Ab heute sind die USA wieder zurück im Klimavertrag von Paris. Dass es der neue US-Präsident ernst meint, hat er schon gezeigt. Noch ist aber viel zu tun. Und es gibt Gegenwind.
Zurück im Klimavertrag. Was heißt das für die USA?
Die Rückkehr in den Klimavertrag von Paris ist weit mehr als ein symbolischer Akt. Denn daraus ergeben sich Verpflichtungen. Allen voran, dass die USA nun wieder darauf hinarbeiten müssen, die Erderwärmung auf maximal 2 und möglichst 1,5 Grad im Vergleich zur Mitte des 19. Jahrhunderts zu begrenzen.
Im letzten Jahr ist der Vertrag in die Umsetzung gegangen. Auch Washington muss jetzt ambitionierte und überprüfbare Reduktionsziele für Treibhausgase bis 2030 und langfristig auch für 2050 vorlegen - eigentlich sofort.
CO2 wird zum Wirtschaftsfaktor. In der EU müssen Kraftwerke, Industrie und Luftfahrt ihre CO2-Emissionen mit Zertifikaten ausgleichen. Aber reicht das?
US-Präsident Joe Biden hat für den 22. April einen internationalen Klimagipfel angekündigt. Gut möglich, dass er die Ziele dabei präsentieren wird. Realistisch ist laut Beobachtern bis 2030 ein anvisiertes Minus von etwa 50 Prozent im Vergleich zu 2005. Klimaschutzverbände fordern deutlich mehr.
Daneben müssen die USA Geld geben, mit dem vor allem ärmere Länder in der Klimakrise unterstützt werden. 2014 hatte das Land zum Beispiel versprochen, zwei Milliarden US-Dollar in den Grünen Klimafonds (GFC) einzuzahlen. Das Geld steht noch aus.
Meint es Biden wirklich ernst mit dem Klimaschutz?
Danach sieht es jedenfalls aus.
Ohne zu zögern hat Biden zum Beispiel bereits ein Moratorium für neue Öl- und Gas-Bohrrechte auf bundeseigenem Land verhängt und den Bau der umstrittenen Pipeline Keystone XL gestoppt.
Und auch die weiteren Ziele sind ambitioniert: Bis 2035 soll die Verschmutzung durch fossile Brennstoffe im Energiesektor komplett beseitigt sein, bis 2050 soll das ganze Land klimaneutral sein. Immerhin: Die Bundesbehörden wurden bereits angewiesen, nur noch emissionsfreie Autos zu kaufen.
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Mit Ex-Außenminister John Kerry hat sich Biden einen erfahrenen Klimabeauftragten an die Seite geholt. Der ist in seiner Funktion sogar Mitglied des Nationalen Sicherheitsrates. Beobachter stimmt das optimistisch, so erklärte Ottmar Edenhofer vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK):
Gibt es Widerstand in den USA?
Ja, in Teilen der Industrie und in den Reihen der Republikaner. Vor allem in Regionen, die von fossilen Energien leben, geht die Angst um, dass noch mehr Jobs wegfallen, als schon geschehen zum Beispiel durch das Pipeline-Aus. Der Biden-Administration hilft natürlich, dass die Demokraten im Kongress eine Mehrheit haben. Wichtige Vorhaben können durchgesetzt werden - vorerst, denn in zwei Jahren sind die nächsten Wahlen.
Als Geheimnis für die Akzeptanz könnte sich das Thema Arbeitsplätze erweisen. Biden hat versprochen, Millionen neuer Stellen durch die Förderung klimafreundlicher Technologien zu schaffen - zum Beispiel im Verkehrs- und Energiesektor. Und so wird er wohl daran gemessen werden, ob es ihm gelingt, die Wende auch zum Jobmotor zu machen.
Übernehmen die USA nun eine Führungsrolle in der Welt?
Nichts Geringeres ist der erklärte Plan. Kerry jedenfalls will die USA zum internationalen Vorbild machen: "Die Welt wird uns daran messen, was wir hier zu Hause tun können." Seit Trumps Rückzug hat vor allem die EU das Tempo bei den Klimaverhandlungen vorgeben. Die USA an ihrer Seite könnten tatsächlich einen Unterschied machen.
- Joe Biden
Der Demokrat Joe Biden ist der 46. Präsident der USA. Er ist der Nachfolger von Donald Trump im Weißen Haus. Bidens Amtszeit wird bestimmt von Russlands Krie...
Länder wie Brasilien, Australien oder Saudi-Arabien hatten es sich zuletzt gerne bequem gemacht im Schatten des Klima-Skeptikers Trump. Auf sie und auch auf China dürfte der Druck jetzt zunehmen - nicht zuletzt auf der Weltklimakonferenz in Glasgow im November.
Mark Hugo ist Redakteur in der ZDF-Umweltredaktion.