Es begann mit der Festnahme eines CNN-Korrespondenten vor laufender Kamera, mittlerweile wurden im Rahmen der Proteste über 100 Polizeiangriffe auf Medienvertreter gezählt.
Seit mehreren Tagen demonstrieren Menschen in den USA gegen rassistische Polizeigewalt, nachdem der 46-jährige George Floyd bei einer Polizeikontrolle durch weiße Polizisten zu Tode gekommen ist. Dabei kommt es auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Was neu ist, sind gezielte Angriffe durch Sicherheitskräfte auf Journalisten und Kameraleute.
Es begann mit der Festnahme des CNN-Reporters Omar Jimenez vor laufender Kamera am vergangenen Freitag. Kurz danach, am Samstag, wurden eine Reporterin des Nachrichtensenders MSNBC und ihr Team von einem Polizisten mit Gummigeschossen von ihrem zugewiesenen Drehort verdrängt. Die Fotografin Linda Tirado wurde in Minneapolis von einer Gummikugel der Polizei im Gesicht getroffen. Das linke Auge musste mittlerweile entfernt werden.
Angriffe auch auf ein deutsches Team
Die Rechercheplattform Bellingcat hat mittlerweile mehr als 100 Übergriffe auf Journalisten gezählt. Am Sonntag wurde auch ein deutsches Fernsehteam der Deutschen Welle von Polizisten beschossen und auch heute kam es wieder zu Angriffen auf ein Team des deutschen Auslandssenders:
Diese Angriffe seien durch nichts zu rechtfertigen, erklärte der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalistenverbands (DJV), Frank Überall:
Der DJV forderte strafrechtliche Konsequenzen für die beteiligten Polizisten.
Auch Trump wird für die Angriffe verantwortlich gemacht
Auch Reporter ohne Grenzen forderte, die Polizei müsse Journalisten schützen und dürfe sie nicht an ihrer Arbeit hindern. Die Organisation machte die häufig medienfeindliche Rhetorik von US-Präsident Donald Trump für die Gewalt verantwortlich.
"Es war vorauszusehen, dass die Art von Präsident Trump, die Medien zu dämonisieren und ein klares Feindbild aufzubauen, tatsächlich zu Gewalt führen würde", erklärte Geschäftsführer Christian Mihr.
Trump hatte Medien auf seinen Wahlkampfveranstaltungen als "Feinde des Volks" bezeichnet und wirft Reportern regelmäßig vor, falsch zu berichten.
Australien verurteilt die Angriffe gegen die Presse
Als erstes Land hat sich Australien nun öffentlich gegen die Gewalt gegen Medienschaffende während der Proteste ausgesprochen, nachdem auch ein australisches Team in der nähe des weißen Hauses von der Polizei mit Schlagstöcken und Tränengas angegriffen wurde. Außenministerin Marise Payne äußerte "starke Bedenken gegenüber den zuständigen Behörden in Washington".
Sehen Sie hier den Angriff auf das Team in Washington:
Jan Schneider ist Redakteur im ZDFheuteCheck-Team. Dem Autor auf Twitter folgen: @janatorium