Der Weltfrauentag ist auch ein Tag für die Alleinerziehenden. In den meisten Fällen sind es nämlich Mütter, die ihre Kinder ohne Partner großziehen. Lässt die Politik sie alleine?
Vieles habe sie damals "kalt überrascht", sagt Sara Buschmann. Von den Tücken der Teilzeit bis hin zur schwierigen Suche nach einem Kitaplatz für ihre Tochter - auf vieles war die 43-jährige Alleinerziehende aus Nordrhein-Westfalen nicht gefasst. Am Telefon erzählt sie:
Alleinerziehend wurde Buschmann, als ihre Tochter zehn Monate alt war. Heute, vier Jahre nach der Geburt, hat sie einen Teilzeitjob bei einer Agentur. Vollzeitarbeit? Schwierig. Vollzeitarbeit in einer Führungsposition? Nahezu unmöglich, sagt sie.
Alleinerziehende Männer deutlich in der Minderheit
Eine Schwangerschaft, sagt sie, sei für viele Frauen "ein kompletter Strich durch die Karriere". Weil sie Betroffenen Rat schenken wollte, gründete Buschmann im letzten Jahr die digitale Austauschplattform "Solomütter". Sie richte sich in erster Linie an Frauen, sagt sie. "Dafür wurde ich am Anfang relativ häufig angefeindet."
Denn es gibt auch Männer, die in Deutschland Kinder alleine großziehen. Aber sie sind, wie auch Buschmann hervorhebt, deutlich in der Minderheit.
-
Laut Statistischem Bundesamt war 2020 fast jede fünfte Familie eine Familie mit alleinerziehendem Elternteil. Und damit auch eine Familie mit besonderen finanziellen Belastungen, wie jüngste Zahlen zeigen: Nach Angaben der Arbeitsagentur gelten 31,6 Prozent der Alleinerziehenden-Haushalte als hilfsbedürftig, während es bei Partnern mit Kindern nur 6,4 Prozent seien.
Der Bundesverband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV) rechnet vor, dass 40 Prozent der Alleinerziehenden ihr Einkommen mit Hartz-IV aufstocken.
Jedes fünfte Kind in Deutschland wächst in Armut auf. Besonders oft betroffen: Kinder von alleinerziehenden Eltern. Warum ist das so? Eine Betroffene erzählt.
"Alleinerziehende sind am Rande ihrer Kräfte"
Gerade die Corona-Pandemie habe die ohnehin große Belastung für diese Gruppe "weiter potenziert", sagt VAMV-Bundesgeschäftsführerin Miriam Hoheisel der dpa. "Alleinerziehende sind am Rande ihrer Kräfte."
Mit dem Koalitionsvertrag hat sich die neue Bundesregierung zumindest auf dem Papier dazu verpflichtet, die Lage von Alleinerziehenden in Deutschland zu verbessern. Das Wort "Alleinerziehende" kommt dort immerhin fünfmal vor. Was sich schon konkret abzeichnet: Wenn sie eine Haushaltshilfe beschäftigen, sollen Alleinerziehende künftig 40 Prozent der Kosten vom Staat bezuschusst bekommen.
Ampel-Pläne gehen Verband nicht weit genug
Dem Verband VAMV ist das zu wenig. Dass Alleinerziehende dann weiterhin 60 Prozent der Kosten alleine tragen sollen, sei nicht in Ordnung, argumentiert Verbandschefin Hoheisel. Auch die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack zählt einige Baustellen auf. In den von der Ampel geplanten Steuergutschriften sieht sie beispielsweise kaum einen Mehrwert:
Frauen verdienen in Deutschland im Durchschnitt immer noch 18 Prozent weniger als Männer.
Grund für Armut vieler Alleinerziehender: zu niedrige Löhne
Und gerade da müsse der Staat ansetzen: Ein Grund für die Armut vieler Alleinerziehender seien viel zu niedrige Löhne, sagt Hannack. Das sieht auch die alleinerziehende Sara Buschmann so und stellt die Frage: "Sollte man Minijobs nicht eigentlich komplett abschaffen?"
Was sie sich von der neuen Bundesregierung grundsätzlich wünscht? "Gleiche Bezahlung und gleiche Chancen auf dem Arbeitsmarkt."
- Lohn: Frauen weiter deutlich hinter Männern
Der Unterschied beim Verdienst bleibt unverändert: Frauen verdienen im Durchschnitt pro Stunde vier Euro weniger als Männer.