UN-Appell: Musk soll Menschenrechte wahren

    Offener Brief an Twitter-Chef:UN-Appell: Musk soll Menschenrechte wahren

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    Nach der Twitter-Übernahme durch Musk hat eine Entlassungswelle begonnen - auch fast alle Ethik-Experten mussten gehen. UN-Kommissar Türk kritisiert das in einem offenen Brief.

    Die Twitter-Zentrale in San Francisco.
    Die Twitter-Zentrale in San Francisco (Symbolbild).
    Quelle: AP Photo/Jeff Chiu

    UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk hat den neuen Twitter-Chef Elon Musk dazu aufgerufen, für die Respektierung der Menschenrechte in dem Onlinenetzwerk zu sorgen.
    Aus seiner Sicht sei es "kein ermutigender Anfang", dass Musk Berichten zufolge kurz nach der Twitter-Übernahme das fast alle Experten für Menschenrechte und Ethik des Kurzmitteilungsdienstes entlassen habe, schrieb Türk am Samstag in einem auf Twitter veröffentlichten Offenen Brief an den Multimilliardär.

    UN-Kommissar: Menschenrechte müssen im Mittelpunkt stehen

    "Twitter ist Teil einer globalen Revolution, die unsere Kommunikation revolutioniert hat. Aber ich schreibe mit Sorge und Unbehagen über unsere digitale Öffentlichkeit und die Rolle, die Twitter darin spielt", schrieb Türk. Wie alle Unternehmen müsse sich Twitter der Schäden bewusst sein, die auf der digitalen Plattform verursacht werden könnten, und entsprechende Maßnahmen ergreifen.

    Respekt für unsere gemeinsamen Menschenrechte sollten die Leitlinien für die Nutzung und Entwicklung der Plattform sein.

    Volker Türk, UN-Menschenrechtskommissar

    "Kurz, ich fordere Sie auf, dafür zu sorgen, dass Menschenrechte unter Ihrer Führung im Mittelpunkt stehen für das Twitter-Management", betonte der UN-Menschenrechtskommissar.
    Twitter solle auch weiterhin Verantwortung übernehmen, um Desinformation und Verhetzung zu bekämpfen. Türk erinnerte daran, dass Hass im Netz und Falschinformationen zu Corona-Impfungen bereits konkrete Schäden angerichtet hätten. Gleichzeitig müsse Twitter auch die Redefreiheit vor Regierungen schützen, die dieses Recht einschränken wollten, schrieb er.

    Musk: Kontrolle von Inhalten bleibt unverändert

    Eine Woche nach der Übernahme durch Multimilliardär Elon Musk hatte Twitter am Freitag rund die Hälfte seiner 7.500 Angestellten entlassen. Direkt nach der Übernahme hatte Musk bereits das Twitter-Management gefeuert.
    Leiters der Abteilung für Sicherheit und Integrität des Unternehmens, Yoel Roth, sagte, dass 15 Prozent seines Teams, das für die Verhinderung der Verbreitung von Fehlinformationen und schädlichen Inhalten zuständig ist, von dem Abbau betroffen sind. Es war die erste Bestätigung von Twitter über den Umfang der Kündigungen. Firmen-Chef Elon Musk twitterte:

    Jedem, der entlassen worden ist, wurde eine dreimonatige Abfindung angeboten.

    Elon Musk, Firmenchef von Twitter

    Tweet von Elon Musk
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    Beschäftigte reichen nach Entlassungswelle Sammelklage ein

    Yoel Roth versicherte, dass die Inhalte der Tweets weiter kontrolliert werden würden. Der Hinweis soll Nutzer und Werbekunden nach der Übernahme des Unternehmens durch den Milliardär Elon Musk beruhigen. Auch Musk twitterte kurz nach Roth:

    Um es noch einmal ganz klar zu sagen: Twitters starkes Engagement für die Kontrolle von Inhalten bleibt absolut unverändert.

    Elon Musk, Firmenchef von Twitter

    Beschäftigte in den USA reichten bereits am Donnerstag eine Sammelklage gegen Twitter ein. Sie werfen dem Unternehmen vor, die bei Massenentlassungen vorgeschriebene 60-Tages-Frist nicht eingehalten zu haben. Das verstoße gegen kalifornisches Recht und Bundesrecht.

    Musk: Twitter verliert Millionen Dollar pro Tag

    Zu dem Stellenabbau meldete der Firmenchef, er habe keine andere Wahl gehabt, da das Unternehmen vier Millionen Dollar pro Tag verliere. Zuvor hatte er geschrieben, Twitter habe "einen massiven Umsatzrückgang" erlitten, weil Bürgerrechtsgruppen Bedenken geäußert hätten, wie sich die Entlassungen auf die Meinungsfreiheit auswirken würden.
    Wichtige Werbekunden seien unter Druck gesetzt worden, ihre Werbeausgaben zurückzuziehen. Auf einer Investorenkonferenz in New York am Freitag bezeichnete Musk den Druck der Aktivisten als "einen Angriff auf den ersten Verfassungszusatz".

    Werbekunden gehen auf Distanz

    Tatsächlich gehen Werbekunden auf Distanz zu Twitter. United Airlines schließe sich der Liste der Unternehmen an, die ihre Werbeausgaben auf Twitter einstellen, bestätigte eine Sprecherin der Fluggesellschaft am späten Freitag. Der Autobauer Audi und der Lebensmittelriese General Mills legten ihre Werbebuchungen auf der Social-Media-Plattform zuvor auf Eis. Ein General-Mills-Sprecher sagte:

    Wir werden diese neue Richtung weiter beobachten und unsere Marketingausgaben prüfen.

    General-Mills-Sprecher

    Twitter erwirtschaftete mit Werbung zuletzt mehr als 90 Prozent seiner Einnahmen. Der Autobauer GM hatte seine bezahlten Werbeschaltungen auf Twitter bereits ausgesetzt. Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" wollen auch der Lebensmittelkonzern Mondelez und der Pharmariese Pfizer bis auf Weiteres nicht mehr auf Twitter werben. Die Unternehmen und Twitter äußerten sich dazu zunächst nicht.
    Quelle: dpa, AFP, Reuters