Im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hält Ex-Nato-General Egon Ramms Putin für vernünftig genug, keinen Krieg zu riskieren. Er gibt Antworten auf Ihre Fragen.
Sehen Sie das Gespräch mit Ex-Nato-General Egon Ramms in voller Länge.
Die Entwicklungen an der ukrainischen Grenze beschäftigen nicht nur den Außenminister der USA, Antony Blinken, oder Außenministerin Baerbock, die in den letzten Tagen wichtige Gesprächen mit der Ukraine und Russland geführt haben. Auch die Menschen hier in Deutschland schauen besorgt auf die angespannte Situation im Osten.
Ex-Nato-General Egon Ramms hat im ZDFheute Live Ihre Fragen zur Ukraine-Krise beantwortet. Ramms äußerte sich unter anderem zu diesen Fragen:
Droht durch die Ukraine-Krise ein Dritter Weltkrieg?
"Ich halte Präsident Putin und ich halte auch Russland insgesamt immer noch für so vernünftig, dass ein solcher Krieg nicht vom Zaun gebrochen wird.
Und ich möchte in dem Zusammenhang auch mal deutlich betonen: Die Nato wurde 1949 gegründet, das sind jetzt mehr als 70 Jahre. In der Zeit hat sie bis heute nie einen Krieg angefangen, nie einen Angriff gemacht hat oder dergleichen.
Und wenn wir diese Bilanz auf Russland drauflegen, sieht das - Stichwort Krim, Stichwort Moldawien, Stichwort andere Länder, wie beispielsweise Georgien - etwas anders aus. Russland muss vielleicht auch mal über seine eigenen Positionen nachdenken. Und das ist das, was ich mir aus den Gesprächen erhoffe."
- "Für eine große Invasion reicht es nicht"
Sicherheitsexperte Wolfgang Richter hält eine großangelegte russische Offensive in der Ukraine für unrealistisch. Dazu sei Russland derzeit gar nicht in der Lage.
Ist man bisher zu wenig auf Russland zugegangen?
"Es gibt ein interessantes Signal bereits aus dem Jahre 2001: Damals hat Putin im Deutschen Bundestag seine berühmte Rede gehalten, die von den Medien und allen Parteien entsprechend positiv begrüßt worden ist.
Aber in dieser Rede gibt es auch eine Passage, wo Putin gesagt hat: "Andere fällen Entscheidungen und verlangen, dass Russland diese Entscheidung mit vollzieht, obwohl es an der Vorbereitung nicht beteiligt war." Das war sicherlich damals ein Hinweis, der sich in Teilen in den letzten Jahren in dieser Form weiter fortgesetzt hat.
ZDF-Korrespondent Florian Neuhann berichtet vom Treffen zwischen Außenminister Blinken und Lawrow.
Aber ich möchte auf einen Punkt in aller Deutlichkeit hinweisen: Wir reden bei der Ukraine, bei den baltischen Staaten, bei Polen, Bulgarien, Rumänien, sogar bei Schweden und Finnland von souveränen Staaten, die selber darüber entscheiden, welchem Sicherheitssystem sie beitreten oder durch welches System sich die sich entsprechend schützen lassen.
Und das scheint offensichtlich Putin auch mit seinem Forderungskatalog vergessen zu haben."
Die Außenminister Russlands und der USA wollen weiter im Gespräch bleiben.
Wie soll Deutschland reagieren, wenn Waffenlieferungen ausgeschlossen sind?
"Wir haben oft über das Thema Nord Stream gesprochen. Ich glaube, dass wenn tatsächlich ein militärischer Angriff über die Grenze der Ukraine erfolgt, müssen wir Nord Stream tatsächlich zur Disposition stellen.
Allerdings werden auch Teile der deutschen Industrie - deutsche Firmen, die Geld dafür zur Verfügung gestellt haben - damit möglicherweise getroffen."
[Mehr dazu in unserer Dokumentation: Nord Stream 2 - Der wahre Preis der Pipeline]
Wie geht es nun weiter im Ukraine-Konflikt?
"Ich hoffe, dass die Amerikaner eine Antwort geben, die zumindest in Teilen eine Zustimmung der Russen bekommt. Und dass dann die Gespräche zwischen den USA, Nato, EU und Russland fortgesetzt werden. Denn wir sollten nicht über die Ukraine reden, sondern auch mit der Ukraine reden. Das ist mir ein sehr wichtiger Punkt."
Die komplette Sendung ZDFheute live zu dem Thema.