Russland greift die Ukraine weiter an. Vor allem umkämpft: Kiew und Charkiw. Putin setzt die "Abschreckungskräfte" in Alarmbereitschaft. Kiew ist zu Verhandlungen bereit.
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Was im Ukraine-Krieg am Montag, den 28. Februar, passiert - die aktuellen Entwicklungen finden Sie hier im Überblick:
- Wie Tag fünf des russischen Angriffs lief
Offenbar heftige Angriffe auf Charkiw und Kiew, Ukraine stellt Antrag auf EU-Beitritt, UNO-Sondersitzung und die EU-Sanktionen zeigen erste Wirkung.
An Tag vier des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat es wieder heftige Gefechte um die Millionenstädte Kiew und Charkiw gegeben. Präsident Putin versetzte die "Abschreckungskräfte" in besondere Alarmbereitschaft. Die Ukraine hat Verhandlungen mit Russland zugestimmt.
Im Folgenden fassen wir für Sie die wichtigsten Entwicklungen zusammen - permanent aktualisiert. Weitere Updates zur Lage und Reaktionen finden Sie auch in unserem Liveblog zum Angriff auf die Ukraine.
Putin versetzt "Abschreckungskräfte" in Alarmbereitschaft
Russlands Präsident Wladimir Putin sorgte für eine weitere Verschärfung des Konflikts, indem er die Abschreckungswaffen der Atommacht in besondere Alarmbereitschaft versetzen ließ. Die russischen "Abschreckungskräfte" sind eine Reihe von Einheiten, die einen Angriff auf Russland abschrecken sollen. Sie umfassen neben einem massiven Arsenal ballistischer Raketen auch Atomwaffen.
Putin begründete dies mit "aggressiven Äußerungen" hochrangiger Vertreter von Nato-Staaten und dem "unfreundlichen" Verhalten westlicher Länder gegenüber der russischen Wirtschaft. "Ich meine die illegitimen Sanktionen", sagte Putin.
Die EU-Außenminister haben sich darauf geeinigt, der Ukraine eine halbe Milliarde Euro für die Lieferung von Waffen und Armee-Ausrüstung zur Verfügung zu stellen. Wie EU-Chefdiplomat Josep Borrell am Sonntagabend mitteilte, soll das Material über einen Logistik-Stützpunkt in Polen in die Ukraine gebracht werden.
Ukraine zu Verhandlungen mit Russland bereit
Die Ukraine hat sich unterdessen zu Verhandlungen mit Russland an der Grenze zu Belarus bereit erklärt. Wie das Präsidialamt mitteilte, stimmte Kiew auf Vermittlung des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko zu, eine russische Delegation am Fluss Prypjat in der Nähe von Tschernobyl zu treffen. Die ukrainische Delegation sei bereit, "ohne Vorbedingungen" mit der russischen Delegation zu verhandeln.
Die Ereignisse des Tages im Überblick. Gesicherte Informationen zum Kampfgeschehen in der Ukraine sind rar - Vieles kann nicht unabhängig geprüft werden:
Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist
- Russland hat einem Medienbericht zufolge eine Delegation für Verhandlungen mit der Ukraine nach Belarus entsandt. Die Ukraine sei laut Präsident Selenskyj weiter offen für Verhandlungen, aber an einem anderen Ort. Belarus sei selbst an der russischen Invasion beteiligt.
- Russische Truppen sind nach ukrainischen Angaben ins Zentrum der Stadt Charkiw vorgerückt. Es komme zu Straßenkämpfen zwischen ukrainischen Kräften und russischen Soldaten. Zuvor meldete das Büro von Präsident Selenskyj die Explosion einer Gasleitung in der zweitgrößten Stadt des Landes. Russische Truppen hätten die Leitung gesprengt.
- In der Nähe von Kiew wurde nach Medienberichten eine Raffinerie von Raketen getroffen und in Brand gesetzt. Die Bürgermeisterin von Wassylkiw bestätigte den Einschlag in ihrer Stadt. Unabhängig konnte zunächst nicht bestätigt werden, ob es sich dabei tatsächlich um die Anlage in Wassylkiw handelt.
- In Kiew ist nach Angaben der ukrainischen Nuklear-Aufsicht bei Angriffen ein Lager mit radioaktiven Abfällen getroffen worden. Nach ersten Messungen bestehe "keine Bedrohung für die Bevölkerung außerhalb der Schutzzone", hieß es.
- Russische und ukrainische Einheiten haben sich am frühen Sonntagmorgen Gefechte um den Flughafen Vasilkovo in einem Vorort von Kiew geliefert.
