Wollen Sie Druck auf Scholz ausüben, Frau Strack-Zimmermann?

    Interview

    Strack-Zimmermann in Kiew:Wollen Sie Druck auf Kanzler Scholz ausüben?

    06.10.2022 | 22:49
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    Beim Thema Waffenlieferungen wirkt die Ampel uneins. FDP und Grüne wollen mehr, SPD nicht. Nun ist FDP-Politikerin Strack-Zimmermann nach Kiew gereist. Im ZDF erklärt sie, warum.

    Seit Tagen kann die ukrainische Armee Fortschritte in den Gebieten um Charkiw und Cherson erzielen. Wie anhaltend diese Erfolge sind, entscheidet aber auch die militärische Ausstattung der Ukraine, bei denen deutsche Waffenlieferungen eine maßgebliche Rolle spielen könnten, so Experten.
    Während besonders Politiker von Grünen und FDP auf die Lieferung schwerer Artillerie pochen, scheinen SPD und Bundeskanzler Olaf Scholz noch skeptisch zu sein. Um die Diskussionen nicht aus dem "warmen Deutschland rausführen", ist FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann nach Kiew gereist, sagt sie im Interview mit dem ZDF heute journal.
    Sehen Sie oben das gesamte Gespräch im Video.

    Strack-Zimmermann zum Nutzen deutscher Waffenlieferungen ...

    Zwar sei die ukrainische Armee wegen der anhaltenden Erfolge "guten Mutes". Dennoch würden die Streitkräfte nicht verdecken, "dass der Winter vor der Tür steht" und die russischen "Angriffe wieder zunehmen", berichtet Strack-Zimmermann von ihrem Besuch in Kiew und dem Norden des Landes.
    Sorgen bereite zudem, dass die Ukraine eine Menge ihrer eigener Panzer verloren habe. Man sei Deutschland für die bisherigen Waffenlieferungen zwar "sehr, sehr dankbar", hoffe jedoch auf weitere Lieferungen der Bundesregierung. "Gerade was Munition betrifft und eben auch anderes Gerät."
    Das "alte sowjetische Material" könne nicht im entferntesten die Qualität liefern wie deutsche Panzer. Von besonderem Interesse sei hier der Kampfpanzer Leopard 2, erklärt die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestags.

    Weil er (Leopard 2) von seiner Feuerkraft, von seiner Qualität eine völlig andere Situation hermacht, und es geht eben darum, russische Stellungen bekämpfen zu können.

    Marie-Agnes Strack-Zimmermann

    Mit dem Einsatz des Leopards könnte Kiew an wichtigen Stellen ihre Gegenoffensive verteidigen. "Dort nachzurücken, wäre eben ein wichtiges Moment."

    … zur Frage, ob sie mit ihrer Reise Druck auf den Kanzler ausüben will

    Bisher sträubt sich besonders die SPD-Führung, solche schweren Geräte in größeren Mengen zu liefern. Die Koalitionspartner FDP und Grüne sehen das anders. So hatte Strack-Zimmermann bereits im September vehement auf die Lieferung von Leopard-2-Panzern gepocht. Über die Symbolwirkung ihres Besuchs scheint sich die Politikerin durchaus bewusst zu sein.

    Also ich reise jetzt nicht hierhin, um ausschließlich Druck auf den Bundeskanzler zu machen.

    Marie-Agnes Strack-Zimmermann

    Das wäre laut Strack-Zimmermann "dann doch etwas zu simpel". Allein die Tatsache, dass sie gereist ist, würde unter Umständen jedoch "schon wirken".

    … zur Frage, ob deutsche Waffenlieferungen russische Narrative bedienen

    Mögliche Sorgen im Kanzleramt, die Bilder deutscher Panzer im Kampfgebiet könnten Wladimir Putins Propaganda-Narrativ befeuern, dass Russland in der Ukraine gegen Nazis kämpfe, kann die Verteidigungsexpertin nicht nachvollziehen.

    Wir sollten diesem Narrativ der Russen auch nicht zum Opfer fallen.

    Marie-Agnes Strack-Zimmermann

    "Gerade die Ukrainer, die ja unter den Nazis besonders gelitten haben, […] sehen den Leopard als Kampfmittel." Sie wisse von Ukrainern, dass es für sie keine Rolle spiele, dass er in Deutschland hergestellt werde - viel wichtiger sei dessen militärische Leistung.
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    Quelle: ZDF
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