US-Kriegswaffenarsenal auf dem Prüfstand

    Ukraine und andere Krisenherde:US-Kriegswaffenarsenal auf dem Prüfstand

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    Die USA unterstützen die Ukraine mit Waffen. Doch wie viel Material kann Washington noch liefern? Auch mit Blick auf mögliche weitere Krisenherde prüft das Pentagon seine Vorräte.

    Ukrainische Soldaten mit einer aus den USA gelieferten Haubitze M777
    Ukrainische Soldaten mit einer aus den USA gelieferten Haubitze M777.
    Quelle: AP

    Woche für Woche braucht die Ukraine neue Waffen, der Krieg gönnt ihr kein Atemholen. Vieles davon kommt zumindest indirekt aus den USA, und für Washington stellen sich die Fragen: Wie groß ist unser Nachschub? Und wären genug Waffen da für den Fall eines weiteren größeren Konflikts?
    "Wir sind nicht in einer Situation, in der wir einige kritische Rüstungsgüter nur noch für wenige Tage zur Verfügung hätten", sagte kürzlich Pentagon-Finanzchef Michael McCord vor Journalisten. "Aber wir unterstützen jetzt einen Partner, bei dem das so ist."

    US-Rüstungsindustrie nicht auf großen Landkrieg ausgerichtet

    Der russische Krieg gegen die Ukraine könnte sich noch lange ziehen. Für die Ukraine gehen fast wöchentlich Waffenlieferungen an die Front. In dieser Woche kündigten die USA weitere 20 Millionen Schuss Munition für Kleinwaffen an.
    Die Produktionslinien der US-Rüstungsindustrie sind indes nicht auf einen großen Krieg zu Lande ausgelegt. Einige, wie die für die Stinger-Rakete, sind sogar stillgelegt worden.

    Waffen für möglichen Konflikt zwischen China und Taiwan?

    Doch nicht nur mit Blick auf den Ukraine-Krieg, sondern auch auf mögliche weitere Krisenherde stellt Washington sein Arsenal auf den Prüfstand. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Konflikt zwischen China und Taiwan, das von Peking als eigenes Territorium betrachtet wird.
    Panzer
    Durch die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China über den Status von Taiwan, sind die Kinmen-Inseln von besonderem Interesse, da sie nahe der chinesischen Küste liegen.21.09.2022 | 7:15 min
    "Was würde passieren, wenn im Indo-Pacom etwas in die Luft ginge? Nicht in fünf Jahren, nicht in zehn Jahren, sondern wenn es nächste Woche passieren würde?", fragte Bill LaPlante, der Chef-Waffeneinkäufer des Pentagons, dieser Tage in Bezug auf das Indo-Pazifik-Kommando der US-Streitkräfte.

    Was haben wir in ausreichender Menge? Was, das tatsächlich schlagkräftig ist? Das sind die Fragen, die wir uns in dieser Minute stellen.

    Bill LaPlante

    Anfang September hatten die USA angekündigt, Taiwan Waffen im Wert von 1,1 Milliarden Dollar liefern zu wollen.
    Die US-Streitkräfte verwenden nach Auskunft aus dem Pentagon viele Munitions- und Rüstungsgüter, die die Ukraine besonders braucht. Dazu zählen das Raketenartilleriesystem HIMARS, Stinger-Raketen und 155-Millimeter-Haubitzen. Nun werde der Bedarf an Lagerbeständen geprüft, erklärte Pentagon-Vertreter Doug Bush in dieser Woche vor Journalisten.

    Militärhilfen in Höhe von 19 Milliarden US-Dollar

    "Sie schauen, was die Ukraine verwendet, was wir produzieren können und wie schnell wir aufstocken können." All das seien Faktoren, die einbezogen würden in die Überlegung, wie groß der Vorkriegsvorrat sein müsse, sagte Bush. "Je langsamer man nachlegt, desto größer muss der Vorrat zu Beginn sein."
    Die militärischen Hilfen der USA werden entweder über Bestände aus den Lagern gestemmt oder über gesteigerte Produktionsverträge mit der Industrie finanziert. Bislang beläuft sich die Militärhilfe auf mindestens 19 Milliarden US-Dollar (18,2 Milliarden Euro).

    Beschaffungsprobleme bei Bauteilen - Waffennachschub stockt

    Doch selbst wenn weiter Geld dafür fließt, zeichnet sich ab, dass der Waffennachschub stockt. Die Produktion von mehreren der für die Ukraine wichtigen Systeme wurde bereits vor Jahren heruntergefahren, wie eben die der Stinger-Raketen.
    Im Mai erteilte das Pentagon dem Rüstungskonzern Raytheon nach jahrelanger Pause zwar wieder einen Auftrag für 1.300 neue Stinger-Raketen, doch die Waffenschmiede konnte - wegen Beschaffungsproblemen bei Bauteilen - eine Fertigung nicht vor 2023 in Aussicht stellen.

    Ukraine-Krieg führt Probleme bei Waffenproduktion vor Augen

    "Die Stinger-Linie wurde 2008 stillgelegt", räumte der Einkäufer des Pentagons, LaPlante, ein. "Und wer hat das gemacht? Wir alle waren es." Die bisher an die Ukraine gelieferten 1.600 Stinger-Systeme machen nach Einschätzung von Mark Cancian vom Politikforschungsinstitut CSIS etwa ein Viertel des US-Arsenals aus.
    Der Ukraine-Krieg habe die Herausforderungen und Unzulänglichkeiten vor Augen geführt, lautet das Resümee von Ryan Brobst, Analyst am Politikforschungsinstitut FDD in Washington:

    Dieser Konflikt hat gezeigt, dass die Waffenproduktion in den Vereinigten Staaten und bei unseren Verbündeten für große Landkriege wohl ungenügend ist.

    Ryan Brobst, Analyse bei FDD

    Quelle: von Tara Copp, AP

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