Die Weltklimakonferenz geht in die Verlängerung. Vor allem ärmere Staaten fordern verbindliche Zusagen der Industrienationen. Kritik gibt es auch an einem Appell zum Kohleausstieg.
Bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow ist mit einer Verlängerung zu rechnen. Um viele Fragen wurde am Freitag bei der COP26 noch gerungen. Mehr Ehrgeiz und mehr Geld sind dabei zwei wichtige Themenfelder, also die Klimaschutzziele der fast 200 Staaten sowie die Klimahilfen für ärmere Länder.
1,5-Grad-Ziel soll der Maßstab sein
Zentrales Anliegen der britischen COP-Präsidentschaft ist es, das Ziel in Reichweite zu halten, die Erderwämung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Ist im Pariser Abkommen noch von deutlich unter zwei Grad, aber möglichst 1,5 Grad die Rede, hat sich die strengere Zielvorgabe mittlerweile weitgehend durchgesetzt.
Dies zeigt sich darin, dass auch in dem am Freitagmorgen vorgelegten Entwurf für die COP26-Rahmenentscheidung anerkannt wird, "dass die Auswirkungen des Klimawandels viel geringer sein werden bei einem Temperaturanstieg um 1,5 Grad verglichen mit zwei Grad" und dem Bekenntnis, die "Bemühungen zur Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad fortzusetzen".
Appell zum Kohleausstieg verwässert
Weiter enthalten im Entscheidungstext ist auch der Aufruf an die Staaten, ihre nationalen Klimaschutzziele (NDCs) schneller zu überprüfen. Dies soll bereits bis Ende 2022 erfolgen - drei Jahre früher als geplant. Allerdings wurde eingefügt, dass dabei jeweils "die besonderen nationalen Umstände" zu berücksichtigen seien.
Bemerkenswert ist, dass erstmals im Entscheidungstext ein Appell zum Kohleausstieg enthalten ist. Dieser wurde im überarbeiteten Entwurf allerdings verwässert, indem Kohlekraftwerke mit einer Technologie zur CO2-Abscheidung ausgenommen wurden. Bundesumweltministerin Svenja Schulze begrüßte den Appell dennoch als "Paradigmenwechsel".
Bei dem Appell, die Förderung für alle fossilen Energieträger einzustellen, wurde zudem eingeschränkt, dass damit "ineffiziente" Subventionen gemeint sind. Germanwatch-Geschäftsführer Christoph Bals kritisierte, da es dazu keine allgemeingültigen Regeln gebe, könnte damit jedes Land "effiziente Subventionen" selbst definieren.
Am offiziell letzten Tag geht der COP26 in die Verlängerung: Nach zähen Verhandlungen müssen sich die beinahe 200 Staaten auf eine gemeinsame Erklärung einigen.
Entwicklungsländern fehlt das Vertrauen
Dass die Industriestaaten ihre Zusage nicht eingehalten haben, den Entwicklungsländern ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar für Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel bereitzustellen, belastet die Verhandlungen. Ein von Deutschland und Kanada vor der COP26 vorgelegter Umsetzungsplan, wonach das Ziel nun aber spätestens 2023 erreicht wird, konnte die Vertrauenskrise nur abmildern.
Die Entwicklungsländer wollen erreichen, dass die Industrieländer die bisherigen Fehlbeträge bis 2024 definitiv ausgleichen. Offen ist überdies, wieviel Geld ab 2025 bereitgestellt wird und wie die Zusagen überprüft werden. Von den Klimahilfen fließt derzeit nur rund ein Viertel in Anpassungsmaßnahmen.
Im aktuellen Entwurf der Rahmenentscheidung werden die Industriestaaten auf Druck der Entwicklungsländer aufgefordert, ihre Anpassungshilfen angesichts zunehmender Wetterextreme "mindestens" zu verdoppeln. Beobachtern zufolge setzen sich die USA für individuelle Aufstockungen nationaler Hilfszusagen ein, die Entwicklungsländer dringen aber auf eine gemeinschaftliche Zusage der Industrieländer.