Russlands Agieren im Ukraine-Konflikt gefährde die europäische Friedensordnung, sagt Ex-Botschafter von Fritsch im ZDF. Dabei handle Moskau aus einer Situation der Schwäche heraus.
Krisendiplomatie und Putins Forderungen: ist ein Entgegenkommen nötig? Rüdiger von Fritsch, ehemaliger deutscher Botschafter in Russland, meint: "Man muss geeignete Sanktionen in Aussicht stellen."
Der Ex-Botschafter von Moskau, Rüdiger von Fritsch, schätzt die derzeitige Krisendiplomatie im Ukraine-Konflikt als erfolgreich ein. "Ich denke, es ist der Diplomatie im Moment schon gut gelungen, in einer Situation, in der Russland ultimativ Forderungen auf den Tisch legt, Fortschritte zu erzielen, indem wir in einem Gespräch miteinander sind", sagte er im ZDF-Morgenmagazin.
Dennoch müssen man nicht auf alle Forderungen Russlands eingehen, sagte von Fritsch weiter. Denn beim russischen Truppenaufmarsch ginge es nicht nur um eine "massive Bedrohung der Ukraine".
Es sei richtig, in dieser Situation an europäischen Werten und Prinzipien festzuhalten. "Aber: Wir können Gespräche anbieten", sagte von Fritsch.
Beim Treffen in Berlin gaben sich Kanzler Scholz und die Präsidenten Polens und Frankreichs einig: Europa muss alles dafür tun, eine Lösung im Ukraine-Konflikt zu finden.
"Nicht mehr in der Lage, wirtschaftlich mitzuhalten"
Das Agieren Russlands bezeichnete von Fritsch, der von 2014 bis 2019 Botschafter in Moskau war, auch als ein Zeichen der wirtschaftlichen Schwäche. "Wenn man will, dann kann man sehen, dass Russland aus einer Situation vergleichbarer Schwäche handelt. Das mag irritierend klingen, aber so ist es letztlich."
Russland würde seine Stärke aus dem Verkauf fossiler Energieträger wie Öl und Gas generieren, sagte der Kreml-Experte weiter. Doch die werde man Russland nicht endlos abnehmen. "Russland gelingt es nicht, die strukturellen Defizite seiner Wirtschaft zu beseitigen, also versucht man sich einzuigeln, zu konsolidieren, mitzunehmen,was geht."
"Sanktionen in Aussicht stellen"
Der Ex-Diplomat hält Sanktionen für das geeignete Mittel in der Ukraine-Krise.
Russland sei eine Autokratie, die davon lebe, ständig Geld auszugeben, um die Zustimmung der Bevölkerung zu erhalten, erklärte von Fritsch weiter.
"Und wenn man hier über gezielte Maßnahmen im Finanzbereich, beim Import bestimmter Produkte, im Bereich auch der Energiebeziehungen nachdenkt, dann kann das dazu führen, dass die russische Führung umdenkt."
- Einig im Ziel: "Krieg in Europa verhindern"
Bei einem Treffen in Berlin haben Frankreich, Deutschland und Polen Einigkeit mit Blick auf die Ukraine demonstriert. Gemeinsames Ziel sei es, einen Krieg in Europa zu verhindern.