Präsident Trump äußert sich wohlwollend über die Anhänger von Verschwörungsmythen von "QAnon". Das FBI indes warnt mit Blick auf die Bewegung vor einer Terrorbedrohung.
Die Verschwörungsmythen der QAnon-Bewegung sind mitten im US-Wahlkampf angekommen. Mehrere Kandidaten der Republikaner verbreiten inzwischen ganz offen Fantasien einer großen Weltverschwörung. Und Präsident Donald Trump sieht nichts Schlechtes darin, dass QAnon-Anhänger ihn als Retter der Welt betrachten.
Verschwörungsmythen
QAnon ist nicht neu. Die Verschwörungsenthusiasten bedienen sich zahlreicher Versatzstücke aus schon lange vorhandenen Mythen.
Im Kern geht es um eine angebliche Elite, bestehend aus Superreichen, Linken und Prominenten, die nach der Weltherrschaft streben. Mit dem Blut entführter Kinder wollten diese zudem ihr Leben verlängern.
Warum ist QAnon so gefährlich?
Der US-Präsident ist für die QAnon-Anhänger eine Art Messias, der die USA und die Welt vor diesen Verschwörern retten soll.
QAnon startete in den USA
Ihren Anfang nahm die Bewegung 2017 in Internetforen wie 4chan, inzwischen gibt es ein ganzes Universum an Büchern, Webseiten und Graswurzelorganisationen, die diese Inhalte verbreiten. Vor allem in den USA.
Das Q als eines der Symbole dieser Bewegung taucht seit 2018 immer wieder im Publikum auf, wenn Donald Trump zu seinen Anhängern spricht.
Trump äußert sich wohlwollend
Als Trump am Mittwoch auf sein Verhältnis zu QAnon angesprochen wurde, entgegnete er: "Ich weiß nicht viel über die Bewegung, außer dass sie mich sehr mögen, was ich schätze." Und weiter:
Dass sie in ihm offenbar den Retter der Welt sehen, nimmt Trump dabei gern an. "Wir retten die Welt vor einer radikal linken Philosophie, die dieses Land zerstören wird."
QAnon-Anhänger bei Republikanern
Trump unterstützt auch solche republikanischen Politiker in ihrem Wahlkampf, die sich als überzeugte Anhänger von QAnon hervorgetan haben. Dazu gehört Marjorie Taylor Greene aus Georgia. In dem Bundesstaat gewann sie vor einer Woche die republikanischen Vorwahlen. Donald Trump gratulierte ihr auf Twitter.
"Media Matters for America" ist eine Organisation, die konservative Medien in den USA beobachtet. 76 Politiker - darunter 71 Republikaner - zählt "Media Matters for America" zu den Anhängern der Verschwörungstheorien, darunter auch Greene. Auf Facebook und Twitter postet sie immer wieder Hashtags und Ansichten, die aus dem QAnon-Fundus stammen.
Miro Dittrich befasst sich bei der Amadeu-Antonio-Stiftung intensiv mit Verschwörungsglauben. Im Gespräch mit ZDFheute betont er, dass dieses Verwenden von QAnon-Codes und -Themen zeigt, auf welch breiter Basis die Bewegung zumindest in den USA inzwischen steht.
Viele republikanische Kandidaten glaubten schlicht, dass sie auf politische Unterstützung aus dem QAnon-Umfeld angewiesen seien, um zu gewinnen, so Dittrich.
Social Media Plattformen sperren Seiten
Auf den großen Social-Media-Plattformen wie Twitter und Facebook konnten QAnon-Anhänger über Jahre ungestört ihre Botschaften verbreiten. Seit wenigen Monaten hat aber offensichtlich ein Umdenken eingesetzt und das Gefahrenpotenzial durch die Bewegung wurde erkannt.
Am Mittwoch sperrte Facebook fast 900 Seiten und Gruppen, löschte 1.500 Werbeanzeigen, die QAnon-Inhalte verbreiten. Auch die Reichweite von mehr als 10.000 Instagram-Accounts und über 2.000 Facebook-Gruppen wurden eingeschränkt.
Das bedeutet, dass sie weniger oder gar nicht mehr durch die Algorithmen der Seite anderen Nutzern empfohlen werden. Auf einigen dieser Seiten war zuvor mehr oder minder offen zur Gewalt aufgerufen worden. Bereits im Juli hatte Twitter gehandelt und mehr als 7.000 QAnon-nahe Accounts gesperrt.
- Wie werden Verschwörungsvideos so erfolgreich
Verschwörungsmythen verbreiten sich in sozialen Medien anders als glaubwürdige Corona-Inhalte. Mit guter Vernetzung und Fleißarbeit erreicht eine Minderheit ein großes Publikum.
Terrorbedrohung durch Verschwörungstheorien
Immer häufiger berichten US-Medien über Anschlagspläne oder andere Gewaltaktionen, bei denen QAnon-Anhänger beteiligt sind.
Dittrich sieht hier ebenfalls eine große Gefahr:
Das FBI sieht das ähnlich und hat QAnon inzwischen als potenzielle Terrorgefahr eingestuft.
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