Kritik an Musk: Weitere Politiker prüfen Twitter-Abschied

    Kritik an Elon Musk:Weitere Politiker prüfen Twitter-Abschied

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    von Dominik Rzepka
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    Nach der Twitter-Übernahme durch Elon Musk könnten weitere Politiker das Netzwerk verlassen. Die Linken-Fraktionschefin denkt darüber nach, auch die Grünen prüfen Alternativen.

    Twitter - wie geht es weiter?
    Seitdem Elon Musk den Kurzmitteilungsdienst gekauft hat, ist Twitter immer mehr in die Schlagzeilen geraten. Auch die deutsche Bundesregierung blickt besorgt auf diese Entwicklung.14.12.2022 | 2:26 min
    Linken-Fraktionschefin Amira Mohamed Ali plant, sich bei Twitter abzumelden. Zwar habe sie im Moment noch einen Account auf dem von Elon Musk geführten sozialen Netzwerk, aber:

    Ich denke ernsthaft darüber nach, das sein zu lassen.

    Amira Mohamed Ali über ihre Twitter-Präsenz

    Mohamed Ali, die bei Twitter knapp 14.000 Follower hat, kritisiert unter anderem, dass Musk viele Angestellte entlassen habe und es vermehrt zu Hassnachrichten auf Twitter komme. "Das geht gar nicht", sagt sie auf ZDF-Anfrage.
    Auch die Grünen-Fraktionsvorsitzende Britta Haßelmann, die etwa 50.000 Follower hat, erwägt Konsequenzen. Zwar wolle sie Twitter nicht sofort verlassen, allerdings schaue sie sich bereits nach Alternativen um.
    FILE PHOTO: Twitter app is seen on a smartphone in this illustration taken
    Die Fraktionsvorsitzende der Linken, Amira Mohamed Ali, will wohl Twitter verlassen. Christian Dürr von der FDP will bleiben, die Grüne Britta Haßelmann setzt auf Alternativen.14.12.2022 | 0:20 min

    Antisemitismusbeauftragter: Klage gegen Twitter erfolgreich

    Twitter wird in Deutschland oft von Politikern, Journalisten und Meinungsmachern genutzt. Laut ARD/ZDF-Onlinestudie von 2022 verwendet etwa jeder zwanzigste deutsche User mindestens einmal pro Woche Twitter - Männer etwas häufiger als Frauen. Beobachter kritisieren allerdings, dass sich das Netzwerk nach der Übernahme durch den US-Unternehmer Elon Musk weiter radikalisiere.
    "Wir erleben gerade eine Diskursverschiebung nach Rechtsaußen", sagt Markus Beckedahl, Mitorganisator der Digitalkonferenz "re:publica". Er kritisiert, dass Musk extreme Meinungen poste, toleriere und den scharfen Ton auf der Plattform vorgebe.
    Der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume geht juristisch gegen Twitter vor. Er fordert, dass falsche oder ehrverletzende Tweets über Betroffene gelöscht werden müssen. Ein Gericht in Frankfurt gibt ihm jetzt Recht - und geht sogar noch einen Schritt weiter. Twitter muss künftig auch kerngleiche Äußerungen entfernen, sobald das Netzwerk von den konkreten Persönlichkeitsverletzungen Kenntnis erhält.

    Autorin Nocun: Bis zu 200 Hasskommentare




    Kanzler könnte bald Elton John folgen

    Zuletzt hatte der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) Twitter verlassen. Auch Popstar Elton John kündigte an, das Netzwerk nicht mehr nutzen zu wollen, weil es Fehlinformationen zulasse. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) prüft derzeit seinen Abschied von Twitter. Sein offizieller Account, der durch das Bundespresseamt betrieben wird, hat etwa 650.000 Follower.
    Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagt, noch sei die Schwelle nicht überschritten, den Account des Kanzlers zu löschen. Allerdings schaue sich die Bundesregierung die Entwicklung sehr genau an.
    Weiter twittern will hingegen FDP-Fraktionschef Christian Dürr. Er hat rund 12.000 Follower bei Twitter und plane nicht, das Netzwerk zu verlassen. Allerdings werde er es bewusster nutzen - und wählt dafür eine Beschreibung, die man auch von Cannabis kennt. "Auch da gilt ein verantwortungsvoller Konsum."

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