Nach den USA zieht jetzt auch Großbritannien Mitarbeiter aus seiner Botschaft aus der Ukraine ab. Kiew kritisiert das als "übertriebene Vorsicht". Die EU sieht noch keinen Anlass.
Wegen der sich zuspitzenden Lage zwischen Russland und der Ukraine zieht nach den USA auch Großbritannien Mitarbeiter aus seiner Botschaft in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ab. Als Reaktion auf die wachsende Bedrohung durch Russland würden einige Beschäftigte und Angehörige aus der Botschaft zurückgerufen, teilte das Außenministerium in London mit.
Europäische Union: Noch kein Grund für Abzug
Die Europäische Union sieht dagegen derzeit keinen Grund dafür, Botschaftspersonal und Familienangehörige von Diplomaten zur Ausreise aus der Ukraine aufzufordern. "Ich denke, nicht, dass wir dramatisieren müssen", sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Rande eines EU-Außenministertreffens in Brüssel. Solange noch Verhandlungen mit Russland liefen, glaube er nicht, dass man die Ukraine verlassen müsse.
Angesichts der Spannungen im Ukraine-Konflikt hat SPD-Chef Klingbeil den Regierungskurs betont, diplomatische Wege zu gehen. Man müsse einen "Krieg mitten in Europa verhindern".
Zuvor hatte das US-Außenministerium die Familien von Diplomaten angesichts der massiven Spannungen in der Ukraine-Krise angewiesen, die US-Botschaft in Kiew zu verlassen. Auch die Ausreise nicht unmittelbar benötigter Beschäftigter der US-Regierung aus der Ukraine sei aufgrund weiterhin drohender russischer Militäraktionen genehmigt worden, hieß es aus dem US-Außenministerium.
Über diesen Schritt war bereits seit einigen Tagen spekuliert worden. Es handle sich dabei um "Vorsichtsmaßnahmen", sagte eine hochrangige Beamtin des Ministeriums. Darüber, wie viel Personal in der US-Botschaft von den Änderungen betroffen ist, machte das Ministerium keine Angaben.
US-Regierung: Sicherheitslage unvorhersehbar
Auf die Frage, warum diese Entscheidung ausgerechnet jetzt getroffen werde, verwies das Ministerium auf die Warnung des Weißen Hauses aus der vergangenen Woche, wonach es jederzeit zu einem Einmarsch Russlands in die Ukraine kommen könne. Man verfolge weiter den Weg der Diplomatie, aber sollte Russland sich für eine weitere Eskalation entscheiden, dann seien die Sicherheitsbedingungen unvorhersehbar und könnten sich in kürzester Zeit verschlechtern, sagte die Beamtin.
Das ukrainische Militär ist alarmiert. Die Bevölkerung vor allem im Nordosten des Landes zeigt sich verunsichert über die aktuelle Lage.
Und mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin:
US-Bürger, die sich in der Ukraine aufhielten, sollten in Erwägung ziehen, jetzt mit kommerziellen oder anderen privat verfügbaren Transportmöglichkeiten auszureisen, hieß es weiter.
Washington rät von Russland-Reisen ab
Zusätzlich zum Abzug von Botschaftspersonal aus Kiew rät die US-Regierung ihren Bürgern von Reisen nach Russland ab. Es werde US-Bürgern "dringend empfohlen", Reisen nach Russland zu vermeiden, erklärte das US-Außenministerium. Washington warnte die US-Bürger in Russland zudem vor "Schikanierung" durch die Polizei, unter anderem durch die "willkürliche Anwendung von Gesetzen".
US-Präsident Joe Biden erwägt außerdem die Entsendung Tausender US-Soldaten in die osteuropäischen Nato-Staaten, berichtet die "New York Times" unter Berufung auf Regierungskreise. Eine von mehreren diskutierten Varianten sehe bis zu 5.000 Soldaten vor. Die Zahl könne verzehnfacht werden, sollte sich die Lage verschlechtern. Eine Truppenverlegung in die Ukraine selbst werde bislang nicht erwogen. Das US-Verteidigungsministerium lehnt eine Stellungnahme zu dem Bericht ab.