Weltweit haben Hunger und Lebensmittelknappheit ein nie dagewesenes Ausmaß angenommen. Hunderte Millionen Menschen hätten 2021 nicht genügend zu essen gehabt, berichten die UN.
Fast 193 Millionen Menschen in 53 Ländern und Territorien seien im vergangenen Jahr akut von Ernährungsunsicherheit betroffen gewesen und hätten dringend Hilfe benötigt, heißt es in dem Bericht des von den Vereinten Nationen und der EU gegründeten Global Network Against Food Crises.
Dies bedeute einen Anstieg um fast 40 Millionen Hungernde gegenüber dem bisherigen Höchststand im Jahr 2020.
Krieg in der Ukraine verschärft Nahrungskrisen
Weitere 236 Millionen Menschen in 41 Ländern und Territorien befanden sich demnach in einer angespannten Lage und hätten Unterstützung für ihren Lebensunterhalt und Hilfe zur Verringerung des Katastrophenrisikos gebraucht.
Zudem seien auch die Preise für Lebensmittel auf ein Rekordniveau geklettert.
Der Krieg in der Ukraine verschärfe die Krisen in den Bereichen Nahrungsmittel, Energie und Finanzen. Die Auswirkungen auf die schwächsten Menschen, Länder und Volkswirtschaften der Welt seien verheerend.
Besonders besorgniserregend sei die Lage in Äthiopien, Südsudan, Madagaskar und Jemen. In diesen vier Ländern seien 570.000 Menschen vom Hungertod bedroht gewesen.
Getreide-Export wegen Krieg gedrosselt
Laut dem Report dürften sich die Aussichten für die weltweite akute Ernährungsunsicherheit im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 weiter verschlechtern. Die bewaffnete Konfrontation in der Ukraine werde weitere ungünstige Auswirkungen auf die weltweiten Preise und Lieferungen von Nahrungsmitteln, Energie und Düngemitteln haben.
Die Ukraine ist einer der größten Getreideproduzenten der Welt und kann aufgrund des russischen Angriffskriegs nicht mehr wie gewohnt liefern. Nach Medienberichten können Millionen Tonnen Getreide nicht ausgeführt werden. Auch Russland habe die Ausfuhr von Weizen, Gerste, Mais, Roggen und anderen Agrarprodukten erheblich gedrosselt.
Somalia abhängig von Importen
Mit dramatischen Folgen für Länder, die auf die Importe aus den Ländern angewiesen sind: So hat Somalia laut Bericht im vergangenen Jahr mehr als 90 Prozent seines Weizens aus Russland und der Ukraine bezogen, die Demokratische Republik Kongo 80 Prozent und Madagaskar 70 Prozent.
Die Autoren des Berichts prognostizierten, dass Somalia im Jahr 2022 aufgrund einer anhaltenden Dürre, steigender Lebensmittelpreise und der anhaltenden Gewalt mit einer der schlimmsten Nahrungsmittelkrisen der Welt konfrontiert sein wird.
Schulze: "Steigende Tendenz"
Die Bundesregierung teilt diese Sorge. "Auf der Welt leiden fast 200 Millionen Menschen unter akutem Hunger - mit steigender Tendenz", sagte Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD).
Das mittelfristige Ziel müsse es sein, dass die Menschen in den ärmsten Ländern sich selbst versorgen können, damit steigende Weltmarktpreise nicht mehr automatisch zu mehr Hunger führen.
In dem Bericht wurden mehr Investitionen in die Landwirtschaft gefordert. Außerdem wurde dazu aufgerufen, den Landwirten in gefährdeten Regionen 1,5 Milliarden Dollar für die kommende Pflanzsaison zur Verfügung zu stellen, um die Nahrungsmittelproduktion vor Ort zu stabilisieren und zu steigern.
- Hunger
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