Donald Trump war sie schon lange ein Dorn im Auge, nun haben die Republikaner sie aus der Fraktionsführung geworfen: Liz Cheney wurde ihre Kritik am Ex-Präsidenten zum Verhängnis.
Im Richtungsstreit der Republikaner ist die Trump-Kritikerin Liz Cheney auf Druck des früheren US-Präsidenten aus der Fraktionsführung im US-Repräsentantenhaus gedrängt worden. Eine Mehrheit der republikanischen Abgeordneten stimmte dafür, Cheney von dem Führungsposten zu entfernen, wie der Abgeordnete Adam Kinzinger nach der Sitzung hinter geschlossenen Türen sagte.
Warnungen vor Trump
Cheney hatte Donald Trumps Behauptungen über Wahlbetrug als "Lüge" gebrandmarkt und ihre Partei vor dem Ex-Präsidenten gewarnt. Als Vorsitzende der Republikanischen Konferenz im Repräsentantenhaus war sie die dritthöchste Abgeordnete ihrer Fraktion.
Cheney dürfte durch ihre Konkurrentin Elise Stefanik ersetzt werden. Nachdem Ex-Präsident Donald Trump sich hinter Stefanik gestellt hatte, hatte Fraktionschef Kevin McCarthy der 36-Jährigen seine Unterstützung ausgesprochen. Cheney (54) hat weiterhin ihr Abgeordnetenmandat.
Teile der "Grand Old Party" stehen auch nach dem Abgang von Ex-Präsident Trump hinter kruden Verschwörungsmythen. Die einen wollen Trumps Einfluss loswerden, die anderen sperren sich. Das spaltet die Partei und macht Parteifreunde zu Feinden.
Cheney: Trump hat Sturm auf Kapitol provoziert
In einer kämpferischen Rede am Dienstagabend im Kongress hatte Cheney betont, sie werde nicht schweigend zusehen, wie sich ihre Partei "dem Kreuzzug des ehemaligen Präsidenten anschließt, um unsere Demokratie zu untergraben". Dutzende Gerichte hätten Trumps Behauptung entkräftet, dass er durch Betrug um seine Wiederwahl gebracht worden sei.
Die Abgeordnete und Tochter des früheren US-Vizepräsidenten Dick Cheney sagte: "Heute stehen wir einer Bedrohung gegenüber, wie sie Amerika noch nie gesehen hat." Trump habe mit seinen haltlosen Behauptungen den Sturm auf das Kapitol am 6. Januar provoziert. Der Ex-Präsident habe nun "seine aggressiven Bemühungen wieder aufgenommen, die Amerikaner zu überzeugen, dass ihm die Wahl gestohlen wurde. Er riskiert, weitere Gewalt zu provozieren." Millionen Amerikaner seien von Trump in die Irre geführt worden. "Sie haben nur seine Worte gehört, aber nicht die Wahrheit", sagte Cheney.
Cheney forderte immer wieder Bruch mit Trump
Cheney hat von den Republikanern wiederholt einen Bruch mit Trump gefordert. In einem Gastbeitrag für die "Washington Post" am vergangenen Mittwoch hatte sie an ihre Parteikollegen appelliert, sich "von dem gefährlichen und antidemokratischen Trump-Personenkult" abzuwenden. Trump greift seinerseits Cheney seit Monaten an.
Vergangene Woche schrieb der frühere US-Präsident in seinem Blog: "Liz Cheney ist eine kriegshetzerische Närrin, die in der republikanischen Parteiführung nichts zu suchen hat."
Seit der Niederlage Trumps gegen seinen demokratischen Herausforderer Joe Biden bei der Wahl im November tobt ein Richtungsstreit in der Republikanischen Partei. Trump hat seine Niederlage bis heute nicht anerkannt. Sein Lager scheiterte mit Dutzenden Klagen gegen die Wahlergebnisse.
- Die ungewisse Zukunft der "Grand Old Party"
Neben Donald Trump ist auch seine Partei mitschuldig für die Ausschreitungen im und vor dem US-Kapitol. Die Republikaner sind im Inneren zerrissen und müssen sich neu erfinden.