Russland baut nach US-Angaben seine Truppen an der Ukraine-Grenze weiter aus - entgegen der Ankündigung eines Teilabzugs. Joe Biden und Olaf Scholz zweifeln an Putins Aussagen.
US-Außenminister Antony Blinken sagte in einem Interview auf MSNBC. "Es gibt das, was Russland sagt. Und dann gibt es das, was Russland tut. Und wir haben keinen Rückzug seiner Streitkräfte gesehen." Und weiter:
Britischer Geheimdienst: Zusätzliche Panzerfahrzeuge
Auch der britische Militärnachrichtendienst sieht einen Zuwachs von russischen Truppen an der Grenzregion zur Ukraine. "Im Gegensatz zu seinen Beteuerungen baut Russland seine militärischen Fähigkeiten in der Nähe der Ukraine weiter aus", sagte Generalleutnant Jim Hockenhull:
Es seien Sichtungen zusätzlicher gepanzerter Fahrzeuge und Hubschrauber, die sich auf die Grenzen der Ukraine zubewegen, sowie eines Feldlazaretts gemeldet worden.
Selenskyi: Keine Bestätigung für Abzug
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi hat die russische Darstellung eines teilweisen Truppenanzugs von der ukrainischen Grenze ebenfalls zurückgewiesen. Der "Bild" sagte Seleskyi: "Wir glauben nicht, was wir hören, sondern nur das, was wir sehen. Bislang gibt es für einen Truppen-Abzug keine Bestätigung."
Ähnlich äußerte sich Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Er sehe bisher keine Anzeichen für einen russischen Truppenabzug: "Im Gegenteil":
USA: "Genozid" als Kriegsvorwand?
Das US-Außenministerium hatte Russland vorgeworfen, mit unbegründeten Vorwürfen eines "Genozids" in der ostukrainischen Region Donbass einen Vorwand für einen Einmarsch in das Nachbarland schaffen zu wollen.
Will Putin gar keine Diplomatie?
US-Außenamtssprecher Ned Price sagte:
Ein US-Regierungsbeamter des Weißen Hauses gab ebenso an, dass Russland "jederzeit" eine Operation starten könne, die als Vorwand für eine Invasion der Ukraine dienen würde. Er bekräftigte: "Russland sagt, es wolle eine diplomatische Lösung finden, aber seine Handlungen deuten auf das Gegenteil hin."
Scholz und Biden: Situation überaus ernst
Das Risiko einer Aggression Russlands gegen die Ukraine besteht auch nach Einschätzung von Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden weiter.
Beide seien sich während eines Telefonats einig gewesen, dass die Situation in der Region als überaus ernst einzuschätzen sei, erklärte der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Hebestreit.
Mehr als 150.000 russische Soldaten
Höchste Wachsamkeit sei erforderlich, glauben Biden und Scholz. An der russisch-ukrainischen Grenze befänden sich inzwischen "mehr als 150.000" russische Soldaten.
Beide Politiker begrüßten aber Äußerungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin, dass diplomatische Bemühungen fortgesetzt werden sollten. Es gelte, sie nun mit Hochdruck weiterzuverfolgen.
- Krieg in der Ukraine
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