härte aufgetreten ist, die er öffentlich versprochen hatte – all das muss sich der US-Präsident bei seiner Pressekonferenz fragen lassen.
Auftritt gerät zum PR-Desaster
Der Auftritt gerät zum PR-Desaster, denn Biden gibt sich tatsächlich als Putin-Versteher. Er habe dem russischen Präsidenten erklärt, warum die USA seine Missachtung der Normen, Bürger- und Menschenrechte hart verurteilen müssen. Weil dies innerster Bestandteil, gewissermaßen das Erbgut, des amerikanischen Wertesystems sei.
Putin kann so etwas mit Achselzucken zur Kenntnis nehmen. Was kümmert ihn, wenn die Amerikaner sich aufregen, weil es halt nicht anders geht.
Biden: Es geht um Eigeninteressen
Nein, sagt Biden, "es ist kein Kumbaya-Moment wie in den 60er Jahren. Als wir uns liebhaben und umarmen wollten. Es ist sicher keinem unserer Staaten daran gelegen, uns in einem neuen Kalten Krieg wiederzufinden." Es gehe nicht darum, ob man sich gegenseitig vertraue, es gehe um Eigeninteressen, die eine Zusammenarbeit ermöglichen.
[Die Pressekonferenz von Joe Biden nach dem Treffen mit Präsident Putin in voller Länge]
Als besonderen Erfolg wertet der US-Präsident, dass die Verhandlungen über einen neuen Abrüstungsvertrag bald beginnen sollen. Selbst, dass die Botschafter, die beide Seiten im Streit abgezogen hatte, nun an ihre Arbeitsplätze zurückkehren, gilt als Erfolg der Gespräche von Genf. Biden betont:
Prüfung nach drei Monaten reicht US-Presse nicht
Aber dass Biden die Vereinbarungen nach drei Monaten prüfen will, reicht der Heimatpresse nicht. Kaitlan Collins von CNN listet all die Punkte noch einmal auf, bei denen es keine Zugeständnisse von Putin gab.
Was der Gipfel denn gebracht habe? Da wird der amerikanische Präsident patzig: "Wenn Sie das nicht verstehen, haben Sie den falschen Beruf.“ Er wendet sich zum Gehen und hinterlässt vor allem einen Eindruck: Joe Biden in Erklärungsnot.