Die Ukraine hat offenbar russische Schiffe im Hafen von Berdjansk zerstört. Das beeinträchtigt die Schlagkraft der russischen Schwarzmeerflotte zunächst aber wenig.
Russlands Marine steht bei vielen für große Schlachtkreuzer und Atom-U-Boote mit Interkontinentalraketen im nördlichen Eismeer.
Die Nordmeer-Flotte hatte Ende Januar auch für Aufsehen gesorgt, als sie mit einigen Schiffen in die Ostsee lief und Schwedens Regierung vorsichtshalber Truppen auf die schwedische Insel Gotland verlegte. Aber Russlands Seestreitkräfte sind mehr als die bekannte Flotte aus Murmansk. Im Ukraine-Krieg ist ein Blick auf die Schwarzmeerflotte wichtig.
Ukraine beschießt russische Schiffe
Als am 21. März die "Orsk", ein Versorgungsschiff der russischen Schwarzmeerflotte, in den Hafen von Berdjansk eingelaufen war, zitierte die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass einen russischen Marineoffizier: "Die Ankunft dieses großen Landungsschiffes" sei ein "wichtiges Ereignis, das logistische Möglichkeiten im Schwarzen Meer eröffnet". Die "Orsk", die 1.500 Tonnen Ladung transportieren könne, habe russische gepanzerte Fahrzeuge in die Ukraine gebracht.
Dann beschossen ukrainische Truppen die im Hafen liegenden Schiffe - offenbar mit Erfolg. Der ukrainische Generalstab erklärte in der Nacht zum Freitag auf Facebook, mehrere russische Landungsschiffe zerstört oder beschädigt zu haben. Zuvor hatte die ukrainische Marine mitgeteilt, sie habe den Truppentransporter "Orsk" zerstört.
Am Freitag geteilte Aufnahmen vom Hafen zeigten ein großes brennendes russisches Kriegsschiff. Ob es sich dabei um die "Orsk" handelt, war zunächst nicht eindeutig erkennbar. Von der Nachrichtenagentur AP analysierte Satellitenfotos des US-Erdbeobachtungsunternehmens Planet Labs zeigten allerdings Bilder von einem brennenden Schiff im Hafen der ukrainischen Stadt Berdjansk, die zu den Angaben über den Beschuss der "Orsk" passten.
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Schwarzmeerflotte wurde modernisiert
Die Schwarzmeerflotte wurde Anfang der 1990er Jahre umgerüstet - von einer auch Atomwaffen tragenden zu einer rein konventionellen Flotte. Das führte dazu, dass sie in der Folge weniger Mittel zugewiesen bekam als andere Marineverbände.
Die Unterfinanzierung wirkte sich zunächst negativ auf den Kampfwert der Flotte aus, doch seit knapp zehn Jahren läuft ein ernstzunehmendes Modernisierungsprogramm, das Früchte getragen hat. So verfügt die Schwarzmeerflotte über mehr als 50 einsatzbereite Überwasserschiffe - Arbeitsschiffe, Kleinstboote und Reserveeinheiten kommen noch hinzu.
Flotte hat große Feuerkraft
Zur Flotte gehören dabei unterschiedliche Schiffstypen: Die Bandbreite reicht vom vor zwei Jahren modernisierten Raketenkreuzer "Moskwa" über mehrere Kampfschiffe unterschiedlicher Größen bis zu Landungsschiffen unterschiedlicher Klassen, die Truppen an Küsten absetzen können.
Die Schwarzmeerflotte kann neben der "Moskwa" mit ihren Fregatten, Korvetten und Raketenbooten eine ganz erhebliche Feuerkraft entwickeln - auch bei der Beschießung von Zielen an Land.
Die Verluste, die die Flotte jüngst zum Beispiel im Hafen von Berdjansk erlitten hat, haben zwar international bei Beobachtern Aufmerksamkeit erregt, die Schlagkraft der Schwarzmeerflotte aber nicht wirklich beeinträchtigt.
Schwarzes Meer ist besonderes Seegebiet
Das Schwarze Meer hat vor allem für Marineschiffe einige Besonderheiten. So kann nicht jedes Kriegsschiff beliebig ins Schwarze Meer ein- oder auslaufen. Die Zufahrt zum Schwarzen Meer ist nur über die Meerenge am Bosporus möglich, die das Nato-Mitglied Türkei überwacht.
Welche Marineschiffe ins Schwarze Meer fahren dürfen, regelt das Meerengen-Abkommen von Montreux aus dem Jahr 1936. Danach müssen sich Kriegsschiffe von Ländern, die nicht am Schwarzen Meer liegen, sogar in Friedenszeiten acht Tage vor der Passage von Dardanellen und Bosporus bei der Türkei offiziell anmelden und dürfen dann nur drei Wochen im Schwarzen Meer bleiben. U-Boote oder große Kriegsschiffe, die mehr als 10.000 Tonnen Wasser verdrängen, wie zum Beispiel große Kreuzer, Schlachtschiffe oder Flugzeugträger, dürfen gar nicht durch die Meerenge ins Schwarze Meer fahren.
Am 28. Februar hatte die Türkei die Durchfahrt ins Schwarze Meer wegen des Ukraine-Krieges für alle Kriegsschiffe gesperrt. Damit kann Russland zwar keine weiteren Kriegsschiffe in das Seegebiet verlegen. Solange die Nato aber an ihrer Politik festhält, nicht als Kriegspartei in den Konflikt einzutreten, ist die russische Schwarzmeerflotte die mit Abstand größte und kampfstärkste Flotte im Schwarzen Meer.
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