Kari Lake: Misses Trump 2.0 für Arizona

    US-Midterms:Misses Trump 2.0 tritt für Arizona an

    Alexandra Hawlin
    von Alexandra Hawlin, Phoenix
    |

    Kari Lake war jahrelang TV-Moderatorin. Nun stellt sie in Arizona ihren Meister Trump in den Schatten und punktet im Wahlkampf mit der großen Lüge von der gestohlenen Wahl.

    Gouverneurskandidatin Kari Lake bei einer Rede
    Im Rennen um den Gouverneursposten in Arizona tritt Kari Lake gegen die Demokratin Katie Hobbs an.
    Quelle: Reuters

    Bei den Midterms werden in 36 von 50 US-Bundesstaaten auch die Gouverneure gewählt. Kari Lake hat gute Chancen, den Posten in Arizona zu bekommen.

    Republikanerin Lake strahlt Stärke und Selbstbewusstsein aus

    Die republikanische Kandidatin Lake legt die letzten Meter im Wahlkampf im Bus zurück. Zwölf Stopps in den letzten drei Tagen vor dem Stichtag, dem 8. November. Halt macht die Republikanerin in kleineren Locations, wo sie sich ganz nahbar geben kann.

    Zwischenwahlen in den USA
    :Was bei den Midterms auf dem Spiel steht

    Für US-Präsident Joe Biden ist quasi Halbzeit. Worum es für ihn bei den Zwischenwahlen geht, welche möglichen Szenarien es gibt und wie Vorgänger Trump die Wahlen beeinflusst.
    von Alexandra Hawlin
    Das Kapitol der Vereinigten Staaten ist der Sitz des Kongresses, der Legislative der Vereinigten Staaten
    FAQ
    Man muss kein Fan von ihr sein, sondern nur einen ihrer Auftritte miterlebt haben, um zu merken: Wenn die 53-Jährige den Raum und die Bühne betritt, zieht sie die Aufmerksamkeit auf sich. Sie strahlt Stärke, Gelassenheit und Selbstbewusstsein aus, weiß, wie man die Menge aufheitert, spricht mit klarer, ruhiger Stimme. Was sie dabei aber sagt, macht sie zur Hardlinerin.

    Lake ist gegen Abtreibung und will die Mauer fertig bauen

    Lake will die Grenze schützen und die Mauer zu Mexiko "endlich zu Ende bauen". Sie setzt sich gegen das Recht auf Abtreibung ein. In den Schulen will sie Aufklärung zu Gender-Themen in den unteren Schulstufen verbieten und die "Critical Race Theory" abschaffen, denn diese habe lediglich für eine "Kultur der Angst" gesorgt und dafür, dass die Kinder sich nicht mehr trauen würden, das zu sagen, was sie denken.
    Doch da ist noch ein anderes Thema, das sie immer wieder bei ihren Reden auf den Tisch bringt: die Lüge von der gestohlenen Wahl 2020. Bis heute gibt es keine Beweise dafür und bis heute hat Donald Trump seine Niederlage nicht eingestanden. Auch Lake weigerte sich damals, vor zwei Jahren, als TV-Moderatorin den Sieg Joe Bidens zu verkünden. Und verbreitet auch heute noch die "Big Lie", die große Lüge.

    Donald Trump bezeichnet sie als ihren Freund

    Auf Trump lässt Lake nichts kommen. Viele würden ihr den Rat geben, sie solle sich doch von ihm distanzieren, erzählt sie ihren Zuhörern. Aber darauf sage sie, dass sie sich doch nicht von ihren Freunden distanzieren werde. Ganz im Gegenteil:

    Ich finde, er ist der Einzige, der das Chaos aufräumen kann, das Joe Biden hinterlässt. Und ich hoffe, dass er als Präsident kandidiert.

    Kari Lake über Donald Trump

    Im Oktober reiste Lake mit ihrer "Ask me anything"-Tour ("Frag mich alles") durch Arizona. "Meine Reise durchs Land sehe ich als Vorstellungsgespräch für den Job, um den ich mich bewerbe", sagt sie.

    Lake war über 20 Jahre bei Fox 10 News

    Auf ihrer Website stellt sich Lake als Tochter einer Krankenschwester vor und als jüngstes von neun Kindern. In Iowa aufgewachsen mag sie früh gelernt haben, wie man sich unter den Geschwistern Aufmerksamkeit verschafft und heraussticht. Nach dem Studium schlug sie eine Karriere beim Fernsehen ein. Über 20 Jahre lang war sie Anchor-Woman bei Fox 10 News in Phoenix, Arizona.
    Im Frühjahr 2021 wendete sie sich von den "Mainstream"-Medien, wie sie die Presse heute bezeichnet, ab. Sie ist mit dem Kameramann Jeff Halperin verheiratet, der sie auf allen Veranstaltungen begleitet und sie im perfekten Licht in Szene setzt. Gemeinsam haben sie zwei Kinder im Teenager-Alter.  

