Friedrich Merz hatte sich rar gemacht im Saarland. Trotzdem geht die Niederlage der CDU auch mit ihm als neuen Parteivorsitzenden nach Hause, sagt Politikwissenschaftlerin Römmele.
Sechs Sekunden lang ist der Auftritt von Friedrich Merz im Wahlvideo, das die CDU im Saarland vor der Wahl online stellt. Gerade einmal sechs von insgesamt 93 Sekunden. Es geht um die künftige Regierung im Saarland, sagt Merz mehr pflichtbewusst als überzeugt - während er die Hand in der Hosentasche vergräbt. Kann man sich als CDU-Vorsitzender weniger engagieren im Wahlkampf?
Die Niederlage im Saarland dürften sie schon einkalkuliert haben in der CDU-Parteizentrale. Aber es sollte die Niederlage von Tobias Hans sein, nicht die von Friedrich Merz. Merz sei noch keine 100 Tage im Amt, sagt CDU-Bundesvize Andreas Jung. Doch Politikwissenschaftlerin Andrea Römmele widerspricht. Sie sagt:
SPD wirkte viel geschlossener
Die Bundes-CDU habe sich im Prinzip gar nicht im Saarland gezeigt, die SPD hingegen habe geschlossen für Spitzenkandidatin Anke Rehlinger geworben. "Kampagnen sind wichtig", sagt Römmele - und die habe die SPD eben hinbekommen, die CDU nicht.
Vor fünf Jahren hatte das Saarland der CDU noch Auftrieb gegeben. Annegret Kramp-Karrenbauer beendete mit ihrem Wahlsieg seinerzeit den Höhenflug des damaligen SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz.
Dieses Signal bleibt 2022 für die CDU aus. Mehr noch: Auch bei der Landtagswahl in NRW könnte der CDU im Mai der Machtverlust drohen. Ab sofort muss Merz gegen den Trend kämpfen.
Das Ende der Linkspartei
Konsequenzen in Berlin dürfte die Landtagswahl auch für die Linke haben. Nicht einmal mehr in ihrem Stammland kommt die Partei noch über fünf Prozent. Die Partei sei dabei, aus dem bundespolitischen Parteienspektrums zu verschwinden, sagt Andrea Römmele:
Römmele führt das auch darauf zurück, dass die beiden Vorsitzenden Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow die Partei nicht stringent führten. "Die eine blinkt links, die andere eher rechts, damit verliert die Linke ihre Positionierung."
Hennig-Wellsow selber sagt, sie beschleiche nicht der Gedanke, die Partei werde nicht mehr gebraucht. Die Verantwortung für die Niederlage schiebt sie an "die Genossen im Saarland" ab, auch an das Ex-Parteimitglied Oskar Lafontaine. Noch fordert kein führender Linker den Rücktritt der Partivorsitzenden. Doch zumindest der Tweet des linken Europapolitikers Martin Schirdewan ist dann doch deutlich: "Himmel, Arsch und Zwirn."
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