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Schwere Waffen für die Ukraine : Sind deutsche Panzer eine schnelle Hilfe?

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Rufe, die Ukraine mit schweren Waffen zu unterstützen, werden lauter. Doch könnte das Land mit westlichen Panzern kurzfristig etwas anfangen? Einschätzungen von Militärexperten.

Panzer.
Sollten Panzer aus Deutschland in die Ukraine geliefert werden? (Leopard-Panzer, Symbolbild)
Quelle: Gregor Mayer/dpa/Symbolbild

Immer lauter werden die Forderungen an die Adresse von Kanzler Olaf Scholz, auch schwere Waffen in die Ukraine zu liefern. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba fordert von Scholz eine schnelle Zusage für weitere deutsche Waffen.

Doch nicht nur Kiew macht Druck, auch die CSU im Bundestag fordert eine rasche Entscheidung. Und auch in der eigenen Ampel-Koalition nimmt die Diskussion an Schärfe zu: Wirtschaftsminister und Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, "es müssen mehr Waffen kommen". Man könne "die Ukraine in dem Krieg nicht alleine lassen. Sie kämpft auch für uns."

Ähnlich äußerte sich Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann sagte im heute journal des ZDF: "Die Ukraine kann nicht warten, bis Deutschland sich sortiert hat." Gleichzeitig schränkte Strack-Zimmermann ein, dass sich nicht jedes schwere Waffenmaterial als Hilfe für die Ukraine eignet, weil Soldaten für viele Systeme zuvor eine Ausbildung brauchten.

Panzerausbildung dauert wenige Tage bis Jahre

Klar ist: Ukrainische Soldaten haben im Umgang mit westlicher Militärtechnik in der Regel keine Erfahrung. Doch wie lange ein Training, etwa für Gepard-, Marder- oder Leopard-Panzer dauert, hängt maßgeblich vom konkreten Waffensystem ab. Beispiel Marder-Panzer: Die Schätzungen von Experten für die nötige Ausbildung reichen von sechs Monaten bis zu drei Jahren. Gegen die jetzige russische Offensive würden vor allem modernere und kompliziert zu bedienende Waffen also kaum helfen.

Doch nach Aussage von Militärexperten kann es mitunter auch viel schneller gehen: "Natürlich müsste man die Soldaten ausbilden, aber das kann man vielfach auch mit einer verkürzten Ausbildung machen", sagt der Politikprofessor der Bundeswehruniversität München, Carlo Masala, im Gespräch mit ZDFheute.

Das geht zwar nicht mit allen Waffensystemen, nicht mit einem Gepard-Panzer - aber einen Leopard-Panzer zu bedienen, ist kein Hexenwerk.
Militärexperte Carlo Masala

Auch der Chef des Rüstungskonzerns Rheinmetall, Armin Pappberger, der bereits ausgemusterte Kampfpanzer vom Typ Leopard 1 und Marder für die Ukraine angeboten hat, zeigte sich optimistischer: Dem "Handelsblatt" sagte er, ukrainische Soldaten könnten innerhalb weniger Tage für den Einsatz mit dem Leopard 1 geschult werden, wenn sie eine gewisse Erfahrung mitbrächten.

Experte: Krieg wird "noch Monate dauern"

Masala rechnet damit, dass der Krieg ohnehin noch Monate dauern werde. "Bei manchen Waffensystemen braucht man tatsächlich Monate für die Ausbildung, aber es gibt genügend Sachen, die wir liefern können: Die Ukraine verlangt Flugzeuge, gepanzerte Fahrzeuge, den Leopard-Panzer, Artillerie - bei alldem würde eine kurzfristige Lieferung und eine verkürzte Ausbildung funktionieren." Ein Problem sei jedoch der Aufbau einer Logistik-Kette, also einer Infrastruktur für die Wartung, Reparatur und Ersatzteile und um die Panzer mit Munition und Treibstoff zu versorgen:

Die meisten denken, man stellt den Ukrainern den Panzer in Kiew auf den Hof und dann ist es gut.
Militärexperte Carlo Masala

Aber es könne immer sein, dass Probleme im Gelände entstehen und Ersatzteile benötigt werden. "Das müssen sie organisieren, das ist die weitaus größere Herausforderung." Aber diese Logistik-Kette könne man in einiger Zeit sicherstellen: Die Ukrainer könnten sich die Ersatzteile zum Beispiel in Polen abholen, so der Experte.

"Ein Schützenpanzer, der nach einem Tag liegen bleibt und für den es dann keine Ersatzteile gibt, nutzt der Ukraine nichts", sagt auch der Militärexperte Frank Sauer in einem Interview mit dem "Spiegel". Doch die technischen und logistischen Herausforderungen könne man meistern. "Andere Länder tun es. Wir versuchen es nicht einmal."

Ringtausch als Lösung?

Sauer schlägt vor, dass beispielsweise deutsche Panzer als "Ersatz an andere Nato-Staaten in Osteuropa" geliefert werden könnten, die dafür wiederum ihr Gerät aus Sowjetzeiten an die Ukraine weitergeben. So könnte das Problem der Ausbildung für die Ukrainer wegfallen, auch die Instandhaltung sei einfacher zu gewährleisten, so Sauer.

Firmen wie Rheinmetall schlagen ebenfalls einen Ringtausch vor: Die Bundesregierung könnte ältere Waffen aus den Beständen liefern und sich bei der Industrie dann mit neuen Waffen eindecken. Der Vorschlag stößt bisher bei der Bundesregierung auf wenig Gegenliebe: "Das kann im Einzelfall sinnvoll sein. Aber wir müssen aufpassen, dass die Ukraine nicht zur Resterampe der Rüstungsindustrie wird", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters Regierungskreise.

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