Die USA investieren Billionen Dollar in ein Infrastrukturprogramm im Kampf gegen den Klimawandel. Beim Klimagipfel nimmt US-Präsident Biden alle Länder in die Pflicht, zu handeln.
"Es geht nicht darum, in einem teuren, politisch korrekten, grünen Akt Häschen zu umarmen", so sprach der britische Premier beim Klimagipfel und fuhr fort, "es geht um Wachstum und Jobs." Boris Johnson erfasste in einem Satz die neue Dynamik, die vom virtuellen Treffen der 40 Staats- und Regierungschefs ausgeht.
Wenn Amerika fast 2,3 Billionen Dollar in ein Infrastrukturprogramm investiert, das bis 2050 zu Klimaneutralität führen soll; wenn Joe Biden sein Land mal eben auf die Halbierung der Treibhausgase bis 2030 verpflichtet; dann können die anderen nicht mehr mit dem Finger auf die USA deuten, um sich vor dem Handeln zu drücken.
Klimagipfel: Finanzierung von Maßnahmen
China, Russland, Indien und viele andere fühlten sich unter Druck und versprachen immerhin, sich zu beeilen, deutlich mehr zu tun. Die Vertreter der Staaten, die am meisten unter dem Klimawandel leiden, lasen den Industrienationen einmal mehr die Leviten.
Die Marschallinseln, Bangladesch, Tonga und andere haben wegen der pandemiebedingten Wirtschaftskrisen noch weniger Mittel, um ihre Klimaziele voranzutreiben. Sie brauchen Hilfe. Deshalb ging es am ersten Gipfeltag auch um die Finanzierung der Maßnahmen.
Kerry: Gelder aus Privatwirtschaft
Ohne Gelder von Investoren aus der Privatwirtschaft wird es nicht gehen. Erstmals, so erklärte Amerikas Klima-Zar John Kerry, seien globale Konzerne, Versicherungen und Banken mit an Bord:
Die Konzerne handeln nicht aus Nächstenliebe oder Naturverbundenheit, sondern aus der Einsicht, dass sich mit dem Umstieg auf klimafreundliche Energien viel Geld verdienen lässt.
Wirtschaftsboom durch Klimapolitik?
Wissenschaftler der Universität Princeton erwarten durch die Klimapolitik der Biden-Administration allein in den USA einen Wirtschaftsboom, bei dem schon bis 2030 eine halbe bis eine Million mehr Jobs entstehen, als durch den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen verloren gehen.
Natürlich gibt es auch jene, die nur einen Deal rausschlagen wollen, wenn sie sich bewegen. Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro will die Abholzung der Regenwälder unterbinden, aber - man höre genau hin - nur die illegale Abholzung, als würde seine Regierung nicht selbst am meisten zur Zerstörung der Wälder beitragen.
Technologien gegen Klimakrise
Ja, er zieht das Ziel der Klimaneutralität um zehn Jahre vor auf 2050, aber will dafür vorab Milliarden von Unterstützungsgeldern kassieren. Der mexikanische Präsident Lopez Obrador schlug gar vor, dass mexikanische Arbeiter, die bei der Aufforstung von Wäldern helfen, im Gegenzug in die USA einwandern dürfen.
Solche Deals waren mit Bidens Forderung nach Kreativität und Innovation sicher nicht gemeint. Ihm geht es eher um brandneue Technologien, um CO2 aus der Atmosphäre abzusaugen, Strom langfristiger zu speichern, Batterien zu recyceln und vieles mehr. All das wird Thema des zweien Gipfeltages sein.
Bastida: Unrealistisch und unvernünftig?
Vielleicht lassen sich ja einige der arroganten Zauderer doch noch von den Worten der 19-jährigen Umweltaktivistin Xiye Bastida beeindrucken:
"Ihr nennt uns oft unrealistisch und unvernünftig. Aber wer ist unrealistisch und unvernünftig angesichts dieser unambitionierten, wenig mutigen, sogenannten Lösungen? Ihr seid die, die Schlupflöcher schaffen und finden in Euren eigenen Entscheidungen, Resolutionen und Vereinbarungen. Ihr seid die Naiven, wenn Ihr glaubt, wir könnten diese Krise mit unserem derzeitigen Lebensstil überleben. Ihr seid die Pessimisten, wenn Ihr nicht daran glaubt, dass wir alles haben, was wir brauchen, um die Welt zu verändern."
- USA melden sich mit Emissionziel zurück
US-Präsident Biden sendet bei einem Online-Klimagipfel ein Signal an die Welt: Die USA sind nach Donald Trump zurück beim Klimaschutz. Sie heben zudem ihr Klimaziel deutlich an.