Wie ist die Lage in den Kriegsgebieten? Wir fassen den aktuellen Stand zusammen.
- Bei Kämpfen in der Umgebung von Hostomel haben ukrainische Truppen nach eigener Darstellung eine aus Russland kommende tschetschenische Sondereinheit zerschlagen.
- Die russischen Truppen treffen bei ihrem Vormarsch in der Ukraine nach Angaben der US-Regierung auf unerwartet heftigen Widerstand. "Wir haben Anzeichen dafür, dass die Russen zunehmend frustriert sind, weil sie in den letzten 24 Stunden, insbesondere in den nördlichen Teilen der Ukraine, nicht vorankommen", sagte ein Vertreter des Pentagons.
- Nach Angaben des UN-Nothilfebüros (OCHA) sind seit Beginn des russischen Einmarschs mindestens 64 Zivilisten getötet worden. Das seien aber nur die bestätigten Opfer, die tatsächliche Zahl sei vermutlich deutlich höher. Fast 180 Menschen seien verletzt worden. Ukrainischen Behörden zufolge wurden 198 Zivilisten getötet.
- Russland hat erstmals Tote und Verletzte in den eigenen Reihen eingeräumt. Zahlen nannte der Sprecher des Verteidigungsministeriums nicht. Nach ukrainischen Angaben wurden mehrere Tausend russische Soldaten getötet. Von unabhängiger Seite können diese Angaben nicht überprüft werden.
- Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) sind etwa 368.000 Menschen auf der Flucht. Allein in Polen registrierte der Grenzschutz bislang mehr als 200.000 Flüchtlinge.
Wie Deutschland und die Welt reagieren
- Mehrere Hunderttausend Menschen nehmen an der Friedensdemo in Berlin teil.
- Bei einer Sondersitzung im Bundestag kündigt Kanzler Scholz an, 100 Milliarden Euro über ein Sondervermögen für die Bundeswehr bereitzustellen und Jahr für Jahr mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Militärausgaben zu investieren.
- Die USA, Deutschland und weitere Verbündete vereinbarten am späten Samstagabend einen Ausschluss russischer Finanzinstitute aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift.
- Chinas Außenministerium erklärte, die Sanktionen gegen Russland nicht unterstützen zu wollen.
- Die Bundesregierung liefert Waffen aus Beständen der Bundeswehr und über Drittstaaten an die Ukraine.
- Auch Schweden gibt seinen Grundsatz auf, keine Waffen in eine Konfliktregion zu liefern: Die schwedische Regierung kündigte an, sie werde unter anderem 5.000 Panzerabwehr-Waffen an die Ukraine liefern.
- Elon Musk hat die Aktivierung des Satelliteninternetdienstes Starlink seines Unternehmens SpaceX in der Ukraine verkündet.
- Die EU sperrt den Luftraum für russische Flugzeuge. Die Mehrheit der EU-Länder hatte diesen Schritt bereits vollzogen. Deutschland hat seinen Luftraum ab Sonntag, 15 Uhr, gesperrt.
- Die EU wird eine halbe Milliarde Euro für die Lieferung von Waffen und Ausrüstung an die ukrainischen Streitkräfte zur Verfügung stellen. Details sollen an diesem Montag bei Beratungen der EU-Verteidigungsminister geklärt werden.
- Die EU verbietet die russischen Staatsmedien RT und Sputnik, damit diese nicht länger "Lügen verbreiten" könnten, erklärte die EU-Kommission. Auch soll es neue Sanktionen gegen Belarus geben. Auch von dessen Territorium aus greift Russland die Ukraine an.
Was zuvor im Ukraine-Krieg passiert war
Russland hatte am Donnerstagmorgen mit einem Großangriff auf die Ukraine begonnen. Innerhalb weniger Stunden waren die russischen Bodentruppen bis in den Großraum Kiew vorgedrungen. Die Hauptstadt steht seit Samstag im Fokus der Angriffe im Ukraine-Krieg. Ein Rückblick:
- Entwicklungen im Kampf um Kiew am Samstag
Russland setzt die Angriffe auf die Ukraine unbeirrt fort. Westliche Staaten greifen nun zu härteren Sanktionen und schließen russische Banken aus dem Zahlungssystem Swift aus.
Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie zudem jederzeit in unserem Liveblog:
Liveblog- Aktuelles zum Krieg in der Ukraine
Russlands Angriff auf die Ukraine dauert an. Es gibt Sanktionen gegen Moskau, Waffen für Kiew. Aktuelle News und Hintergründe zum Krieg im Blog.