Nach massiver Kritik hat US-Präsident Donald Trump die Erstürmung des Kapitols durch seine Anhänger nun doch in einer Ansprache verurteilt. Und dabei auch Bidens Sieg anerkannt.
Nach einigem Zögern hat der amtierende US-Präsident Donald Trump die Krawalle seiner Anhänger am Kapitol scharf verurteilt. "Wie alle Amerikaner bin ich empört über die Gewalt, Gesetzlosigkeit und das Chaos", sagte Trump in einer Videobotschaft, die er am Donnerstagabend (Ortszeit) auf Twitter verbreitete.
Er sprach von einer "abscheulichen Attacke" auf den Kongresssitz. Jene, die Gewalt angewendet hätten, repräsentierten nicht das Land. Und jene, die Gesetze gebrochen hätten, würden dafür zahlen, sagte Trump. Es sei an der Zeit für "Heilung und Versöhnung".
Trump sagt geordnete Machtübergabe zu
Wütende Anhänger Trumps hatten am Mittwoch in einer beispiellosen Gewalteskalation das Kapitol in der US-Hauptstadt Washington gestürmt, nachdem der US-Präsident sie bei einer Großkundgebung mit Behauptungen über angeblichen Betrug bei der Präsidentschaftswahl angestachelt hatte.
Trump sagte in dem Video auch erneut zu, sich der Amtsübergabe an den gewählten Präsidenten Joe Biden nicht weiter in den Weg zu stellen. "Eine neue Regierung wird vereidigt werden", sagte Trump.
Dem Land als Präsident zu dienen, sei für ihn die Ehre seines Lebens gewesen. Bereits einige Stunden zuvor hatte Trump eine "geordnete" Amtsübergabe angekündigt. In seiner neuen Botschaft räumte er aber so explizit wie bislang nie ein, dass seine Präsidentschaft zu Ende geht.
Zwei Ministerinnen-Rücktritte
Am Donnerstag hatte zunächst Verkehrsministerin Elaine Chao angekündigt, sie werde ihr Amt am Montag aufgeben. Wenige Stunden später teilte dann Bildungsministerin Betsy DeVos in einem von der "New York Times" verbreiteten Schreiben an Trump mit, sie werde ihr Amt an diesem Freitag niederlegen.
Mit Blick auf die gewaltsamen Proteste am Mittwoch schrieb DeVos an Trump: "Es ist nicht zu verkennen, welche Auswirkungen Ihre Rhetorik auf die Situation hatte, und das ist der Wendepunkt für mich."
- Führende US-Politiker fordern Trump-Absetzung
Noch zwei Wochen wäre Trump US-Präsident. Doch womöglich könnte er wegen der Kapitol-Stürmung noch vorher des Amtes enthoben werden. Selbst Republikaner fordern das inzwischen.
Biden-Sieg durch Kongress bestätigt
Trump hatte die Präsidentschaftswahl im November klar gegen seinen demokratischen Herausforderer Biden verloren. Bis zuletzt wehrte sich Trump jedoch mit allen Mitteln dagegen, die Niederlage zu akzeptieren.
Die Proteste seiner Anhänger hatten sich gegen die Zertifizierung des Wahlergebnisses im Kongress gerichtet. Die beiden Kongresskammern bestätigten Bidens Sieg jedoch trotz der Ausschreitungen am frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit) offiziell.