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Interview

Dürre in Ostdeutschland : "Eine völlig neue Qualität von Waldbränden"

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Die Waldbrände in Ostdeutschland sind Folgen der Klimakatastrophe. Und künftig drohen noch extremere Brände, sagt Kirsten Thonicke vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Zwei Feuerwehrfrauen bearbeiten den Waldboden
Zwei Feuerwehrfrauen bearbeiten den Waldboden bei Mühlberg.
Quelle: dpa

ZDFheute: In Brandenburg brennt immer noch die Lieberoser Heide. Auch in Sachsen gab es bereits im Juni Waldbrände. Sieht so Klimawandel in Deutschland aus?

Kirsten Thonicke: Die Zeichen deuten darauf hin, dass die Waldbrände in Ostdeutschland Folge der Klimakatastrophe sind. Wir haben jetzt das dritte Jahr in Folge eine Dürre, die durch die Niederschläge im Winter nicht ausgeglichen werden kann.

Die sandigen Böden mit den Kiefermonokulturen sind in ihrer Tiefe ausgetrocknet, die ganze Vegetation ist furchtbar gestresst, viele Bäume zum Beispiel sind an der oberen Krone geschädigt.

Wenn wir also bereits im Juni eine Hitzewelle sowie Dürre haben und prompt brechen Waldbrände aus, dann zeigt das: Das ist die Klimakatstrophe - übrigens genauso wie die Flutkatastrophe im Ahrtal.
Dr. Kirsten Thonicke, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

ZDFheute: In Teilen Brandenburgs besteht der Wald fast ausschließlich aus Kiefern. Warum begünstigt das Waldbrände?

Thonicke: Das Problem an Monokulturen ist ein Waldboden, der karg bleibt. Brandenburg hat sandige Böden, das hat uns die Eiszeit hinterlassen. Umso wichtiger ist eine andere Bewaldung.

Weniger Kiefermonukulturen, mehr Laubbäume wie zum Beispiel Eichen und krautige Pflanzen. Das führt zu mehr Unterwuchs, zu Laubblättern auf dem Boden und zu einer Humusschicht, die mehr Wasser speichern kann.  

Nach den Waldbränden in Brandenburg werden noch immer Glutnester gesichert, die einen weiteren Brand auslösen könnten. Monokulturen sind anfällig für Brände, denn eigentlich brennen die natürlichen Wälder nicht so leicht.

Beitragslänge:
1 min
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ZDFheute: Sind die Waldbrände in Brandenburg dieses Jahr besonders schlimm?

Thonicke: Brandenburg hatte schon immer die meisten Waldbrände, jetzt haben wir aber eine völlig neue Qualität, weil die Feuer so extrem werden. Die Hitze wird oft begleitet mit starken Winden. Dadurch steht die Feuerwehr vor neuen Herausforderungen.

Die Lieberoser Heide ist außerdem mit Munition belastet. Neben der Umwaldung, also dem Umbau des Waldes, muss auch die Munition entfernt werden. Das sind aber nur kurzfristige Maßnahmen. Langfristig müssen auch wir selber unser Verhalten ändern.

ZDFheute: Was heißt das?

Thonicke: 80 bis 90 Prozent der Waldbrände werden von Menschen ausgelöst. Wir müssen also viel vorsichtiger werden, wenn wir uns in der Natur bewegen. Wir können nicht mehr einfach überall im Freien grillen. Wir müssen Wasser sparen, etwa damit der Grundwasserspiegel nicht weiter absinkt.

Jeder muss sich fragen, ob er wirklich seinen Rasen sprengen muss. Wassernutzung, Dürre, Waldbrandgefahr - das hängt alles zusammen.
Dr. Kirsten Thonicke, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

ZDFheute: Und weiter?

Thonicke: Langfristig müssen wir weniger CO2 verbrauchen, bei dieser Erkenntnis landet man am Ende immer. Die aktuellen Ereignisse sollten und eine klare Warnung sein.

In Deutschland ist die mittlere Temperatur bereits um 1,5 Grad gestiegen. Damit ändern sich die Wettersysteme und langfristig das Klima. Wollen wir uns wirklich ausmalen, wie viele Wälder künftig brennen, wenn die Temperatur um zwei oder drei Grad steigt?

ZDFheute: Sie modellieren gerade mit anderen Forschenden aus Europa, wie sich die Waldbrandgefahr bis Ende des Jahrhunderts entwickeln wird. Was prognostizieren Sie?

Thonicke: Die Ergebnisse unserer Berechnungen erwarten wir im kommenden Jahr. Ein Zwischenergebnis steht aber schon fest: Die durch die Klimakatastrophe ausgelöste Waldbrandgefahr steigt. Je stärker die Erderwärmung ausfällt, desto größer wird sie.

Wir gehen davon aus, dass es durch die zunehmende Erwärmung, Hitzewellen und Trockenheit zu mehr extremen Waldbränden kommen wird. Die Feuersaison wird länger und schlimmer.
Dr. Kirsten Thonicke, Klimafolgenforscherin

Das Interview führte Dominik Rzepka aus dem ZDF-Hauptstadtstudio Berlin.

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