Gipfel: USA und Afrika planen gemeinsame Milliardenprojekte
Gipfeltreffen in Washington:Amerika und Afrika greifen nach den Sternen
von Elmar Theveßen, Washington
14.12.2022 | 21:47
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Die US-Regierung umwirbt afrikanische Staaten bei einem gemeinsamen Gipfel - für eine Partnerschaft auf Augenhöhe, wie Präsident Biden betont. Milliardenprojekte sollen folgen.
US-Präsident Biden will auf dem USA-Afrika-Gipfel Weichen für gemeinsame Milliardenprojekte auf dem afrikanischen Kontinent stellen.
Quelle: Reuters
"Wir greifen nach den Sternen, in der Überzeugung, dass die Erforschung des Weltraums der gesamten Menschheit und den künftigen Generationen zugutekommt." Wohlklingende Worte von einem, den man wohl nicht auf Anhieb mit dem Thema Raumfahrt in Verbindung bringen würde. Aber Paul Kagame, Präsident von Ruanda, meint es ernst, denn sein Land trägt mit einer Bodenstation der Satellitenfirma Global Star und als Standort einer Atlas-Antenne unmittelbar zu Amerikas Plänen für eine neue Mondlandung bei.
Zufällig trägt Kagame einen Anzug in der blauen Farbe der amerikanischen Weltraumbehörde, und natürlich ist auch Nasa-Chef Nelson Teilnehmer des US-Afrika-Weltraumforums.
Tweet des Weißen Hauses zum Gipfel
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USA und Afrika wollen gemeinsam Zukunftstechnologien entwickeln
Das Gespräch ist Teil des dreitägigen Gipfeltreffens afrikanischer Staats- und Regierungschefs mit den Spitzen der US-Regierung in Washington. Das gemeinsame Interesse an der Entwicklung von Zukunftstechnologien kommt nicht von ungefähr. Die Afrikaner hoffen, dass weltraumgestützte Systeme die Entwicklung ihres Kontinents voranbringen.
Flächendeckende Telekommunikationsnetze und ein superschnelles Internet sollen die Wirtschaft befeuern. Eine bessere Analyse der Auswirkungen des Klimawandels könnte bei der Bekämpfung von Dürre und Ernährungsengpässen helfen. Auch der Kampf gegen Terrorgruppen wird mit Aufklärungsdaten aus dem All erleichtert.
Nach fast vier Wochen kehrt die Raumkapsel der Mondmission Artemis 1 auf die Erde zurück. Auf ihrem Testflug konnte sie wichtige Daten für künftige Mondlandungen sammeln. 11.12.2022 | 1:20 min
Kamerun fordert friedliche Weltraum-Nutzung
Bei all dem aber, meint der Präsident Kameruns, dürfe der Weltraum nicht für militärische Zwecke missbraucht werden: "Mein Land glaubt", so Paul Biya, "dass der Weltraum noblen und erhabenen Zielen dienen sollte, die allen helfen sollten".
Deshalb ist Kamerun für eine friedliche Nutzung des Alls.
Paul Biya, Präsident Kameruns
Die Vereinigten Staaten verpflichten sich, wissenschaftliche Innovationen aus der Raumfahrt mit afrikanischen Staaten zu teilen, US-Firmen sollen den Ausbau der technischen Infrastruktur in Afrika mit vorantreiben.
US-Regierung fördert Gesundheitswesen in afrikanischen Staaten
Auch bei anderen Zukunftsthemen gibt es beim Gipfel weitreichende Vereinbarungen. Die amerikanische Regierung will mit weiteren vier Milliarden Dollar über drei Jahre die Ausbildung und Beschäftigung von Mitarbeitern im Gesundheitswesen der afrikanischen Staaten fördern und stellt zusätzliche Gelder für Frühwarnsysteme gegen Pandemien und den Ausbau der Impfstoffproduktion in Afrika in Aussicht.
Im Kampf gegen den Klimawandel erweitern die USA und Afrika die Zahl ihrer gemeinsamen Projekte - von den Investitionen in Solar- und Stromspeicheranlagen in Malawi und Sambia und den Vorarbeiten für ein riesiges Wasserkraftwerk in Sierra Leone über den Bau einer Anlage zum Ausfiltern von Kohlenstoff aus der Luft in Kenia bis zu einer Technologiepartnerschaft mit Ghana und Kenia für die friedliche Nutzung von Kernenergie, um die Abkehr von fossilen Brennstoffen zu erleichtern.
Amerika investiert wie China Milliarden in Afrika
Insgesamt addieren sich die neuen Investitionen auf 15 Milliarden Dollar zusätzlich zu den schon vereinbarten Projekten über mehr als 20 Milliarden Dollar.
Amerika will damit auch ein Stück weit neue Verbündete gewinnen, denn bei dieser Konferenz steht ein Elefant mit in jedem Tagungsraum - China. Zwar behauptet die US-Regierung, es gehe in ihrem Bemühen um die Partnerschaft mit Afrika nicht um Konkurrenz mit dem Regime in Peking, das im Rahmen der Seidenstraßen-Initiative ebenfalls viele Milliarden Dollar in den Kontinent investiert.
Europaabgeordneter Reinhard Bütikofer (Grüne) plädiert dafür, „mit Konsequenz“ aus „der russischen Erfahrung“ Lehren zu ziehen und die Abhängigkeit von China zu verringern.11.12.2022 | 5:24 min
Aber letztlich soll das amerikanische Engagement die Ausbreitung eines Autoritarismus nach chinesischem Vorbild in Afrika stoppen.
Mehrere Länder nicht zu Gipfel eingeladen
Aus genau diesem Grund waren fünf afrikanische Länder - Guinea, Sudan, Mali, Burkina Faso und Eritrea - gar nicht erst eingeladen. Sie fühlen sich aus Sicht Washingtons und der Afrikanischen Union keinerlei demokratischen Prinzipien verpflichtet.
Sie sind deshalb auch von dem hier frisch unterzeichneten, neuen Handelsabkommen zwischen den USA und einer Reihe afrikanischer Staaten ausgeschlossen, die einen riesigen Binnenmarkt in Afrika mit 1,3 Milliarden Menschen und einem Handelsvolumen von 3,4 Billionen Dollar schaffen wollen. Wäre diese Zone ein Staat, wäre es dann die fünftgrößte Volkswirtschaft der Erde.
Biden: Erfolg Afrikas bringt für alle bessere Zukunft
"Bei diesem Forum geht es darum, Verbindungen zu schaffen und Abmachungen zu treffen", sagte der US-Präsident bei seiner Rede am Mittwoch. Und unter dem Beifall der Teilnehmer fügte Joe Biden hinzu: "Aber vor allem geht es um die Zukunft, unsere gemeinsame Zukunft."
Wir wissen seit langem, dass Afrikas Erfolg und Wohlstand unverzichtbar sind ist für eine gemeinsame, bessere Zukunft für uns alle, nicht nur für Afrika.
Joe Biden, Präsident USA
Miteinander wollen Afrika und Amerika ihre hochfliegenden Pläne verwirklichen und dabei auch nach den Sternen greifen.
Russland und China mischen schon lange und intensiv in Afrika mit. Jetzt wollen offenbar auch die USA dem Kontinent näher rücken - und laden zu einem mehrtägigen Gipfel ein.