Zwei Kandidaten wollen Premier in Großbritannien werden und auf Johnson folgen: Liz Truss und Rishi Sunak haben in einem TV-Duell über Steuern, China und den Brexit debattiert.
Im Rennen um die Nachfolge von Premierminister Johnson haben sich Rishi Sunak und Liz Truss bei ihrer ersten TV-Debatte einen offenen Schlagabtausch geliefert.
Im Rennen um die Nachfolge des britischen Premierministers Boris Johnson haben sich die beiden Kandidaten Liz Truss und Rishi Sunak in ihrem ersten TV-Duell einen harten Schlagabtausch geliefert.
Themen des am Montagabend vom Sender BBC moderierten Streitgesprächs zwischen der Außenministerin und dem früheren Finanzminister waren unter anderem die Steuerpolitik, der Umgang mit China und der Brexit.
Kandidaten schließen Regierungsposten für Johnson aus
Einen Regierungsposten für Amtsinhaber Boris Johnson schlossen beide aus. Der scheidende Premier benötige eine "wohl verdiente Pause", sagte Außenministerin Truss.
Zugleich kritisierte sie die Parteientscheidung, Johnson zum Rückzug zu zwingen. "Er hat Fehler gemacht, aber ich denke nicht, dass die Fehler ausreichend waren, dass die Konservative Partei ihn zurückweist", sagte Truss.
Ex-Finanzminister Sunak sagte, Johnson werde einer Regierung unter seiner Führung nicht angehören. "Die Antwort ist einfach: Nein." Die Partei müsse nach vorne schauen.
Nach der letzten Vorwahl zur Nachfolge Johnsons stehen die Finalisten*innen fest. Beide kämpfen mit Wahlkampfauftritten im Sommer um die Gunst der konservativen Parteimitglieder.
Truss kritisiert Sunaks Steuerpolitik
Sunak kritisierte in der Debatte Truss' Pläne für rasche Steuersenkungen. "Ich denke nicht, dass das richtig ist, ich denke nicht, dass das verantwortungsvoll ist, und es ist sicherlich nicht konservativ", sagte der Tory-Politiker. Steuersenkungen, bevor die Inflation unter Kontrolle gebracht werde, wären wie ein "kurzfristiger Zuckerschub".
Truss entgegnete, Sunaks Pläne würden Großbritannien in eine "Rezession" stürzen. Sie wolle sofort handeln, weil die Menschen Mühen hätten, über die Runden zu kommen. Truss versprach umgehend Steuerkürzungen durchzusetzen und dies mit Krediten zu finanzieren. Ihr Rivale im Rennen um die Tory-Parteiführung habe als Finanzminister die Steuern auf "den höchsten Satz seit 70 Jahren" angehoben.
Truss reagierte ungehalten und warf Sunak vor, auf das "Projekt Furcht" zu setzen und nur Ängste in der Bevölkerung zu schüren. Es sei vernünftig, Kredite aufzunehmen, um das Land nach der Corona-Pandemie wiederaufzubauen, die ein "Ereignis ist, wie es nur einmal in 100 Jahren" vorkomme, argumentierte sie.
Truss will gegen chinesische Konzerne wie Tiktok vorgehen
Truss warf Sunak in dem ersten von drei TV-Duellen auch vor, in der Vergangenheit einen zu weichen Kurs gegenüber China gefahren zu haben. So habe er sich noch vor einem Monat für "engere Handelsbeziehungen mit China" ausgesprochen. Dass sich Sunak nun am Wochenende für einen harten Kurs gegenüber Peking aussprach, kommentierte die 46-jährige Außenministerin mit den Worten: "Ich bin entzückt, dass du dich jetzt meiner Denkweise angeschlossen hast."
Der 42-jährige Sunak entgegnete, Truss habe mit Blick auf China ebenfalls eine Wandlung vollzogen. Auch sie habe in der Vergangenheit engere Beziehungen zu Peking gewollt. Truss kündigte nun an, gegen chinesische Technologiekonzerne wie TikTok vorgehen zu wollen, wenn sie Premier werden würde.
Truss in Umfragen deutlich vorn
Die Abgeordneten der konservativen Tory-Partei hatten Sunak und Truss für die Stichwahl für das Amt des Parteivorsitzenden und somit auch des Regierungschefs ausgewählt. Bei der Stichwahl können nun alle Parteimitglieder abstimmen. Das Ergebnis soll am 5. September verkündet werden. Meinungsumfragen sehen Truss bislang deutlich vor Sunak.
Johnson war am 7. Juli durch eine parteiinterne Revolte gegen seine viel kritisierte Amtsführung zum Rücktritt als Parteivorsitzender gezwungen worden, was auch das Aus für sein Regierungsamt bedeutete. Er will aber noch bis zur Bestimmung seines Nachfolgers Premierminister bleiben.
- Truss gegen Sunak: Das Duell spricht Bände
Sunak gegen Truss: Am Ende setzten sich die Favoriten für die Johnson-Nachfolge durch - auch wenn es knapper war als gedacht. Das sagt viel aus über den Zustand der Partei.