Trumps Rolle beim Kapitol-Sturm: Schluss mit Verharmlosung

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    Trumps Rolle beim Kapitol-Sturm:Schluss mit der Verharmlosung

    Elmar Theveßen
    von Elmar Theveßen, Washington D.C.
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    Trump sollte von jedem politischen Amt ausgeschlossen werden und gehört vor Gericht. An seinen Händen klebt das Blut derer, die beim Kapitol-Sturm verletzt oder getötet wurden.

    Kommentar von Elmar Theveßen
    Kommentar von Elmar Theveßen
    Quelle: ZDF/AP

    Hätten Sie mal zwei Stunden Zeit? Zugegeben, ein toller Krimi im ZDF oder ein spannendes Gesellschaftsspiel im Freundeskreis macht sicher mehr Spaß als die Lektüre des Dokuments, das wir Ihnen hier anhängen; aber Sie könnten derzeit nichts Erhellenderes, ja sogar nichts Wichtigeres lesen als diese Zusammenfassung des Untersuchungsausschusses zum Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021.
    Das Dokument belegt die Bedrohung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und die Zerbrechlichkeit der Demokratie durch eine Erregungs- und Lügenkultur, die von gewissenlosen Politikern, Publizisten und Populisten befeuert wird, nicht nur in den USA.
    Der komplette Untersuchungsbericht, der am heutigen Mittwoch veröffentlicht wird, umfasst übrigens Tausende von Seiten, insofern sind zwei Stunden Lesezeit für die 104-seitige Zusammenfassung (ohne Fußnoten) das Mindeste, das jeder investieren sollte, dem die Demokratie lieb ist.

    Beweise sprechen gegen Trump

    Die Beweislast ist erdrückend, dass Donald Trump und seine Gefolgschaft die amerikanische Demokratie zerstören wollten. Dieses letzte Wort ist das entscheidende: "wollten". Lückenlos belegen die Ermittler des Kongresses, dass die Beteiligten mit Vorsatz handelten, allen voran Donald Trump. Er war schon vor der Wahl entschlossen, eine Niederlage nicht anzuerkennen.
    Er verbreitete trotz gegenteiliger Beweise und wider besseren Wissens die Lüge von der angeblich gestohlenen Wahl. Er versuchte mit Versprechungen und Drohungen, Wahlbeamte und Politiker zur Manipulation der Wahlergebnisse anzustiften. Er rief den Mob nach Washington und stachelte ihn zur Gewalt auf, auch gegen seinen eigenen Vizepräsidenten Mike Pence. Er sah dann über Stunden tatenlos zu. Es sind seine eigenen Worte, die das alles beweisen. Und die Aussagen von mehr als 1.000 Zeugen, die meisten von ihnen sind Republikaner. Und die unzähligen Dokumente, darunter zahlreiche E-Mails und Direktnachrichten.

    Viele werfen sich schützend vor Trump

    Die erwähnten drei P’s - gewissenlose Politiker, Publizisten und Populisten - von denen es auch in Deutschland viele gibt, werfen sich gern schützend vor Trump, nehmen sein Narrativ von "Hexenjagd" willfährig hin, beschimpfen die 18-monatigen Ermittlungen des Kongresses als politische Verfolgung Andersdenkender, schieben die Ereignisse vom 6. Januar angeblichen Antifa-Provokateuren in die Schuhe oder verharmlosen sie als nur leicht überzogene Ausübung von Meinungs- und Versammlungsfreiheit.

    Wer das tut, beweist nur, dass es ihm an Achtung für Fakten, an Ehrlichkeit und Anstand fehlt.

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    Trump sollte von jedem politischen Amt ausgeschlossen werden

    Wie moralisch verkommen der ist, den viele immer noch als ihr Idol anhimmeln, wird an einem Satz im Bericht besonders deutlich: "Vom Ausschuss gesammelte Beweise zeigen, dass Präsident Trump zwischen der Wahl und dem 6. Januar ungefähr eine Viertelmilliarde Dollar an Spenden gesammelt hat."
    Die Spendenaufrufe, mit denen auch wir Journalisten täglich bombardiert wurden, beriefen sich immer auf den Wahlbetrug, den es nicht gab. Trump wusste ab dem 7. November, dass er die Wahl verloren hatte - auch das lässt sich belegen.
    Ein Abzocker, Lügner, Verschwörer und Aufrührer, der seinen Amtseid verraten hat, sollte von jedem politischen Amt ausgeschlossen werden.

    An den Händen von Donald Trump klebt das Blut derer, die am 6. Januar 2021 verletzt oder getötet wurden, und der Beweislage nach gibt es nur einzigen, richtigen Platz für ihn - vor Gericht.

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