Seit Beginn des Truppenabzugs sind die Taliban in Afghanistan auf dem Vormarsch. Die USA werfen den Islamisten "grauenhafte Gewalttaten" gegen die Zivilbevölkerung vor.
Die USA üben scharfe Kritik an den radikalislamischen Taliban in Afghanistan. Die Berichte über Gräueltaten der Taliban seien "zutiefst verstörend und vollkommen inakzeptabel", sagte US-Außenminister Antony Blinken am Montag in Washington.
Sein Ministerium teilte mit, die Taliban seien für die meisten der "grauenhaften Gewalttaten" im Land verantwortlich. Sie würden kaum Rücksicht auf menschliches Leben oder die Rechte des afghanischen Volkes nehmen.
Afghanische Regierung und Taliban verhandeln
Die US-Botschaft in Kabul warf den Taliban in einem Tweet vor, Dutzende Zivilisten im Gebiet von Spin Boldak in der Provinz Kandahar getötet zu haben. Die Botschaft forderte, die Führer der Taliban müssten zur Rechenschaft für die Verbrechen ihrer Kämpfer gezogen werden.
Ein Mitglied der Taliban-Delegation in Doha in Katar sagte Reuters, die Tweets seien unbegründet. In Doha verhandeln afghanische Regierung und Taliban über eine Beilegung des Konflikts.
Bis Ende des Monats wollen die USA alle Soldaten aus Afghanistan abziehen. Die Bundeswehr hat ihr Mandat im Norden des Landes am 30. Juni beendet und alle Soldaten zurückgeholt. Die Taliban haben im Kampf gegen Truppen der Regierung in Kabul bereits viele Bezirke in Afghanistan unter ihre Kontrolle gebracht.
USA wollen Afghanen aufnehmen
Angesichts der zunehmenden Gewalt und des Truppenabzugs erklärten sich die USA bereit, Tausende weitere Afghanen aufzunehmen, die während des Militäreinsatzes für die USA oder Einrichtungen mit US-Bezug gearbeitet hatten.
CDU-Chef Armin Laschet (CDU) sprach sich derweil dafür aus, Straffällige auch weiterhin nach Afghanistan abzuschieben. Die Lage erfordere eine fortlaufende Bewertung und sorgsames Vorgehen bei Rückführungen. "Aber unsere Linie bleibt klar: Wer in Deutschland straffällig wird, hat sein Gastrecht verwirkt", sagte der Unions-Kanzlerkandidat der "Bild".
- Warten auf Merkels Charterflüge
Die Taliban rücken in Afghanistan vor. Mittlerweile sind 1.363 frühere Helfer der Bundeswehr und ihre Familien ausgereist, 1.000 warten noch. Mehr Tempo, fordern Unterstützer.