An US-Schulen werden häufig Bücher zu kritischen Themen verboten. Um ein Zeichen gegen Zensur zu setzen, gibt es einen Weltbestseller nun als feuerfestes Unikat.
Der Kulturkampf in den USA hat die Schulen erreicht. In 26 der 50 US-Bundesstaaten werden Bücher verboten, die den Behörden zufolge für Kinder "unangebrachte Thematiken" wie Diskriminierung oder Fragen der sexuellen Identität behandeln.
Um auf die zunehmenden Verbote von Büchern und der Zensur an US-amerikanischen Schulen aufmerksam zu machen, hat die berühmte Bestsellerautorin Margaret Atwood zusammen mit dem Verlag Penguin Random House eine unverbrennbare Ausgabe ihres Buches "The Handmaid's Tale" (Deutsch: "Der Report der Magd") veröffentlicht.
130.000 US-Dollar für ein unverbrennbares Buch
Die Sonderausgabe des dystopischen Romans wurde vergangene Woche bei Sotheby‘s New York versteigert. Das Unikat besteht unter anderem aus Nickeldraht, rostfreiem Stahl, Aluminium und feuerfester Tinte. Atwood selbst versuchte erfolglos, diese Ausgabe mit einem Flammenwerfer in Brand zu setzen:
"Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal versuchen würde, eines meiner eigenen Bücher zu verbrennen und dabei scheitern würde. Der Report der Magd wurde viele Male verboten", sagt die 82-Jährige. "Manchmal von Schulbehörden, manchmal von Bibliotheken."
Die Versteigerung des Exemplars erzielte 130.000 US-Dollar. Der Erlös kommt PEN America zugute, einer Organisation, die sich für die freie Meinungsäußerung sowie für die Freiheit der Literatur in den USA und in der ganzen Welt einsetzt.
Verbotene Bücher zu Rassismus und LGBTQ-Identitäten
Einem Bericht von PEN America zufolge sind seit Juli vergangenen Jahres in den USA 1.586 Bücher in 86 Schuldistrikten in 26 Bundesstaaten verboten wurden, unter ihnen auch Atwoods "Report der Magd".
Jonathan Friedman, Leiter der Abteilung für freie Meinungsäußerung und Bildung von PEN America, hat den Bericht verfasst. Ihm zufolge handelt es sich dabei vor allem um Bücher, die sich mit Rassismus, amerikanischer Geschichte, LGBTQ-Identitäten, Geschlechterfragen oder Sex befassen.
Politisierung des Kulturkampfs
Verbote dieser Art sind keine Seltenheit in den USA. Immer wieder setzten sich konservative Eltern für die Entfernung von Büchern ein, so Friedman. Und er beobachtet eine zunehmende Einflussnahme von Politikern. Denn obwohl die Kämpfe um den Zugang zu umstrittenen Titeln von Bezirk zu Bezirk ausgetragen werden, drängen republikanisch geführte Staaten wie Florida, Tennessee und Texas auf Regelungen, um kontroverse Bücher aus Schulbibliotheken zu verbannen.
"Die Politiker nutzen die Gelegenheit, um das Thema zu politisieren. Sie rufen dazu auf, Bücher zu verbieten und bringen Gesetze ein, die die Entfernung von Büchern erleichtern", sagt Friedmann.
So hat in Texas Gouverneur Greg Abbott Druck auf die Schulbehörden ausgeübt, um nach seiner Ansicht "Pornografie" aus den Klassenzimmern zu verbieten. In Florida unterzeichnete Gouverneur Ron DeSantis ein Gesetz, dass Schulbibliotheken dazu verpflichtet, mehr Informationen über ihre Sammlungen zu veröffentlichen und der Gemeinschaft Mitsprache bei der Auswahl der Bücher ermöglicht.
Auch Bücherverbrennungen in der öffentlichen Diskussion
Für Aufsehen sorgte zudem die Aussage eines republikanischen Repräsentanten im Bundesstaat Tennessee, der Ende April vorschlug, "unangemessene" Bücher zu verbrennen. Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse ist die Versteigerung von Atwoods unverbrennbarem Buch ein Versuch, diesen Entwicklungen die Stirn zu bieten. "Das ist ein Buch, das nicht verbrannt werden kann und dass die Versuche, es zu zensieren, überleben wird", so die Einschätzung von Jonathan Friedman.