Am Tag sind die Proteste in Washington meist friedlich, doch abends kommt es zu Ausschreitungen. Geschäfte werden zerstört. Viele Ladenbesitzer zeigen sich trotzdem solidarisch.
Während der landesweiten Proteste nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd werden Geschäfte geplündert und angezündet.
"Bevor irgendjemand uns etwas in den Mund legt, black lives matter", twittert Michelle Brown, Ladenbesitzerin aus Washington, D.C.. Ihr Café liegt unweit des Weißen Hauses und wurde während der nächtlichen Proteste am Wochenende zerstört. Die Scheiben sind eingeschlagen, es hat gebrannt. Trotz allem zeigt sie sich wie so viele andere weiter solidarisch mit der Protestbewegung.
"Ihre Emotionen und Reaktionen reichen von Traurigkeit über Empathie bis hin zu Wut, aber sie waren alle entschlossen, aufzuräumen und ihr Geschäft wieder in Gang zu bringen", sagt die Bürgermeisterin der Stadt, Muriel Bowser, nachdem sie mit den betroffenen Betreibern gesprochen hat.
Erst das Coronavirus, nun die Proteste - aber alle helfen
Im ganzen Land räumen sie tagsüber auf. Dan Harkhan, Eigentümer des Faifax Cinema in Los Angeles, ist gerührt von der Unterstützung, die er dabei von Passanten erfährt. "Es gibt Zerstörung und Chaos und im nächsten Moment, wenn du denkst, dass alles verloren ist, erlebst du dann das, großartig." So viele freundliche Menschen wären gekommen und hätten der ganzen Straße beim Aufräumen und Reinigen geholfen. Das sei gerade jetzt besonders wichtig, wo sie doch vor kurzem erst die Erlaubnis bekommen hätten, nach Corona wieder zu öffnen.
Todd Johnson, der Präsident der Handelskammer von Beverly Hills ist besorgt über die Unternehmer, die gerade erst eine sehr schwere Zeit hinter sich hätte. Die ganze Welt habe in den letzten drei Monaten erst die Pandemie durchgemacht und nun, wo sie hier wieder die Erlaubnis hätten, die Geschäfte und Restaurants zu öffnen, passiere das. Und:
Erst nachts kommt es zu Konfrontationen zwischen Demonstranten und Polizei
Tags ist der Protest meist friedlich, "silence beats violence - Ruhe schlägt Gewalt", hört man noch am Sonntagnachmittag vor dem Weißen Haus in Washington. Nachts ist das anders, die Stimmung zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften angespannt.
Auch in Europa gingen die Menschen auf die Straße, um gegen Rassismus zu protestieren.
Das ist auch in Minneapolis, dem Epizentrum der Proteste so. Suad Hassan und ihre Familie besitzen einige Geschäfte auf der Lake Street, einer bekannten Ausgehstraße. Jede Nacht stehen sie in diesen Tagen nun vor ihren Geschäften und bitten die Demonstranten, sie nicht zu zerstören:
Bislang sind sie verschont geblieben.
Viele Demonstranten fürchten, dass Gewalt ihr Botschaft überlagert
Suad hat beobachtet, dass die Proteste von einigen gekapert werden, die nicht für die gute Sache auf die Straße gehen, sondern nur auf Zerstörung und Gewalt aus seien. Sie kämen nicht aus Minneapolis. Es seien Jungs von außerhalb, das habe sie an ihren Dialekten erkannt.
Schwarze werden von Polizei und Gerichten schlechter behandelt als Weiße. Das belegen Statistiken und Studien. Immer wieder gab es auch besonnene Politiker, die die Menschen im Land zu einen suchten. Viele erwarten von Präsident Trump ein solches Zeichen.
"Sie wollen einfach nur Dinge zerstören", so Suad. Das ist eine Sorge vieler Demonstranten, dass am Ende womöglich dadurch ihre Botschaft weniger gehört werden könnte. Die Forderung nach einem Ende von Polizeigewalt gegenüber Schwarzen und Rassismus. Und Gerechtigkeit für den Tod von George Floyd und so vielen anderen schwarzen Gewaltopfern.
Mit Material von AP und Reuters. Der Autorin auf Twitter folgen @Alica_Jung