Stewart Rhodes führt die "Oath Keeper" an, eine rechte Miliz in den USA. Im Interview spricht er über seine Angst vor Wahlmanipulation. Und warum er die Linke gefährlich findet.
ZDF: Wie sehen Sie die Rolle der Oathkeepers bei der bevorstehenden US-Wahl?
Stewart Rhodes: Bei der letzten Wahl 2016 waren wir sehr besorgt, weil wir die Gefahr der Wahlfälschung gesehen haben. Diese Gefahr ging vor allem von der Linken in diesem Land aus. Also haben wir Leute geschickt, die die Wahllokale im Auge behalten, alles verdeckt. Und das machen wir bei dieser Wahl jetzt wieder. Wir befürchten vor allem, dass es zu Wahlfälschung und möglicherweise auch zu Gewalt rund um die Wahllokale kommt.
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ZDF: Was werden ihre Leute denn am Wahlabend konkret tun?
Rhodes: Manche sind offizielle Wahlbeobachter, sie beobachten die Abläufe, so wie andere Wahlbeobachter auch. Nur dass unsere Mitglieder ehemalige Polizisten und Soldaten sind, die auch schauen, dass da nichts Illegales vonstattengeht.
Wir gehen davon aus, dass sie das jetzt rund um die Wahl auch so machen.
ZDF: Aber sind es denn nicht gerade bewaffnete Beobachter, die die Wähler einschüchtern?
Rhodes: Das ist ja genau der Grund, warum wir verdeckt agieren werden. Wir laufen da ja nicht in Tarnuniform und Sturmgewehren herum. Vielleicht gibt es andere, die das machen. Ich halte das für eine dumme Idee.
Ich finde es viel schlauer, wenn die Anhänger der politischen Rechten das nicht machen. Lassen wir doch die Linken diejenigen sein, die gut sichtbar sind und denen man dann Wählereinschüchterung vorwerfen kann. Die Rechten sollten das nicht machen, das wäre ein Fehler. Deswegen machen wir das auch nicht.
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ZDF: Aber es gab doch Vorfälle, bei denen die Gewalt auch von Rechten ausging, die bewaffnet waren.
Rhodes: Wir haben vor kurzem in Louisville Pfandleiher und Tankstellen bewacht. Natürlich sind wir da bewaffnet. Aber nur weil man bewaffnet ist, heißt das ja nicht, dass man gewalttätig wird oder etwas Illegales tut.
Ich sehe keine massive Wählereinschüchterung durch die politische Rechte. Wenn es das gäbe, wäre ich natürlich dagegen.
ZDF: Was halten Sie denn von den Bemerkungen des Präsidenten, dass er die Macht unter Umständen nicht abgeben wird, wenn die Wahl seiner Ansicht nach gefälscht wurde?
Rhodes: Seit Jahren gibt es Belege für systematische Wahlfälschung. Die Linken geben das natürlich nicht zu. Aber wir sehen, wie illegale Ausländer überall im Land als Wähler registriert werden, ohne ihre Staatsbürgerschaft belegen zu müssen, da reicht der Führerschein.
Deswegen ist das Vertrauen in die Wahl auf beiden Seiten verloren gegangen. Die amerikanische Bevölkerung wird manipuliert und dermaßen polarisiert, dass sie sich gegenseitig hassen und den Ausgang der Wahl infrage stellen.
ZDF: Lassen Sie uns über den Wahlkampf sprechen. Vor kurzem war in den Schlagzeilen, dass eine Gruppe Extremisten die Gouverneurin von Michigan entführen und umbringen wollte. Was halten Sie davon?
Rhodes: Na, da hat ein FBI-Informant diese Volltrottel von diesem Plan überzeugt. So arbeitet das FBI. Sie suchen sich ein Paar Idioten, die nicht viel in der Birne haben und der FBI-Agent überredet sie dann dazu, so etwas zu machen. Sie gehen das Schritt für Schritt mit denen durch und ermutigen sie dazu, den Plan auszuführen. Und dann nehmen sie sie für das Verbrechen hoch, das sich das FBI selbst ausgedacht hat. Genau das ist dort passiert.
Elmar Theveßen berichtet über Donald Trumps Weigerung, eine friedliche Machtübergabe zu garantieren, rechte Milizen und die Feindschaft der Parteien.
ZDF: Was glauben Sie, wie die Wahl ausgeht?
Rhodes: Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, dann gewinnt Donald Trump haushoch. Aber ich traue dem Ergebnis nicht, wegen des Wahlbetrugs im großen Stil, von dem wir wissen, dass es ihn geben wird. Wissen Sie, was am Wahlabend passieren wird?
Dann haben sie auf einmal jede Menge Briefwahlstimmen gefunden und die konservativen Stimmen und die Stimmen der Armeeangehörigen, werden im Papierkorb verschwinden. Deswegen vertrauen wir dem System nicht.
Das Interview führte Annette Brieger aus dem ZDF-Studio in Washington, Übersetzung: Bastian Hartig.
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Am Ende entscheidet das Electoral CollegeEs heißt, das Volk wählt den Präsidenten, in den USA sind es die Wahlleute. Wie funktioniert das und wie kann es sein, dass am Ende womöglich nicht die Wählerstimmen entscheiden?
von Alica Jung