    Ein ungewöhnlicher Wahlkampf in Arizona

    Lake hat eine erfolgreiche, aber ungewöhnliche Kampagne geführt. Sie verzichtete komplett auf TV-Werbung, hat ein junges Team hinter sich (manche sind in ihren 20ern) und sie nutzt lieber Social Media als die Presse, um ihre Wähler zu erreichen. Auf Ratschläge von erfahrenen Kampagnenmanagern verzichtet sie, hört auf ihre Intuition.
    "Wozu sollte ich hochbezahlte Kampagnenmanager aus Washington einstellen?", sagt sie auf einer Veranstaltung.

    Ich brauche auch keine Meinungsforscher, ich kenne die Menschen in Arizona.

    Kari Lake über Ratschläge von Kampagnenmanagern

    Und die Menschen kennen sie, die ehemalige TV-Moderatorin, die über zwei Jahrzehnte jeden Abend in ihren Wohnzimmern war.
    Die "Fake Media", von denen sie sich abgewandt hat, würden sie ständig fragen, ob sie 2024 Präsidentin werden wolle, erzählt sie ihren Fans. "Zuerst einmal will ich die Fake News wissen lassen: Ich werde in den nächsten acht Jahren euer Albtraum werden", sagt Lake - und die Menge applaudiert.

    Auf Bundesebene geht es um den Kongress
    Die bedeutendsten Entscheidungen fallen zu den beiden Kammern des Kongresses. Die Wählerinnen und Wähler entscheiden über 35 der 100 Sitze im Senat und über alle 435 Abgeordneten im Repräsentantenhaus. Jeder der 50 US-Bundesstaaten stellt zwei Senatoren. Ihre Amtszeit dauert sechs Jahre - alle zwei Jahre wird rund ein Drittel von ihnen neu gewählt. Das Repräsentantenhaus wird dagegen alle zwei Jahre komplett neu bestimmt. Hier stellen die Bundesstaaten Abgeordnete gemäß ihrer Bevölkerungszahl.

    In den Bundesstaaten fallen Tausende weitere Entscheidungen
    Darüber hinaus gibt es Tausende weitere Abstimmungen. In 36 Staaten werden neue Gouverneure bestimmt - das mächtigste Amt in einem Bundesstaat, vergleichbar mit einem Ministerpräsidenten in Deutschland. In vielen Staaten werden zudem die eigenen Kongresse und einige andere Posten neu bestimmt - bis hinunter zur Sheriffs und Schulbeiräten, die großen Einfluss auf Strafverfolgung oder Unterrichtsstoff haben können.

    Abstimmung immer an einem Dienstag im November
    Seit 1845 werden die Wahlen am Dienstag nach dem ersten Montag im November abgehalten werden. In den stark landwirtschaftlich und religiös geprägten Vereinigten Staaten des 19. Jahrhunderts fiel die Wahl auf diesen Tag, weil zweierlei sichergestellt werden konnte: Einerseits waren Aussaat und Ernte bereits vorüber, während der harsche Winter noch nicht begonnen hatte; andererseits musste niemand an einem Gottesdienst-Sonntag die lange Reise zu einem Wahllokal antreten.

    Heute gibt es häufig Kritik, dass der Wahltag kein Feiertag ist. Gerade Demokraten glauben, dass dadurch viele ihrer Anhänger die oft langen Schlangen am Wahllokal nicht in Kauf nehmen wollen.

    Wahlberechtigt sind längst nicht alle erwachsenen US-Bürger
    In den USA kann nicht jeder von einem bestimmten Alter an zur Abstimmung gehen. Stattdessen müssen sich Wahlwillige in ein Verzeichnis eintragen lassen und auch angeben, ob sie als "Demokrat", "Republikaner" oder "unabhängig" geführt werden wollen. Bei der Wahl 2020 waren laut Zensus 252 Millionen Amerikaner über 18 Jahren wahlberechtigt, 155 Millionen machten davon Gebrauch - rund 67 Prozent, für die USA ein sehr hoher Wert.

    Quelle: dpa

    Im Gouverneursrennen in Arizona tritt Lake gegen die Demokratin Katie Hobbs an, die derzeit das Amt der Secretary of State inne hat. Wenn Lake verliert, hat die Republikanerin bereits klar gemacht, dass sie ein solches Ergebnis nicht anerkennen werde - getreu ihrem Vorbild Trump. Wenn Lake gewinnt, zeigt das, wie einflussreich Ex-Präsident Trump und seine Lüge von der gestohlenen Wahl immer noch sind.
    Alle Nachrichten, Hintergründe und Analysen zu den Midterms lesen Sie hier im Liveblog:

    Zwischenwahlen in den USA
    :Aktuelle News zu den Midterms

    35 Sitze im Senat und die Zusammensetzung im Repräsentantenhaus sind bei den Midterms in den USA gewählt worden. Hier können Sie die Entwicklungen im Liveblog nachlesen.
    Das Kapitol in Washington, D.C.
    Liveblog

    Zu den Midterms in den USA