Bei seiner ersten Rede nach Amtsende wird Donald Trump von Anhängern aus seiner Partei gefeiert. Unbeirrt durch die jüngste Niederlage kündigt er eine mögliche Kandidatur 2024 an.
Das jährliche Treffen der amerikanischen Konservativen - dieses Jahr hat es eher etwas von einer Sekte, einem Kult, der sich um den Heilsbringer schart. Es ist Donald Trumps erster öffentlicher Auftritt seit er im Morgengrauen am Tag der Amtsübernahme Joe Bidens das Weiße Haus verlassen hat. Wie in einem alternativen Universum huldigen sie ihm hier, als hätte er nicht Abgeordnetenhaus, Senat und Weißes Haus verloren. Als lebensgroße goldene Statue steht er in den Hallen des Hotels in Orlando.
Sie feiern ihn. Und Trump spult seine Greatest Hits ab - die größten Wirtschaftserfolge der Geschichte hätte er eingefahren, Einwanderer vom Übertritt über die Grenze abgehalten, eine schöne Mauer gebaut. Und: Er bleibt. Eine neue Partei wolle er nicht gründen. Seine Botschaft an Freund und Feind gleichermaßen: Ich bin da, ich bleibe und ich habe weiterhin Macht und Kontrolle über diese Partei!
- Trump will Führungsanspruch untermauern
Zum ersten Mal nach dem Amtswechsel im Weißen Haus hält Trump eine öffentliche Rede. Sein Auftritt bei der CPAC-Konferenz soll seine Macht in der republikanischen Partei festigen.
Trump greift seine Widersacher scharf an
Er wiederholt "The Big Lie", die Lüge der "gestohlenen Wahl", dass er nur wegen systematischen Betrugs die Präsidentschaftswahl 2020 verloren hat. Als hätte es den Sturm auf das Kapitol in Washington nie gegeben. Alle, die bei dieser Erzählung nicht mitgehen, greift er scharf an. Die Abgeordneten und Senatoren der Republikaner, die für das Impeachment gegen ihn gestimmt haben, zählt er namentlich auf. Loswerden müsse man die. Rache - ein Leitmotiv dieser Rede, "Payback time" nennen das die Amerikaner.
Dem Obersten Gerichtshof wirft er - wütend, wohl abseits des Skripts - vor, zu wenig Mut gehabt zu haben, ihm zur Seite zu stehen. Die Richter - immerhin drei von ihnen hat Trump selber ernannt - sollten sich schämen. Die Menge auf dem Konservativentreffen jubelt und ruft "You won", Du hast gewonnen! Trump antwortet: "Ja, das haben wir!" So werden Aufstände initiiert.
Parteiinterne Rivalen fürchten ihn
Doch was will Trump? Kandidat oder Königsmacher sein? Seine Basis hatte auf die Ankündigung seiner Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2024 gehofft. Aufstrebende Republikaner wie die Senatoren Ted Cruz oder Marco Rubio mögen genau das befürchtet haben.
Er beantwortet die Frage zu seinen Zielen nur zur Hälfte. Klar ist, er will Königsmacher der Partei sein. Er droht den Republikanern, die sich gegen ihn stellen und preist seine erfolgversprechende Unterstützung für wahlkämpfende Parteifreunde. Künftige Kandidaten für die Kongresswahlen 2022 werden sich von seiner Fürsprache weiterhin viel erhoffen und entsprechend Trump-freundlich agieren.
Wird Trump 2024 wieder kandidieren?
Ob er 2024 erneut antritt, lässt er offen. Ein typischer Trumpscher Cliffhanger. Sicher würde, so sagt er, 2024 wieder ein Republikaner ins Weiße Haus zurückkehren. Wer das wohl sein würde, fragte er vieldeutig. Er gibt vor zu kandidieren und zieht dann zurück - ein mögliches Szenario für die nächsten Monate. So behält er lange Aufmerksamkeit - und einen Hebel über die Partei.
Egal ist ihm dabei, dass er mit dieser Aussicht - oder Drohung - nochmals zu kandidieren, eine Erneuerung der Partei verhindert. Die, die kandidieren wollen, halten sich zurück und warten ab. Die Grand Old Party der Republikaner - eine zerrissene Partei im gefährlichen Wartezustand.