Wie die US-Republikaner jetzt gegen Joe Biden vorgehen

    Mehrheit im Repräsentantenhaus:Wie die Republikaner gegen Biden vorgehen

    Alexandra Hawlin
    von Alexandra Hawlin, Washington, D.C.
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    Die Republikaner haben die Mehrheit im US-Repräsentantenhaus gewonnen. Was das bedeutet und wie sie nun gegen Joe Biden vorgehen wollen.

    Ein Blick in das leere US-Repräsentantenhaus
    Die Republikaner haben bei den Zwischenwahlen die Mehrheit im US-Repräsentantenhaus gewonnen - wenn auch nur knapp.
    Quelle: dpa

    Kaum haben sie die (äußerst knappe) Mehrheit im Repräsentantenhaus geholt, kündigen die Republikaner auch schon Untersuchungen gegen US-Präsident Joe Biden an. Auf ihrer Zielscheibe steht einiges: Hunter Biden, der Abzug aus Afghanistan, das Vorgehen des Justizministeriums gegen Donald Trump.
    Die Republikaner werden Biden seine Regierungsarbeit in den kommenden zwei Jahren schwer machen. Denn sie können ihre Macht nicht nur für parlamentarische Untersuchungen gegen ihn nutzen, sondern auch Gesetzesinitiativen aus dem Weißen Haus blockieren. Darüber hinaus übernehmen sie die Kontrolle über wichtige Ausschüsse.





    Es ist wahrscheinlich, dass die Republikaner verschiedene Untersuchungen anstrengen werden. Auf ihrem Zettel stehen:
    • der chaotische Abzug der US-Truppen aus Afghanistan
    • die Grenzpolitik von Alejandro Mayorkas, Minister für Innere Sicherheit
    • Schulschließungen und die Impfpflicht während der Corona-Pandemie
    • Priorität werden aber Untersuchungen zum Sohn des Präsidenten haben: Hunter Biden

    Priorität: Untersuchung zu Hunter Biden

    Der Republikanische Abgeordnete James Comer, der den Bundesstaat Kentucky im Repräsentantenhaus vertritt, stellte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz am Capitol Hill eine Untersuchung gegen Hunter Biden und die Familie Biden vor.

    Die Auslandsgeschäfte von Bidens Sohn Hunter hatten bereits in der Vergangenheit für Schlagzeilen gesorgt und den Republikanern Anlass für politische Angriffe auf Joe Biden gegeben. Hunter Biden geriet in den vergangenen Jahren in das Visier von Steuerfahndern: Untersucht wurde laut US-Medien, ob er und seine Partner bei Auslandsgeschäften vor allem in China gegen Steuer- und Geldwäschegesetze verstoßen hätten.

    Auch Geschäfte in der Ukraine warfen Fragen auf: Hunter Biden hatte zwischen 2014 und 2019 einen lukrativen Posten im Aufsichtsrat des ukrainischen Gaskonzerns Burisma inne, während Joe Biden als US-Vizepräsident federführend für die Ukraine zuständig war. Die Republikaner nehmen nun aber den Präsidenten selbst ins Visier.

    Quelle: dpa

    Comer sagte, dass es bei dieser Untersuchung nicht um Hunter Biden, sondern um Präsident Biden gehe, da er behauptete, der Präsident sei direkt in fragwürdige Geschäfte und Finanztransaktionen mit ausländischen Ländern und Unternehmen verwickelt.

    Republikaner werfen Joe Biden Lüge vor

    Joe Biden habe angegeben, nichts von diesen Geschäften gewusst zu haben, sagte der Abgeordnete James Comer. "Das war eine Lüge." Die Geschäfte seien meist von Bidens Sohn Hunter geführt worden, unter anderem in China, so Comer weiter. Whistleblowern zufolge sei Joe Biden aber eingebunden gewesen.
    Es gehe um die Frage, ob der Präsident durch ausländisches Geld kompromittiert sei und ob er eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstelle.
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    Repräsentantenhaus kann Gesetzesinitiativen blockieren

    Die Republikaner könnten ihre Mehrheit aber auch dazu nutzen, Amtsenthebungsverfahren gegen Mitglieder des Kabinetts zu eröffnen und Gesetzesvorhaben nach Belieben zu blockieren. Denn in den Gesetzgebungsprozess sind beide Kongresskammern eingebunden.
    Gerade in Haushaltsfragen kommt dem Repräsentantenhaus besonderes Gewicht zu. Die Republikaner haben damit gedroht, eine Anhebung der Schuldenobergrenze oder Finanzhilfen für die Ukraine zu blockieren. Gegen Gesetze, die vom Repräsentantenhaus vorgeschlagen werden, kann der Präsident wiederum ein Veto einlegen. Dennoch werden die Republikaner einige Gesetzentwürfe durchsetzen können, die auf ihrer Agenda stehen.

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    Senat bestimmt über Personalien

    Allerdings hat Biden durch den Sieg seiner Demokraten im Senat weiter die Möglichkeit, Nominierungen voranzutreiben. Wichtige Personalien auf Bundesebene - etwa Botschafter, Kabinettsmitglieder oder Bundesrichter - müssen dort bestätigt werden. Außerdem können die Demokraten im Senat ihrerseits Gesetzesinitiativen stoppen, die die Republikaner im Repräsentantenhaus auf den Weg bringen.
    Das neugewählte Repräsentantenhaus wird am 3. Januar erstmals zusammenkommen.
    Quelle: mit Material von dpa