Während viele EU-Länder versuchen, sich von Russland in Sachen Gas zu lösen, intensiviert Ungarn den Kontakt. Seit Freitag soll mehr Gas "als vertraglich vereinbart" fließen.
Russland hat nach Angaben des ungarischen Außenministeriums mit zusätzlichen Gaslieferungen an das EU-Mitgliedsland begonnen.
Nach Verhandlungen zwischen Moskau und dem ungarischen Außenminister Peter Szijjarto im vergangenen Monat habe der russische Konzern Gazprom am Freitag begonnen, mehr Gas als "bereits vertraglich vereinbart" zu liefern, teilte der Ministeriumsvertreter Tamas Menczer am Samstag auf Facebook mit.
Bis Ende August: Zusätzlich 2,6 Millionen Kubikmeter pro Tag
Nach seinen Angaben werden bis Ende August zusätzlich 2,6 Millionen Kubikmeter pro Tag durch die Turkstream-Pipeline nach Ungarn kommen.
Über die weiteren Lieferungen im September werde noch verhandelt, erklärte Menczer weiter. Er betonte, es sei "die Pflicht der ungarischen Regierung, die sichere Versorgung des Landes mit Erdgas zu gewährleisten".
Unangekündigte Reise nach Moskau
Außenminister Szijjarto war im Juli zu einem unangekündigten Besuch nach Moskau gereist, um dort über den Kauf von insgesamt 700 Millionen zusätzlichen Kubikmetern Gas zu sprechen.
Der Erwerb von derart großen Mengen Gas sei angesichts der derzeitigen "europäischen Marktbedingungen" ohne russische Quellen "unmöglich", erklärte der Ministeriumsvertreter dazu.
Ungarn besonders abhängig von Russland
Innerhalb der EU ist seit Dienstag ein Gas-Notfallplan in Kraft, um die durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine ausgelöste Energiekrise zu bewältigen. Die Verordnung sieht freiwillige Erdgas-Einsparungen im Winter in Höhe von 15 Prozent pro Land vor, doch lässt sie zahlreiche Ausnahmen für Staaten zu.
Zu den Ländern in der EU, die eine Ausnahme gefordert hatten, gehört auch Ungarn. Das Land hängt besonders stark von russischen Energieimporten ab.
- Deutsche Gasspeicher zu 75 Prozent gefüllt
Die erste Etappe ist geschafft, zwei Wochen früher: Deutschlands Gasspeicher sind zu drei Vierteln voll. Nun dürfe nicht nachgelassen werden, so Bundesnetzagenturchef Müller.
Um auf das mögliche Abstellen des Gashahns durch Russland vorbereitet zu sein, hat die deutsche Bundesregierung begonnen, die Gasspeicher vor dem Winter zu füllen. Das Ziel, bis Anfang September die Depots zu 75 Prozent gefüllt zu haben, wurde bereits früher erreicht als erwartet.
Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:
- Aktuelles zum Krieg in der Ukraine
Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.