Die Lage in der Ukraine ist angespannt. Am ukrainischen Präsidenten Selenskyj jedoch geht die Kriegsangst offenbar vorbei. Ihn treibt die Sorge um die Wirtschaft in seinem Land um.
In den Medien wird über die Wahrscheinlichkeit einer russischen Invasion diskutiert, die Bevölkerung fürchtet sich vor einer Eskalation der Situation.
Selenskyj spricht von Panikmache
Ausländischen Journalisten warf Selenskyj bei einer Pressekonferenz am vergangenen Freitag Panikmache vor. Es gebe keine größere Eskalation als noch vor einem Jahr.
Sorge um wirtschaftliche Lage der Ukraine
Auch die USA bekamen Selenskyjs verbale Attacke ab: "Sobald das Weiße Haus begreift, dass es gewisse Risiken gibt, reden sie ständig davon. Meiner Meinung nach ist das ein Fehler, weil die Welt sehr stark darauf reagiert." In Washington wurde dies irritiert zur Kenntnis genommen.
Zugleich wissen die Amerikaner um ein Dilemma Selenskyjs: Dieser hat verschiedene Zuhörerschaften zu bedienen. Einerseits braucht er die finanzielle und militärische Unterstützung internationaler Partner, allen voran der USA, und muss das russische Vorgehen daher als bedrohlich darstellen. Gleichzeitig will er den Ukrainern den Eindruck vermitteln, er habe die Lage im Griff.
Eine große Angst offenbarte Selenskyj selbst:
Hohe Importpreise - Inflation zweistellig
Die Angst vor einer militärischen Eskalation macht der ökonomisch ohnehin schwachen Ukraine zu schaffen. Umgerechnet mehr als elf Milliarden Euro haben ausländische Investoren Selenskyj zufolge bereits abgezogen. Die Landeswährung Hrywnja fiel gegenüber dem US-Dollar auf den tiefsten Stand seit Februar 2015.
Schon jetzt ist die Inflation zweistellig. Eine weitere Abwertung der Hrywnja würde die bereits hohen Importpreise für Erdgas, Kohle und Atombrennstoff noch mehr nach oben treiben. Das wiederum zwänge die Regierung, die Inlandspreise für Gas, Strom, Warmwasser und Heizung stark anzuheben. Die Unzufriedenheit mit der Wirtschaftslage könnte Selenskyjs Beliebtheitswerte noch weiter nach unten drücken.
Der Konflikt zwischen Russland und er Ukraine hält an. Nun befasst sich der UN-Sicherheitsrat mit dem Thema und der Verschärfung der Sanktionen im Falle eines Einmarschs Russlands.
Ukrainische Experten rechnen nicht mit Einmarsch
Und noch etwas könnte eine Rolle spielen. Mit der Verbreitung von Kriegsangst setzten die USA die Ukraine unter Druck, weitere Verpflichtungen aus dem 2015 ausgehandelten Friedensplan von Minsk umzusetzen, sagte der ukrainische Politologe Mychajlo Pohrebynskyj der russischen Tageszeitung "Kommersant". Nur ein Entgegenkommen Kiews könne die Lage noch deeskalieren. In der eigenen Bevölkerung würde sich Selenskyj damit allerdings viele Feinde machen.
Viele ukrainische Militärexperten rechnen nicht mit einem großangelegten Einmarsch des großen Nachbarn. Umfragen zufolge hält knapp die Hälfte der Bevölkerung die Gefahr aber für real. Für die 2014 erstmals aufgestellten Gebietsverteidigungsbataillone meldeten sich Hunderte neue Freiwillige.
Patrioten bringen sich in Stellung
Im Ernstfall wollen sie der regulären Armee den Rücken freihalten: Nun laufen Frauen und Männer mit Gewehrattrappen aus Holz durch Waldstücke und verfallene Fabrikanlagen. Auf Videos ist auch zu sehen, wie sie mit "Peng, Peng"-Rufen Gefechte nachstellen.
Auf der patriotischen Welle surfen auch einige Politiker mit. Der als Präsidentenkandidat für 2024 gehandelte Kiewer Bürgermeister und Ex-Boxweltmeister Vitali Klitschko versicherte kürzlich in einer Talkshow:
- Krieg in der Ukraine
Russland unter Wladimir Putin führt einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Es gibt Sanktionen gegen Moskau und Waffenlieferungen an Kiew. Aktuelle Nachrichte...