Der Ukraine-Konflikt spitzt sich weiter zu: Die NATO drängt Russland deshalb zu weiteren Gesprächen. Die USA verlegen unterdessen Truppen und Ausrüstung nach Rumänien.
Angesichts der zuspitzenden Lage im Ukraine-Konflikt drängt die Nato Russland zu weiteren Gesprächen im Nato-Russland-Rat. Er habe einen Brief an den russischen Außenminister Sergej Lawrow geschickt und die Einladung zur Fortsetzung des Dialogs wiederholt, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg bei einer Pressekonferenz mit dem britischen Premierminister Boris Johnson in Brüssel. Es gehe darum, auf dem diplomatischen Weg voranzukommen.
Der Nato-Russland-Rat hatte sich im Januar das erste Mal seit rund zweieinhalb Jahren getroffen. Auf eine Einladung Stoltenbergs zu einer Reihe von weiteren Treffen hat Moskau bislang noch nicht reagiert.
Stoltenberg mahnte, weitere russische Aggressionen würden zu mehr Nato-Präsenz führen, nicht zu weniger. Johnson sagte, Europa stehe "der gefährlichste Moment" seit Jahrzehnten bevor und schloss weitere britische Truppenverstärkungen in Osteuropa nicht aus.
Seit Monaten spricht die Welt über das russische Bedrohungsszenario an der Ostgrenze zur Ukraine. Heute beginnt in Belarus zudem ein russisch-belarussisches Manöver.
Großbritannien fordert russischen Truppenabzug
Zeitgleich traf die britische Außenministerin Liz Truss ihren russischen Kollegen Sergej Lawrow in Moskau. In einer gemeinsamen Pressekonferenz forderte sie Russland zum Abzug der Truppen von der ukrainischen Grenze auf. Russische Soldaten und militärische Ausrüstung müssten "woanders hin verlegt werden, da sie sich derzeit in einer sehr bedrohlichen Stellung befinden." Truss warf Russland "Kalter-Krieg-Rhetorik" vor. Lawrow reagierte sichtlich verärgert und deutete an, dass Truss für ein solches Gespräch gar nicht hätte anreisen müssen. Die russische Regierung werde Belehrungen seitens des Westens nicht akzeptieren.
Statt eines Truppenabzugs demonstriert Russland seine militärische Präsenz in der Region stärker denn je. Am Donnerstag begann die russische Armee mit Manövern im Nachbarland Belarus. Die Übungen an der ukrainischen Grenze und der EU-Außengrenze sollen zehn Tage dauern. Auch das ukrainische Militär kündigte zehntägige Manöver an.
US-Soldaten nach Rumänien versetzt
Als Reaktion auf die russischen Manöver bringen sich die US-Amerikaner in Rumänien in Stellung. Dort kamen die ersten Konvois der US-Armee mit Militärtechnik an. Bilder des rumänischen Verteidigungsministeriums zeigten Radschützenpanzer vom Typ Stryker am rumänisch-ungarischen Grenzübergang Nadlac. Die Transporte sollen am frühen Freitagmorgen den US-Luftwaffenstützpunkt Mihail Kogalniceanu am Schwarzen Meer erreichen. Von dort aus würden die Geräte an mehrere Militäreinheiten in Rumänien verteilt und bei Übungen eingesetzt, sagte Verteidigungsminister Vasile Dincu.
Insgesamt erwartet Rumänien 1.000 US-Soldaten, die aus dem bayerischen Vilseck entsandt werden sollen. Davon sind die ersten 100 vor wenigen Tagen zur Vorbereitung eingetroffen. In Rumänien sind außerdem seit Jahren ständig 900 US-Soldaten stationiert, unter anderem an der US-Raketenabwehrbasis im südrumänischen Deveselu. Auch Frankreich hat die Entsendung von Soldaten nach Rumänien versprochen. Hierzu gebe es aber noch keine konkreten Pläne, sagte Verteidigungsminister Dincu.
- Belarus und Russland starten Großmanöver
Mitten im zugespitzten Ukraine-Konflikt haben Belarus und Russland ein großes Militärmanöver begonnen. Der Westen kritisiert die Militärübungen nahe der ukrainischen Grenze scharf.