Alles auf Anfang im Weißen Haus: Präsident Biden begeistert - vor allem, weil er nicht Trump ist. Ob das reicht? Was schon in den ersten Stunden alles anders ist - ein Überblick.
Für viele Millionen Amerikaner ist die Vereidigung des neuen Präsidenten der Startschuss in eine neue Ära. Joe Biden wird schon alleine dafür gefeiert, dass er Selbstverständlichkeiten wie Ehrlichkeit und Transparenz verspricht - von seinem Vorgänger Donald Trump war man anderes gewohnt.
Das macht Biden schon zu Beginn seiner Amtszeit anders:
Schneller Start
Schon in den ersten Stunden nach Amtsantritt macht Biden nicht nur etliche kontroverse Beschlüsse Trumps rückgängig. Nur Stunden nach dem Einzug ins Weiße Haus unterzeichnet er weit mehr als ein Dutzend Anordnungen. Angeblich werden ihm die Berge von Dekreten und Dokumenten, die er prüft und wiederruft, schubkarrenweise an den Schreibtisch geliefert.
Fauci ist zurück auf der Bühne
Viele der Maßnahmen gelten dem Kampf gegen das Coronavirus, an dem Trump zuletzt jegliches Interesse verloren zu haben schien. Für Biden und seine Vizepräsidentin Kamala Harris ist die Bewältigung der Pandemie die drängendste Aufgabe. In der Corona-Krise würden daher, so das neue Team, künftig wieder verstärkt Experten wie der prominente Immunologe Anthony Fauci die Bevölkerung informieren.
Trump hatte diesen zwar in die Task Force des Weißen Hauses berufen, dann aber an die Seitenlinie gedrängt, weil ihm die schonungslosen Warnungen des Experten missfielen.
Erstmals unter der Biden-Regierung ist Fauci auch wieder vor die Presse getreten. Als ihn die Journalisten immer wieder nach dem Unterschied zur alten Regierung fragen, sagt er:
Trump und der Klimawandel
Auch den von Trump veranlassten Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaabkommen hat Biden revidiert. Trump behauptete 2012, der Klimawandel wäre eine Erfindung der Chinesen, um der US-Wirtschaft zu schaden. Immer wieder meldete Trump sich bei Kälteeinbrüchen zu Wort, um zu spotten, wo denn bitte die Erderwärmung geblieben sei.
Eine Frage des Respekts
Biden fordert von seinen Mitarbeitern einen respektvollen Umgang miteinander - auch das war bei Trump nicht Usus, im Gegenteil: Der Republikaner verkündete die Entlassung von Mitarbeitern in manchen Fällen per Tweet. Seinen früheren Außenminister Rex Tillerson nannte er "strohdumm", Ex-Justizminister Jeff Sessions "eine Katastrophe", Ex-Verteidigungsminister James Mattis "den überbewertetsten General unseres Landes".
Biden dagegen warnt, wer Kollegen respektlos behandele, werde sofort entlassen. "Jeder, wirklich jeder, hat ein Recht darauf, mit Anstand und Würde behandelt zu werden."
Rassismus ist in den USA längst nicht mehr nur eine Frage von Schwarz oder Weiß. Das Land ist gespalten. Eine schwere Aufgabe für Biden und Harris.
Ende der Angriffe auf die Medien
Eine neue Tonlage herrscht auch gegenüber Journalisten. Bei ihrer ersten Pressekonferenz kündigt die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, an, "Wahrheit und Transparenz zurück in den Briefing-Raum zu bringen".
Trump empfand es als Affront, wenn Journalisten seine Meinung nicht teilten oder ihm eine seiner zahllosen Lügen nachwiesen. Er sprach dann von "Fake News" und verunglimpfte kritische Medien als "Feinde des Volkes".
Biden kann auch dünnhäutig werden
Der neue Präsident kann aber auch dünnhäutig sein. Als ihn im Wahlkampf ein Wähler auf die fragwürdigen Auslandsgeschäfte seines Sohnes Hunter ansprach, schimpfte Joe Biden: "Sie sind ein verdammter Lügner, Mann."
Auf die Frage eines Reporters, ob sein Ziel von 100 Millionen Covid-19-Impfungen in 100 Tagen nicht zu niedrig gesteckt sei, antwortet er: "Als ich es ankündigte, sagtet Ihr, es sei nicht möglich. Komm schon, Mann, mach mal halblang."