Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisiert den Einsatz von Landminen in der Ukraine - auch durch das ukrainische Militär. Die Räumung könnte Jahrzehnte dauern.
Human Rights Watch (HRW) kritisiert den breitgefächerten Einsatz verbotener Landminen in der Ukraine. In einer Mitteilung der Menschenrechtsorganisation heißt es, die Ukraine solle den "mutmaßlichen Einsatz tausender mit Raketen abgefeuerter Antipersonenminen durch ihr eigenes Militär in und um die ostukrainische Stadt Isjum untersuchen".
Isjum war von April bis September von russischen Truppen besetzt gewesen. Während dieser Zeit habe die Ukraine laut HRM möglicherweise Landminen in dem Gebiet verstreut. Zugleich wird auch das russische Militär für das Auslegen solcher Minen kritisiert.
Minen vertreiben Bevölkerung
Nach Angaben von HRW geht es um die Streuung sogenannter Antischützenminen durch Raketen oder Artillerie. Diese Minen könnten nicht zwischen Soldaten und Zivilisten unterscheiden, erklärte Steve Goose, der Direktor der Abteilung Waffen bei der Organisation. Sie würden außerdem zur Vertreibung von Zivilisten führen und die Landwirtschaft und die Lieferung humanitärer Güter behindern.
Kampfmittelbeseitigung in der Ukraine
Anfang Januar hatte der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal beklagt, dass die Ukraine durch den russischen Angriffskrieg zum größten Minenfeld der Welt geworden sei. Seinen Angaben nach sollen 250.000 Quadratkilometer des Landes minenverseucht sein - das entspräche gut zwei Drittel der Fläche Deutschlands.
Flächendeckende Entschärfung könnte Jahrzehnte dauern
Die Tausenden Antipersonenminen drohen nach Einschätzung von Human Rights Watch ein langfristiges Problem zu werden. Minenräumerinnen und -räumer in der Region schätzten, dass es Jahrzehnte dauern könnte, das Gebiet von Landminen und anderen nicht detonierten Geschützen zu befreien, teilte die Menschenrechtsorganisation am Dienstag mit.
Seit ihrem Einmarsch im Februar 2022 hätten die russischen Streitkräfte in mehreren Gebieten der Ukraine Antipersonenminen eingesetzt.
- Selenskyj wirft Russland "Minen-Terror" vor
Der ukrainische Präsident Selenskyj wirft Russland vor, möglichst viele Minen in der Ukraine zu hinterlassen. Dieser "Minen-Terror" werde Teil einer Anklage gegen Moskau sein.
Opfer sind meist Zivilisten
Das Abkommen zum Verbot von Antipersonenminen wurde 1997 beschlossen, die Ukraine ist 1999 beigetreten und hat es 2005 ratifiziert. Russland ist dem Vertrag nicht beigetreten, verstößt laut HRW wegen der wahllosen Wirkung der Minen aber trotzdem gegen das Völkerrecht.
Landminen sind oft nur so groß wie ein Handteller und können vom Boden oder aus der Luft mit Raketen über größere Gebiete verteilt werden. Sie liegen im Boden und explodieren, wenn jemand sich nähert oder darauf tritt. Die meisten Opfer sind Zivilisten.
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