Seit der US-Wahl steigt die Desinformation im Netz rasant. Rechtskonservative versuchen nun, auf Plattformen wie Parler dem Factchecking von Twitter und Co. zu entgehen.
Dazu zählt Amtsinhaber Donald Trump. Dabei ist mit dem 8. Dezember eine wichtige Marke erreicht, auf dem Weg, um das Wahlergebnis zu besiegeln. Die Bundesstaaten müssen nun die Ergebnisse endgültig beglaubigen.
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Eine parallele Realität
Alle Versuche Trumps, die Wahl anzufechten, wurden von Gerichten abgeschmettert. Dies hält ihn und seine Anhänger*innen aber nicht davon ab, weiter zu behaupten, dass ihm die Wahl gestohlen wurde. Eine parallele Realität, in der sie überzeugt sind, Trump kann gar nicht verloren haben. Es klingt bizarr, aber tatsächlich wird genau dieses Narrativ in einigen TV-Sendern und Online-Seiten weiter gefüttert.
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Trumps Wahl-Klagen: "Zug ist abgefahren"Donald Trump ist bislang vor Gericht damit gescheitert, das Wahlergebnis zu kippen. Richter werden nun zu seinen Kritikern. Rund 35 von 50 Klagen sind bislang gescheitert.
Bei Twitter, Facebook und Co. werden Falschinformationen inzwischen immer öfter markiert und gesperrt. Auch Bloggerin Camille Wead aus Florida bekam eine Warnung, weil ihre Instagram-Story die Regeln der Plattformen verletzte. Im Netz nennt sie sich "the blonde politician". Die meisten Follower hat sie inzwischen auf Parler, einer neuen Plattform der politischen Rechten. Dort kann alles ohne Einschränkungen gepostet werden.
Voll von Verschwörungen und Hass
Post von Camille Wead
Quelle: ZDFCamille ist der Meinung, die großen Social-Media-Konzerne zensierten und gingen gezielt gegen Trump-Fans vor. "Sie wollen uns vorschreiben, was wir zu denken haben", meint Camille. Bei Parler passiert ihr das nicht. Storys über Betrug und Zensur, das wird hier geliked. So vergleicht Camille Facebook und Twitter mit Adolf Hitler.
Nachdem führende Medien Joe Biden zum Wahlsieger erklärten, hat Parler enormen Zulauf bekommen. Die Plattform ist voll von Verschwörungen und Hass, sagen Expert*innen, die Online-Rassismus bekämpfen. Auch gewaltbereite Gruppen wie die sogenannten Proud Boys haben hier die Chance, sich offen zu vernetzen, erklärt Michael Hayden vom Southern Poverty Law Center: "Das ist beunruhigend".
Stichwahl in Georgia entscheidend für Republikaner
Aber nicht nur im Netz, auch im TV wechseln Rechtskonservative in diesen Tagen immer häufiger den Sender. Fox News, Trumps ehemaliger Lieblingssender, hatte in dem Schlüsselstaat Arizona als Erstes Biden zum Sieger erklärt. Damit lag er dann deutlich vor Trump. Für seine Fans ungeheuerlich.
Statt Fox bekommen Sender wie Newsmax und One American News, die Trump-nah berichten, nun mehr Zuspruch. "Ich habe komplett zu Newsmax und OAN gewechselt und vertraue darauf, dass sie klar machen, dass diese Wahl noch nicht vorbei ist, denn das ist sie nicht", meint Camille.
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Trump kämpft um Mehrheit im US-SenatWenn schon nicht das Weiße Haus, dann soll es wenigstens der US-Senat sein: Um hier die Mehrheit der Republikaner zu sichern, kämpft Trump in Georgia für die Wahl zweier Senatoren.
Mit dem Online-Infokrieg wollen Trump und seine Fans vor allem auch eines erreichen: einen Sieg bei der Stichwahl Anfang Januar in Georgia. Dort entscheidet sich, ob Trumps Partei zumindest die Mehrheit im Senat behält. Lange wird sich das Betrugs-Narrativ aber nicht mehr aufrecht erhalten lassen: Spätestens am 20. Januar findet die Inauguration, die Amtseinführungszeremonie, im Weißen Haus statt, so steht es in der US-Verfassung.
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