Flugausfälle, Verspätungen, lange Wartezeiten - das erwartet Passagiere heute an neun deutschen Flughäfen. Verdi hat das Sicherheitspersonal zu einem Warnstreik aufgerufen.
Hunderte Flugausfälle, geplatzte Reisepläne - bei Fluggästen ist heute Geduld gefragt: Mit erneut ganztägigen Warnstreiks haben die privaten Sicherheitskräfte an den Flughäfen am Dienstag einen Großteil des Luftverkehrs in Deutschland lahmgelegt. Betroffen sind Passagier-, Personal- und Warenkontrollen.
Mit der Ausweitung auf Leipzig wurden von der Gewerkschaft Verdi insgesamt neun Flughäfen bestreikt, um bessere Arbeitsbedingungen für die Fracht- und Passagierkontrolleure zu erzwingen.
Streiks an neun deutschen Flughäfen
Es kommt teils zu erheblichen Einschränkungen des Luftverkehrs. Einige Airlines hatten deshalb viele Flüge schon am Montag gestrichen und ihre Kunden darüber informiert. Allein am Drehkreuz Frankfurt sagten die Gesellschaften 118 von 790 geplanten Flügen ganz ab, wie der Betreiber Fraport berichtete. Zusteigen konnte am Rhein-Main-Flughafen niemand. Für Notfälle und Umsteiger wurde ein Notdienst eingerichtet.
Außerdem werden diese Flughäfen bestreikt:
- Berlin
- Bremen
- Hamburg
- Hannover
- Stuttgart
- Düsseldorf
- Köln/Bonn
- Leipzig
Fluggesellschaften empfehlen, sich vorab online zu informieren
Am Flughafen Düsseldorf fielen 140 von insgesamt 260 Abflügen und Ankünften aus. Am Flughafen Berlin-Brandenburg dürften rund 100 von 150 geplanten Abflügen ausfallen, wie eine Unternehmenssprecherin sagte. Von den etwa 150 Ankünften würden rund 50 gestrichen. Es gebe derzeit keine langen Schlangen und die Lage im Terminal sei ruhig. Viele Passagiere seien gar nicht erst zum Flughafen gekommen.
Am Köln/Bonn Airport konnten 50 von 60 Starts nicht stattfinden. Ähnlich war es in Stuttgart, wo einer Sprecherin zufolge 40 von 50 Abflügen abgesagt waren. Der Flughafen Hamburg hatte am Montag mitgeteilt, dass sämtliche 88 Abflüge ausfallen sollten. Auch in Bremen und Hannover kommt es zu Beeinträchtigungen.
Reisenden wird empfohlen, sich vorab online über den Flugstatus zu informieren, wie eine Sprecherin des Flughafens Stuttgart mitteilte.
Kritik vom Luftverkehrsverband: "Bogen überspannt"
Nach dem Start der neuerlichen Streiks an deutschen Flughäfen hat der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) scharfe Kritik an der Gewerkschaft Verdi geübt. Der erneute Aufruf "überspannt den Bogen eines Warnstreiks", erklärte BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow.
Obwohl weder Flughäfen noch Airlines mit Verdi im Tarifkonflikt stünden, "trifft dieser Streik in erster Linie den Luftverkehr und viele tausende Reisende". Das sei "unfair" und erschwere den Firmen der Branche und deren Beschäftigten die wirtschaftliche Wiederbelebung nach der Corona-Pandemie, fuhr der BDL fort.
Er sprach von einer "unverhältnismäßigen flächendeckenden Lahmlegung des Luftverkehrs". Damit verlasse Verdi die "Grundlage einer verantwortungsvollen Tarif- und Arbeitskampfpolitik".
Der Luftverkehrsverband bündelt Interessen unter anderem von Fluggesellschaften, Flughäfen und der Deutschen Flugsicherung. Er sitzt im aktuellen Tarifkonflikt nicht am Verhandlungstisch - dort streiten Verdi und der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) über mehr Geld für die etwa 25.000 Sicherheitskräfte an den deutschen Verkehrsflughäfen.
Bundesverband Deutscher Fluggesellschaften: "System macht alle Beteiligten erpressbar"
Auch der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) kritisierte die Warnstreiks. Er verlangte vom Staat eine Neuordnung der Sicherheitskontrollen, wie der BDF-Geschäftsführer, Michael Engel, mitteilte.
"Dieses System hat in den letzten zehn Jahren dazu geführt, dass sich die Kosten für diese Kontrollen in Deutschland verdoppelt haben", so Engel weiter.
Fünfte Verhandlungsrunde am Donnerstag
Nach Angaben des deutschen Flughafenverbandes ADV dürften die Streiks voraussichtlich zehntausende Passagiere betreffen. Auch der ADV übte am Montag scharfe Kritik. Bereits in der vergangenen Woche hatte Verdi zeitversetzt an mehreren Flughäfen ganztägige Warnstreiks durchgezogen, was zu Protesten bei den Flughäfen und Fluggesellschaften führte.
Verdi fordert in den Tarifverhandlungen mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen, den Stundenlohn um mindestens einen Euro zu erhöhen. Wesentlich kostspieliger könnten regionale Angleichungen sowie vereinheitlichte Tarifgruppen werden, die den Arbeitgebern zufolge für einzelne Beschäftigte bis zu 40 Prozent mehr Gehalt bringen würden. Die Arbeitgeber werfen der Gewerkschaft Maßlosigkeit vor, nachdem man bereits bis zu 22 Prozent angeboten habe.
Eine fünfte Runde in den Tarifverhandlungen zwischen Verdi und dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen ist für Donnerstag in Raunheim bei Frankfurt angesetzt.
- Warnstreiks an mehreren Flughäfen angekündigt
Die Gewerkschaft Verdi hat das Sicherheitspersonal an Flughäfen aufgefordert am Montag die Arbeit niederzulegen. Grund: Auch die dritte Tarifverhandlungsrunde ist gescheitert.