Verschleppungen aus Ukraine: UN kritisieren Russland
Vorwürfe gegen Russland:UN besorgt über Verschleppungen aus Ukraine
08.09.2022 | 02:30
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Die USA werfen Russland vor, Hunderttausende Menschen aus der Ukraine in teils entlegene Gebiete verschleppt zu haben - auch andere wichtige UN-Vertreter zeigen sich besorgt.
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen tagt im UN-Hauptquartier in New York (Archivbild).
Quelle: dpa
Im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat es einen heftigen Schlagabtausch über den Vorwurf der Verschleppungen von Menschen aus der Ukraine nach Russland gegeben. Die US-Regierung beschuldigte das russische Militär, im Kriegsgebiet festgenommene Menschen in Lager zu zwingen, um sie dann gegen ihren Willen nach Russland oder in russisch besetzte Gebiete der Ukraine zu bringen.
Unabhängige Bestätigung von Zahlen kaum möglich
Schätzungen zufolge seien so zwischen 900.000 und 1,6 Millionen Menschen aus ihren Heimatorten verschleppt worden, sagte US-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield am Mittwoch bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats in New York.
Eine unabhängige Bestätigung solcher Zahlen im Kriegsgebiet ist kaum möglich. Die ukrainische UN-Delegation macht sogar geltend, dass bis zu 2,5 Millionen Menschen aus dem Süden und Osten des Landes verschleppt worden seien, oft in weit entfernte Regionen Sibiriens oder im entlegenen Osten Russlands.
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UN-Menschenrechtsbüro: "Glaubwürdige Berichte" über Verschleppungen und Lager
Norwegens UN-Botschafterin Mona Juul sprach von einer "wachsenden Zahl an unabhängigen Informationen", die auf Menschenrechtsverstöße in diesen Lagern hinwiesen. Das UN-Menschenrechtsbüro in New York verwies auf glaubwürdige Berichte, wonach ukrainische Kinder von ihren Eltern getrennt und nach Russland gebracht würden, damit sie dort schnell eingebürgert und zur Adoption freigegeben werden könnten.
Die anhaltenden Beschuldigungen über gewalttätige Vertreibung, Deportation und sogenannte Filtercamps Russlands und angeschlossener lokaler Kräfte sind extrem beunruhigend.
Rosemary DiCarlo, UN-Beauftragte für politische Angelegenheiten
Inzwischen seien mehr als sieben Millionen Menschen aus der Ukraine ins Ausland geflohen, berichtete die UN-Beauftragte für politische Angelegenheiten, Rosemary DiCarlo. Zudem sei der Tod von 5.718 Zivilisten im Ukraine-Krieg bestätigt, viele weitere noch nicht erfasste Fälle seien wahrscheinlich. DiCarlo ergänzte: "Alle Kriege sind tragisch, aber keine sind so tragisch wie die selbstgewählten."
Russischer UN-Botschafter weist Vorwürfe zurück
Russland wies die Beschuldigungen zu den "Filtercamps" zurück.
Wir verstehen nicht wirklich, worüber hier gesprochen wird.
Wassili Nebensja, russischer UN-Botschafter
Der Begriff "Filtration" sei nicht klar definiert und Einrichtungen, in denen Ukrainer ihren Willen zum Auswandern nach Russland ausdrücken könnten, seien normal. Danach könnten sie frei in Russland leben und das Land jederzeit wieder verlassen. Viele Menschen würden vor einem "ukrainischen Regime" fliehen wollen, das seine Bürger als menschliches Schutzschild missbrauche, behauptete Nebensja.
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