Öffentlich will sich das Team um US-Präsident Trump mit Klagen und Demonstrationen gegen das Wahlergebnis wehren. Hinter den Kulissen mehren sich aber die Auflösungserscheinungen.
Der Streit über die Anerkennung des US-Wahlergebnisses zieht sich inzwischen bis ins engste Umfeld von Präsident Donald Trump. US-Medien berichten, wie enge Berater, führende Republikaner und Familienmitglieder Trumps versuchen, den Präsidenten zu einer Entscheidung zu bewegen.
CNN: Trump-Familie uneinig über Anerkennung der Wahl
Laut Nachrichtensender "CNN" sollen Ehefrau Melania Trump und Schwiegersohn Jared Kushner Trump zu einem öffentlichen Eingeständnis der Niederlage gedrängt haben. Die Söhne des Präsidenten sollen hingegen auf einen juristischen Feldzug gedrängt haben.
Wenige Stunden nach dem "CNN"-Bericht veröffentlichte Melania Trump auf ihrem Twitter-Account ein erstes öffentliches Statement in der Thematik, das den Artikel zu widerlegen zu versuchen scheint. Darin griff sie den von vielen Republikanern aktuell geäußerten Vorwurf der "illegalen Wählerstimmen" auf.
Kein Mitarbeiter will Trump die schlechte Nachricht überbringen
Auch das Onlinemedium "Axios" berichtet, dass ein Großteil der Mitarbeiter im Weißen Haus die Niederlage inzwischen realisiert hätten. "Doch niemand möchte der Überbringer der schlechten Nachricht sein." Bei einem Spitzentreffen am Samstag hätten mehrere Top-Berater vergeblich versucht, dem Präsidenten die Ausweglosigkeit der Prozesse vor Augen zu führen.
Lesen Sie hier alle Details zum aktuellen Stand der Trump-Klagen in den einzelnen Bundesstaaten:
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Viele Vorwürfe, wenig Chancen auf Erfolg
Das Team um US-Präsident Donald Trump verbreitet Gerüchte über angeblichen Wahlbetrug und plant Klagen gegen das Wahlergebnis. Warum dieses Vorhaben kaum Aussicht auf Erfolg hat.
Für Trump persönlich mag es vor allem ein gekränktes Ego und das Schaffen einer Dolchstoßlegende sein, das ihn das Offensichtliche öffentlich leugnen lässt. Für viele seiner Vertrauten und Mitarbeiter geht es jedoch auch um ihre berufliche Zukunft.
Viele Verträge von Mitarbeitern im Trump-Wahlkampfteam laufen jetzt nach Ende der Abstimmung aus. Mit dem Biden-Erfolg stirbt für viele von ihnen die Hoffnung, Teil der kommenden Administration zu werden.
Trump-Kampagne Ziel von Scherzanrufen
Die Angestellten und Freiwilligen im Hauptquartier der Trump-Wahlkampagne in Arlington, Virginia, sind dennoch weiter fest eingespannt in die Bemühungen, das Wahlergebnis juristisch anzufechten.
Unter anderem betreuen sie eine Telefonhotline, bei der Bürger angebliche Vorfälle und Irregularitäten melden können. Für die Mitarbeiter frustrierend: Nutzer der Plattform "TikTok" machten sich am Wochenende einen Spaß daraus, die Hotline mit Scherzanrufen zu überfluten, wie der Nachrichtensender "ABC" meldet.
Trump-Kampagne versucht, Schulden zu tilgen
Seit dem Wochenende versendet die Trump-Kampagne täglich Dutzende SMS- und E-Mail-Nachrichten an Unterstützer, in denen um Spenden geworben wird, um das Wahlergebnis anzufechten. Mit diesen Spenden sollen aber auch die Wahlkampfschulden der Organisation beglichen werden - 50 Prozent der Spenden sind dafür vorgesehen, heißt es im Kleingedruckten der Webseite.
Laut Nachrichtenagentur Reuters hofft die Organisation, so mindestens 60 Millionen US-Dollar eintreiben zu können.
Dass es die Trump-Kampagne hinter den Kulissen mit dem juristischen Anfechten der Wahl nicht allzu ernst zu nehmen scheint, zeigt das Beispiel Wisconsin. Dort stünde wegen des knappen Wahlausgangs theoretisch der Weg offen für eine Neuauszählung der Stimmen. Das müsste Trump beantragen und die notwendigen Kosten von drei Millionen US-Dollar aufbringen. Das ist laut einem Bericht der "Washington Post" jedoch nicht geschehen. "Trump scheint nicht mit ganzem Herzen bei der Sache zu sein", so das Fazit der US-Zeitung.