Ungarn blockiert EU-Milliarden für die Ukraine

    Streit um EU-Fördermittel:Ungarn blockiert EU-Milliarden für Kiew

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    Ungarn hat dagegen gestimmt, dass EU-Hilfen für die Ukraine freigegeben werden. Hintergrund ist, dass die EU Geld für Ungarn zurückhält. Präsident Orban dementiert den Vorwurf.

    Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban
    Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban
    Quelle: Leszek Szymanski/epa

    Wegen des Streits um das mögliche Einfrieren von EU-Milliarden für Ungarn blockiert das Land umfangreiche Finanzhilfen für die vom Krieg gebeutelte Ukraine. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sagte nach dem Treffen mit seinen EU-Kollegen in Brüssel:

    Es ist bedauerlich, dass wir heute keine Entscheidung getroffen haben über die unverzichtbare finanzielle Hilfe für die Ukraine. Das verantwortet Ungarn.

    Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP)

    Die EU-Kommission hatte vergangene Woche empfohlen, Corona-Hilfen und andere Fördermittel für Ungarn erst dann freizugeben, wenn die rechtsnationale Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban Versprechen zur Wahrung der Rechtsstaatlichkeit komplett umsetzt. Insgesamt geht es um etwa 13,3 Milliarden Euro. Vor diesem Hintergrund blockierte Ungarn die Entscheidung über die Ukraine-Hilfen, die einstimmig getroffen werden muss.
    Orban selbst bezeichnete Veto-Vorwürfe am Dienstag als "Fake News". Ungarn sei bereit, der Ukraine auf bilateraler Basis finanzielle Hilfe zu gewähren - es gebe "keine Erpressung". Gemeinschaftliche Schulden der EU seien allerdings nicht die Lösung, schrieb er auf Twitter.

    Ungarn bremst auch bei internationaler Mindeststeuer

    Auch die internationale Mindeststeuer, auf die sich die EU-Staaten zusammen mit rund 130 anderen Ländern eigentlich schon geeinigt hatten, wurde wegen des ungarischen Widerstands von der Tagesordnung genommen.
    "Die Annahme des Pakets hängt nun von der Entwicklung der Maßnahmen ab, die Ungarn zum Schutz des EU-Budgets unternimmt", sagte der tschechische Finanzminister Zbynek Stanjura, der die Gespräche leitete. Zur Not soll nach einer Lösung gesucht werden, um der Ukraine auch ohne Ungarn das Geld bereitzustellen.

    EU bewertet Ungarns Anti-Korruptionsmaßnahmen neu

    Es gibt jedoch einen Weg, der die verfahrene Situation auflösen könnte: Die EU-Kommission soll Ungarns Maßnahmen gegen Korruption nun ein zweites Mal bewerten, bevor die EU-Staaten ihre Entscheidung über das Einfrieren der Milliarden treffen. Schon Ende der Woche soll der Bericht vorliegen.
    Stanjura hofft, dass ein Kompromiss über die verschiedenen Maßnahmen in "ein paar Tagen" gefunden werden kann. Dann könnten die Finanzminister alle Maßnahmen spätestens bis Ende des Jahres beschließen.
    Bundesfinanzminister Lindner wies darauf hin, dass es in der ungarischen Politik noch Entwicklungen gegeben habe, nachdem die Kommission ihren ersten Bericht vorgelegt habe. Dieser umfasste nur Maßnahmen bis zum 19. November. Aber er warnte auch:

    Es darf nicht so lange geprüft werden, bis das gewünschte Ergebnis erzielt wird.

    Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP)

    Die EU-Kommission wirft Ungarn seit Jahren vor, EU-Standards und Grundwerte zu untergraben. Bei den Vorschlägen der Kommission geht es um rund 7,5 Milliarden Euro aus dem Gemeinschaftshaushalt, die eingefroren werden sollen.

    EU-Kommission: Ungarn hat auch Fortschritte gemacht

    Zudem sollen Corona-Hilfen über 5,8 Milliarden Euro nur dann ausgezahlt werden, wenn Budapest bestimmte Meilensteine im Bereich Rechtsstaatlichkeit erreicht hat. Beiden Empfehlungen müssen die EU-Staaten zustimmen.
    Die Kommission befand zuletzt, dass Ungarn zwar eine Reihe von Reformen durchgeführt habe, aber zentrale Aspekte nicht angemessen umgesetzt worden seien. Es seien noch wesentliche Schritte erforderlich, um verbleibende Risiken für den EU-Haushalt in Ungarn zu beseitigen. Konkret wird etwa befürchtet, dass wegen Korruption EU-Mittel nicht zu vorgesehenen Zwecken eingesetzt werden.
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    Quelle: dpa
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