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Wahl in Berlin:Wegner und Giffey kämpfen ums Rote Rathaus
12.02.2023 | 07:31
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Rund 2,4 Millionen Berliner sind zur Wahl aufgerufen: Sie bestimmen, wer vom Roten Rathaus aus regiert. Wegner und Giffey haben die besten Aussichten.
Traut man den Umfragen, steht der Sieger der Wahl in Berlin fest: Kai Wegner. Das sagen ausnahmslos alle Institute voraus. Je größer sein Sieg ausfällt, desto energischer wird der CDU-Spitzenkandidat beanspruchen, Berlins zukünftige Regierung zu führen.
Doch damit aus dem Umfragekönig auch der Regierende Bürgermeister im Roten Rathaus wird, muss er Partner finden und eine Mehrheit hinter sich gewinnen. Momentan sieht es so aus, als gelänge ihm das nicht. Weder SPD noch Grüne sind geneigt, ihm den Steigbügel zu halten. Da kann die CDU noch so schäumen.
Giffey als Juniorpartnerin in Koalition nicht vorstellbar
"Das Rote Rathaus muss rot bleiben", sagt Franziska Giffey (SPD) gebetsmühlenartig. Sie will unbedingt Regierende Bürgermeisterin bleiben. Es geht auch um ihre politische Zukunft.
Weiterregieren, das kann ihr sogar gelingen, wenn die SPD nur auf dem zweiten Platz landet. Dann könnte ihr Bettina Jarasch von den Grünen, deren erklärtes Ziel es ebenfalls ist, Regierende Bürgermeisterin zu werden, die Führungsposition nicht streitig machen.
Die Grünen liegen in den letzten Umfragen hinter der SPD auf Platz 3. Jarasch würde unter Giffey weitermachen. Giffey dagegen ist als Juniorpartnerin kaum vorstellbar.
Für die Linke bleibt in Berlin nur Rot-Grün-Rot
Für Die Linke von Klaus Lederer, Berlins durchaus beliebtem Kultursenator, gibt es ohnehin keine andere Machtoption als Rot-Grün-Rot. Und so ist denkbar, dass die neue Regierung die alte sein wird. Die Mehrheit aber droht zu schrumpfen. 2021 waren es noch 54 Prozent, derzeit landet die Koalition bei rund um die 50 Prozent.
Quelle: Monika Skolimowska/dpa
Landeswahlleiter Stephan Bröchler zeigt sich zum Start der Wiederholungswahl in Berlin optimistisch. "Ich bin zuversichtlich, dass heute alles hoffentlich gut funktioniert", sagte er vor einem Wahllokal in Pankow. Bei ihm selbst sei am Morgen alles problemlos abgelaufen.
Vor der Wiederholungswahl habe man die Kommunikation mit den Bezirken intensiviert, mit der Druckerei gesprochen und alles genau kontrolliert, sagte Bröchler. Von einem ganz pannenfreien Wahltag gehe er dennoch nicht aus. Es gebe keine fehlerlose Wahl. "Also kleinere Wahlfehler werden auch heute vorkommen, aber eben quasi nicht diese strukturellen Fehler wie wir sie 2021 hatten."
Quelle: dpa
Vor der Wiederholungswahl habe man die Kommunikation mit den Bezirken intensiviert, mit der Druckerei gesprochen und alles genau kontrolliert, sagte Bröchler. Von einem ganz pannenfreien Wahltag gehe er dennoch nicht aus. Es gebe keine fehlerlose Wahl. "Also kleinere Wahlfehler werden auch heute vorkommen, aber eben quasi nicht diese strukturellen Fehler wie wir sie 2021 hatten."
Quelle: dpa
Berliner mit wenig Zutrauen in Parteien
Insgesamt trauen die Berliner den Parteien wenig zu. Die CDU mag vorne liegen - viele sprechen ihr trotzdem die Kompetenz ab, eine Regierung zu führen. Und mit dem aktuellen Senat sind, so eine Umfrage, zwei Drittel der Berliner unzufrieden.
Dabei hat Berlin die Flüchtlingsankünfte nach Ausbruch des Ukraine-Krieges gut bewältigt und Bürger und Unternehmen angesichts der Inflation mit Hilfen entlastet. "Berlin kann Krise", sagt Giffey, doch das verfängt nicht.
Die Gründe für den Unmut liegen tiefer. BER, das Wahldebakel, die Wohnungsnot, marode Schulen und Lehrermangel, eine Verkehrspolitik, die polarisiert, und die dysfunktionale Verwaltung. Letztere ist mitverantwortlich dafür, dass wichtige Vorhaben, seien es dringend benötigte Wohnungen oder neue Radwege, Ewigkeiten brauchen, um realisiert zu werden.
Neue Regierung muss Verwaltungsreform angehen
Das will Rot-Grün-Rot nun ändern, die Koalition hat Eckpunkte einer Verwaltungsreform vorgestellt. Sie soll der organisierten Unzuständigkeit, die seit rund 20 Jahren grassiert, ein Ende setzen. Endlich. Damit das gelingt, müsste die Landesverfassung geändert werden. Das geht nur mit Zweidrittelmehrheit im Abgeordnetenhaus. Hoffentlich kann man sich über Parteigrenzen hinweg darauf einigen, die Stadt regierbar zu machen. Wer immer im Roten Rathaus landet, muss das nach der Wahl vorantreiben. Es ist bitter nötig.
Stephan Merseburger ist Leiter des ZDF-Landesstudios Berlin.
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