Es gibt zahlreiche Berichte über Vergewaltigungen in der Ukraine durch russische Soldaten. Nur wenige Fälle sind dokumentiert. Sie sind nur die Spitze eines Eisbergs, so Experten.
Das Leid der Frauen in der Ukraine
Viele betroffene Frauen schweigen aus Scham. Es habe viele Jahre gedauert, bis sie das Grauen verarbeitet hat, sagt die Ukrainerin Iryna Dovhan. 2014 wurde sie in Donezk von prorussischen Milizen festgenommen, gefoltert und vergewaltigt. Jetzt hilft sie den Frauen, die seit dem Angriff auf die Ukraine der Gewalt und dem Terror durch feindliche Soldaten ausgeliefert sind.
Ihr Ziel sei es, dass die Täter vor Gericht kommen. Sie hilft Frauen, die ihr Schicksal teilen, ermutigt sie.
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Hinter der Gewalt steckt brutale Systematik
Die 42-jährige Lesya wurde vergewaltigt, ihr Mann getötet. Iryna Dovhan hat sie in Makariv, einem kleinen Ort in der Nähe von Kiew, aufgesucht und ermutigt, sich helfen zu lassen. Inzwischen bekommt Leysa psychologische Unterstützung und hat ihren Fall der Polizei gemeldet.
Hinter der Gewalt stehe eine brutale Systematik, beobachtet die Psychologin Yuliya Dovzhyk aus Kiew: "Die Menschen erzählen uns: Als die Soldaten in ihr Dorf kamen, belästigten sie erst die Bewohner, dann fingen sie an, die Menschen zu missbrauchen, schlugen sie."
Nur wenige Fälle sind dokumentiert
Die sexualisierte Gewalt werde im Angriffskrieg auf die Ukraine gezielt als Kriegswaffe eingesetzt, sagen Experten wie der Traumatologe Professor Jan Kizilhan. Nur wenige Fälle sind dokumentiert. In der ganzen Ukraine gab es bis Juni gerade mal 124 bestätigte Fälle.
Zur psychologischen Kriegsführung zähle auch diese sexualisierte Gewalt, die Vergewaltigungen - mit dem Ziel, dass die Gesellschaft demotiviert wird und sich zurückzieht oder komplett zusammenbricht.
"Wir müssen dieses Schweigen der Frauen durchbrechen"
Die meisten Frauen schaffen es nicht zu reden, das weiß Professor Kizilhan. Er hat Hunderte von jesidischen Vergewaltigungsopfern aus dem Nordirak therapiert: "Wir müssen dieses Schweigen der Frauen durchbrechen", sagt er. Durch Betreuung und Begleitung seien Frauen in der Lage ihre Stimme zu erheben.
Täter müssten sich dann fürchten, wenn sie vor Gericht kommen. Auch, wenn die Verfolgung schwierig sei. Doch für die Überlebenden dieser Kriegsverbrechen sei es wichtig zu erfahren, dass sie nicht alleine sind.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.