Der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, erklärt im Interview mit dem ZDF heute journal, warum die Ukraine den Krieg gewinnen wird und warum er sich auf Scholz' Besuch freut.
Besuch vom Moderator des ZDF heute journals, Christian Sievers, in Kiew: Bürgermeister Vitali Klitschko gibt sich im Interview siegessicher. "Wir gewinnen diesen Krieg, diesen sinnlosen Krieg. Ich habe keine Zweifel", betont der ehemalige Boxprofi.
Für Klitschko ist die Rechnung ganz einfach:
Viele Journalisten würden ihn fragen, wieso er sich so sicher sei. "Ich möchte eines sagen. Wir sind Ukrainer. In jedem Krieg geht es um menschliche Leben. Viele Leute sind schon gestorben. Und die ganze Welt bewundert, wie die ukrainische Armee gegen die stärkste Armee der Welt, die russischen Armee, steht. Und man kann sagen, wir verteidigen unser Land erfolgreich."
In Kiew hat sich auch der ukrainische Präsident den Fragen des ZDF gestellt. Sehen Sie das Interview hier in ganzer Länge.
Klitschko: Kampf für Geld oder für Motivation
Die Ausgangslage zwischen den russischen Soldaten auf der einen Seite, und den ukrainischen Kämpfern auf der anderen, stellt sich nach Meinung von Klitschko ganz einfach dar: "Ich möchte ganz einfach beschreiben, dass russische Soldaten für das Geld kämpfen - gut bezahlt. Und unsere Soldaten haben eine riesige Motivation."
Am Ende stelle sich die Frage: "Sterben für das Geld oder Sterben für unsere Kinder?" Die Antwort ist nach Ansicht des Kiewer Stadtoberhaupts einfach: "Wir sind fest überzeugt, wir haben keine solchen Gedanken, wir werden nie aufgeben, wir werden weiterkämpfen und unsere Familien, unsere Kinder, unsere Zukunft verteidigen."
Klitschko: "Aufgeben ist keine Option"
"Wir haben hohe Verluste, wir haben keine Wahl", sagt Klitschko. Aufgeben sei keine Option. Die Ukraine sei immer ein friedliches Land gewesen. Aber jetzt habe Russland alle Werte, alle Regeln, gebrochen. Was jetzt passiere sei eine Tragödie "für ganz Europa".
Es sei aber auch eine "riesige Tragödie" für Russen. Auch russische Soldaten sterben, das sei eine Tragödie für Millionen von Menschen in Europa. "Wir dürfen nicht vergessen: Das ist der größte Krieg nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa."
Furcht vor russischem Machthunger
Zurück ins "russische Imperium", was nach Meinung von Klitschko das Ziel des Krieges ist, will das Land unter keinen Umständen. Der Wunsch der Ukrainer sei, ein Teil der europäischen Familie zu sein.
Die Machtansprüche Russlands gehen nach den Befürchtungen des Bürgermeisters sehr weit, "wir wissen nicht, wie weit die Pläne des Aggressors laufen". Man habe gedacht, Russland würde sich mit der Annexion der Krim zufriedengeben. "Die sind nicht zufrieden, die wollen Donezk, Luhansk, die wollen Cherson, Mykolajiw, die wollen Odessa, die wollen Kiew." Klitschko fürchtet, dass die russischen Interessen bis hin zur polnischen Grenze gehen, vielleicht sogar noch darüber hinaus.
Scholz-Besuch in Kiew mit Freude erwartet
Auf einen Besuch von Bundeskanzler Scholz in der Ukraine freut sich Klitschko bereits. Er werde es genießen, Scholz seine "schöne Stadt", die eine "echte europäische Stadt" sei, zu präsentieren. Der Besuch an sich sei geplant, allerdings könne man in der aktuellen Situation keine wirklich feste Planung machen.
Der Krieg in der Ukraine ist für die Menschen dort zu einem Teil des Lebens geworden. Was auch zum Leben gehört: Lachen – findet ein ukrainischer Comedian.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.